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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sah.
    Ich erinnerte mich, in einem Buch für St. Georgs-Pfadfinder gelesen zu haben: Wenn du in einem Wald übernachten mußt, versuche nicht, dich in Büschen zu verbergen, weil man dich dort sofort vermuten und suchen wird. Laß dich dicht am Stamm eines großen Baumes nieder und verschmelze mit der Nacht! – Es ist merkwürdig, an was man sich erinnert.
    Ich fand einen Pfad, der hinter die Häuser führte, und erreichte mühelos den Wald. Ich verschmolz mit einem Stamm, stellte den Wecker auf ein Uhr und begann, ruhiger zu atmen. Irgend etwas hatte ich noch erledigen wollen, aber ich wußte nicht mehr, was es war. Also gab ich meiner Müdigkeit nach, und sie kam über mich wie eine Ohnmacht.
    Ich hörte das Piepsen des Wecktons sofort, aber ich hätte weiter geschlafen, wenn ich nicht erfolglos den kleinen Stift gesucht hätte, mit dem man den Ton abstellt.
    Das erst machte mich wach. Schnell stand ich auf, um mir nicht die Chance zu geben, noch fünf Minuten weiterzuschlafen. Ich näherte mich von hinten den Gärten und musterte die Struktur der Häuser. Es waren wirklich langweilige Steinquader und einer wie der andere gebaut. Sie waren alle mit einer eingeschossigen Brücke verbunden, in der jeweils die beiden Hauseingänge und die Garderobe untergebracht waren. Die eigentlichen Flachdächer lagen etwa fünf Meter hoch darüber und mußten von der Eingangsbrücke aus leicht zu besteigen sein, zumal an den Stirnseiten jeweils ein Fenster Hilfe geben konnte.
    Plötzlich erinnerte ich mich, was ich noch hatte erledigen wollen. Ich hatte wie immer die Mini Maglite bei mir, die nur wenig mehr als zehn Zentimeter lang ist, aber ein hochkonzentriertes Licht nahezu hundert Meter weit wirft. Jetzt benutzte ich sie, um das Handy zu beleuchten und die Nummer der Auskunft zu wählen.
    »Ich brauche den Anschluß Ewald Herterich in Traben-Trarbach an der Mosel.«
    Die Computerstimme ertönte, und ich notierte die Nummer. Dann rief ich sofort dort an. Herterichs Frau meldete sich nach einer Ewigkeit.
    »Hier ist Baumeister, und ich weiß, es ist mitten in der Nacht. Entschuldigen Sie, aber es ist wichtig: Hat Ihr Mann irgendwann in diesem Jahr General Ravenstein getroffen?«
    »Ja, natürlich. Die waren doch Freunde, richtig gute Freunde. Wir waren im Mai in Saint-Jean-de-Luz. Vierzehn Tage Urlaub im Hotel Ohartzia, das ist ein baskischer Name. Der General kam für drei Tage.«
    »Was haben die beiden besprochen?«
    »Nichts Besonderes, soweit ich weiß. Haben halt über Gott und die Welt geredet.«
    »Darf ich Sie besuchen?«
    »Selbstverständlich. Die Leute nehmen viel zuviel Rücksicht, und deswegen bin ich viel zuviel allein. Wann wollen Sie kommen?«
    »Das weiß ich nicht genau, ich rufe Sie noch mal an.
    Kannten Ihr Mann und der General sich schon lange?«
    »Also, zehn Jahre mindestens. Sie waren verwandte Seelen, will ich mal sagen. Er wurde Opfer eines Unfalls, nicht wahr?«
    »Das wurde er nicht«, sagte ich hart. »Er ist erschossen worden.«
    »Wie bitte?« Ihre Stimme klang gepreßt.
    »Ich melde mich wieder«, versprach ich und beendete das Gespräch. Ich war sehr verwirrt und brauchte eine Weile, ehe ich mich auf die Hausreihe vor mir konzentrieren konnte. Ich brauchte ein Haus, bei dem es besonders leicht war, auf das Dach zu gelangen. Dann mußte ich unwillkürlich grinsen, weil die Zwanghaftigkeit der Hausbesitzer eine seltsame Blüte getrieben hatte. Alle Häuser hatten einen Kamin, der vom Wohnraum aus und vom Garten aus beheizt werden konnte. Und alle hatten im Garten neben diesem Kamin Holz geschichtet. Diese bildeten wirklich sieben Mal eine ideale Treppe auf das Verbindungsstück mit Haustür und Garderobe. Ich entschied mich für das Haus, das drei Wohneinheiten vom Generalshaus entfernt war, stieg auf den Stapel Holz, dann auf den Verbinder zwischen den Häusern. Von dort auf das Flachdach. In weniger als fünf Minuten war ich auf dem Nachbardach des Generals. Die Dächer waren mit Kies bedeckt, eine für den menschlichen Hintern unangenehme Unterlage. Ich nahm mir die Zeit, eine kleine Sitzfläche freizuräumen. Dann hockte ich mich hin. Um im Bild zu bleiben: verschmolz mit dem Dach.
    Ziemlich exakt um zwei Uhr tauchte die erste Fußstreife auf. Zwei uniformierte Polizeibeamte, die sich leise über die schmale Straße näherten. Weitere zwei folgten, und vom anderen Ende kam noch ein Pärchen heran. Insgesamt waren es acht, sie sprachen kein Wort, sie sperrten einfach die Straße und den

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