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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Fußweg ab, blieben stehen, und ihre Funkgeräte quakten leise. Aus Richtung des Neuen Marktes erschien ein großes Löschfahrzeug. Es hatte nicht einmal die Scheinwerfer eingeschaltet und blieb wie ein dicker Klumpen ungefähr fünfzig Meter entfernt stehen. Niemand stieg aus.
    Etwa drei Minuten später rollte ein schwarzer, funkelnder Ford Transit heran, ebenfalls ohne Scheinwerfer. Er fuhr vor das Haus des Generals und blieb stehen. Sechs Männer kletterten heraus, allesamt große Männer. Sie waren schwarz gekleidet und trugen Wollhauben, die nur Löcher für Augen, Nase und Mund hatten. Es war der klassische Anblick, bekannt aus Tausenden amerikanischer B-Filme, es war der Standardanblick, den ein Sondereinsatzkommando nun einmal bietet. Die Männer bekamen aus dem Transit Taschen und Kisten angereicht, nahmen sie auf und gingen zur Haustür. Sie verschwanden im Haus. Ich lag längst flach auf dem Bauch, um besser sehen zu können.
    Die Männer blieben etwa siebzehn Minuten im Haus, stiegen dann wieder in den Transit, der sofort wendete und wegfuhr.
    Jetzt war nicht einmal mehr das Gequake der kleinen Lautsprecher zu hören, jetzt war es einfach unwirklich still.
    Sechs weitere Minuten später ertönte die erste Detonation, nicht einmal besonders laut. Verblüfft registrierte ich, daß kein greller Explosionsblitz zu sehen war, nur ein Flackern, das aus den gewölbten Plastikluken im Dach des Generalshauses drang. Dann kam die nächste Explosion. Sie war wesentlich lauter. Fensterscheiben knallten aus dem Rahmen und klirrten bis auf die Straße. Die Flammen wirkten irgendwie wütend auf mich, sie waren hellblau und grellgrün. Ich wußte, was das war, Phosphor und Magnesium.
    Jetzt folgten Detonationen in sehr schneller Reihenfolge. Das Haus war innen von grellem Feuer erfüllt, das weit leuchtete. Nun konnte ich das brennende Haus hören. Es knisterte, Glasscheiben knallten, die Flammen machten ein Geräusch wie ein Schweißgerät. Ab und zu mischten sich dumpfe Laute dazwischen, von denen ich nicht wußte, was sie auslöste. Dann explodierten die beiden Dachhauben auf dem Flachdach, segelten hoch wie Sektkorken und setzten eine irrsinnige Hitze frei, die mich wie ein Schlag traf.
    Niemand rührte sich, kein Mensch bewegte sich. Das dauerte gut zehn Minuten, bis hinter mir das Blaulicht und die Sirene des Löschzuges einsetzte. Der Wagen zog ungefähr vierzig Meter vorwärts, spuckte mindestens zwölf Männer aus, die augenblicklich allen möglichen Lärm machten.
    Jetzt endlich durften sie löschen, jetzt, wo nichts mehr zu retten war.
    Ein Stück brennende Teerpappe segelte auf mein rechtes Bein und setzte die Jeans in Brand. Ich fluchte und schlug das Feuer aus, dann zog ich mich zurück, querte den Zwischenbau zum nächsten Haus, lief über das Dach und ließ mich in den Garten fallen. Ich rannte durch den Garten und stieß auf die zwei Meter hohe Bretterwand, die ihn zum Wald hin begrenzte. Die Hausbesitzer hier hatten sich verbarrikadiert, als seien draußen Horden wild gewordener blutdürstiger Apachen. Ich sprang und zog mich hoch, um über die Bretterkante zu gucken. Das erste, was ich sah, war der Kopf eines gelangweilten Uniformierten, der eine Zigarette rauchte und dabei auf die Sprachfetzen seines Walkie-talkies lauschte. Er entdeckte mich natürlich sofort und bekam riesengroße Augen.
    Ich fragte wie selbstverständlich: »Hiesiges Revier oder Bereitschaft?«
    »Bereitschaft«, antwortete er automatisch. Dann fiel ihm auf, daß irgend etwas nicht stimmte, und er wurde scharf: »Was machen Sie denn hier? Wie kommen Sie hierher?«
    »Ich bin mit dem Transit gekommen«, sagte ich, keuchte mich auf den Zaun und sprang zu ihm hinunter. »Ich bin Beobachter.« Dann packte ich meine Pfeife aus und fragte: »Hast du mal Feuer, Kumpel?«
    »Na sicher«, erwiderte mein Kumpel verblüfft und reichte mir ein Plastikfeuerzeug. »Stimmt das eigentlich mit den Terroristen?«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, was er meinte, nickte aber gewichtig und murmelte: »Leider ja.« Ich zündete mir die Pfeife an und zog ein paarmal. »Ich glaube, ich muß mal wieder.«
    Er war nicht mehr jung, sicher über Vierzig. Er klagte: »Weißte, ich habe immer die Scheißjobs. Jedesmal habe ich einen Zaun vorm Kopf. Das war in Wackersdorf schon so. Da wirste doch verrückt, wirste da.«
    »Das kenne ich«, murmelte ich mitfühlend. »Aber das legt sich mit der Zeit.« Dann fiel mir ein, daß ich von der Rückfront des Generalshauses

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