Eifel-Feuer
Mehr als gründlich. Wer immer das war, er hat nach etwas gesucht. Und ich wüßte gern, nach was.«
»Ich weiß es.«
»Sagen Sie es mir. Ich zahle jeden Preis«
»Das kann ich am Telefon nicht riskieren.«
»Gut. Wie komme ich an Sie heran?«
»Ich könnte gleich ein paar Kilometer Streife fahren. Wo sind Sie jetzt?«
»Das sage ich nicht.«
»Von jetzt an in etwa einer halben Stunde zwischen Kaltenborn und Jammelshofen. Okay?«
»Das ist okay. Ich fahre jetzt einen Ford Fiesta.«
»Deshalb also«, sagte sie befriedigt und hängte ein, ehe ich weiterfragen konnte.
Wir drehten sofort, und ich ließ wieder Germaine fahren.
»Das Mädchen riskiert doch Kopf und Kragen«, sagte sie.
»Sie ist einfach stinksauer, und das mit verdammt gutem Grund«, erwiderte ich. »Deutsche Polizisten werden beschissen bezahlt und noch viel beschissener eingesetzt.«
Nach zwanzig Minuten waren wir oben vor Jammelshofen und stoppten neben einer kleinen Waldinsel auf der rechten Seite kurz vor dem Ortsanfang.
Zehn Minuten später kam die Polizistin, stieg nicht einmal aus, sondern drehte nur das Fenster herunter. »Ihr müßt mächtig aufpassen«, rief sie gutgelaunt. »Die Hausdurchsuchung haben natürlich unsere Geheimdienstfreaks gemacht. Und zwar haben sie nach einer Unterlage des Amtes für Fernmeldewesen gesucht. Fragt mich nicht, was das für ein Amt ist, ich weiß es nicht. Und wieso der General etwas damit zu tun hatte, weiß ich auch nicht. Ebensowenig, was in der Unterlage stehen soll. Es müssen an die dreißig Blatt DIN A4 sein, und ...«
»... und sie haben sie nicht gefunden«, sagte Germaine.
»Nein«, bestätigte die Schmitz. »Haben sie nicht. Ich muß weiter, sonst komme ich in Schwierigkeiten.«
»Danke«, sagten wir zugleich und sahen ihr nach, wie sie mit Vollgas davonfuhr.
»Wieder zum Telefon«, sagte ich. »Und zwar verdammt schnell.«
Germaine machte es richtig, sie wendete nicht, sondern fuhr durch Jammelshofen auf die B 412 bis Kempenich.
»Du hast richtig Talent«, sagte ich, und sie freute sich darüber. Weil sie das aber nicht so einfach zugeben konnte, meinte sie aggressiv: »Ich will einfach einen Eisbecher mit Sahne, das ist alles.«
Wir fanden eine Kneipe, vor der Tische auf der Straße standen und Leute Eis löffelten. Also parkten wir und gingen in die Kneipe hinein. Es gab Eistee, und wir bestellten jeder gleich zwei, dann einen Erdbeerbecher mit Sahne und ein »anständiges gemischtes großes Eis«, wie Germaine sich zurückhaltend ausdrückte.
Als wir das Eis verspeist hatten, ließ ich mir das Telefon zeigen und rief Sibelius erneut an. »Wissen Sie, was das Amt für Fernmeldewesen ist und was es tut?«
»Jedenfalls nicht genau. Soweit ich weiß, ist es ein Bundesamt und zuständig für alles Fernmeldetechnische vom Telefon über alle Sorten Funkverkehr bis hin zu Morsegeräten. Ich kann das abklären, das müßte schnell zu machen sein. Wann brauchen Sie das und wohin?«
»Ich brauche nichts Schriftliches, kein Fax. Ich muß nur den Namen eines Kollegen haben, den ich in, sagen wir, zwei Stunden anrufen kann.«
»Eine Frau, lieber Baumeister, eine Frau. Karin Schwarz, die weiß auf diesem Sektor Bescheid. Soll sie sich auf irgendeinen Punkt konzentrieren?«
»Soll sie. Und zwar auf die Frage, was ein Mann wie der General mit diesem Amt für Fernmeldewesen zu tun gehabt haben könnte. Denn er hatte damit zu tun und ist wahrscheinlich deswegen umgebracht worden.«
»Ist das Ihr Ernst?«
»Ich habe für Scherze überhaupt keine Zeit.«
»Ist das eine Aufmachung, oder können wir eine Bauchbinde über den Titel legen?«
»Um Gottes willen noch nicht. Ich fange gerade an. Haben Sie schon Recherchen aus Brüssel? Ist zum Beispiel bekannt, ob er hier Urlaub machte oder einfach allein weiterarbeiten wollte? Gut, er wollte einen Redakteur treffen. Aber war das der einzige Zweck seiner Reise hierher?«
»Wahrscheinlich war das der einzige Zweck. Unser Büro in Brüssel war verdammt gut und hat sehr, sehr schnell reagiert. Der General hat seinen Schreibtisch aufgeräumt und hat sich von einem Fahrer in die Eifel bringen lassen...«
»Ja, ja, das weiß ich schon. Und ein zweiter Fahrer hat seinen Porsche gefahren, richtig?«
»Richtig. Aber warten Sie doch ab, Baumeister, Sie sind mir zu hektisch. Ich sagte, der General hat seinen Schreibtisch aufgeräumt. Mit anderen Worten: Er brachte zwei große Pappkartons mit und leerte seinen Schreibtisch vollkommen aus. Er hat
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