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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eigentlich noch ein Foto machen sollte. Ich nahm den Apparat und nuschelte: »Ich muß ran, ich brauche noch ein Foto von der Rückfront.«
    Er war richtig glücklich, mal kein Brett vor dem Kopf zu haben. Eifrig sagte er: »Da steigste einfach in meine Hände.«
    »Das ist gut«, sagte ich, »das ist richtig gut.«
    Wir gingen die paar Schritte, er verschränkte die Hände ineinander, und ich stieg in den bequemen Tritt und fotografierte über den Zaun. Es wurde sicher ein gutes Foto, denn die schwarzen Scherenschnitte der Feuerwehrleute tanzten vor den vielen grellroten Fensteröffnungen hin und her.
    »Danke, Kumpel«, meinte ich und wollte ihn auf die Bemerkung über die Terroristen ansprechen. Aber das ließ ich doch sein, weil er ein freundlicher Mensch war und sich sicherlich nichts Böses dabei dachte, dem Beobachter Siggi Baumeister zu helfen. »Mach's gut«, sagte ich. »Bis demnächst.«
    Ich schlenderte auf dem Fußweg ganz gemächlich zum Parkplatz. Jetzt waren entschieden mehr Menschen auf der Straße, und die meisten steckten in Bademänteln und unterhielten sich erregt miteinander. Eine Frau schrie schrill: »Jetzt ist das Gas in der Kanalisation doch explodiert. Ich sag's ja, diese Scheiß-Stadtverwaltung!« Ein Mann meinte: »Dieser General sollte ja wohl bald verrentet werden. Und dann wurde er umgelegt in den letzten Tagen. Also, die leben ja auch gefährlich.« Seine Nachbarin wiegte den Kopf: »Vielleicht war da ja auch Besuch im Haus und hat den Herd brennen lassen. Da passiert ja schnell was.«
    Am Rand des Parkplatzes stand ein alter Mann in Feuerwehruniform und dem Ledernackenhelm der Brandbekämpfer. Er hielt eine Kelle in der Hand, eine Seite rot, die andere grün. Wahrscheinlich sollte er den Verkehr regeln, den es nicht gab. Am Revers trug er die kleine Ausgabe des Bundesverdienstkreuzes, was wohl bedeutete, daß er schon mehr als 50 Jahre lang Feuerwehrmann war.
    »Schöne Bescherung«, murmelte ich und stellte mich neben ihn.
    »Ich darf ja dazu nichts sagen«, krächzte er und plusterte sich auf, wurde zehn Zentimeter größer. Er sah sich schnell um und äußerte schließlich im Ton eines Verschwörers. »Also, das war ein ganz heißes Ding, war das. Das war ein Geheimeinsatz von wegen Terroristen und so. Der General – da wohnte nämlich ein General –, den haben sie ja in seinem Eifelhaus umgebracht. Und hier hatten sich Terroristen festgesetzt, wahrscheinlich die, die ihn im Eifelhaus umgebracht hatten. Die bastelten also da drin Bomben. Aber wir haben davon natürlich erfahren und den Einsatz gestern vorbereitet. Ich sage dir, es ging ruck, zuck. Das war ja auch eine Sauerei. Phosphor und Magnesium und so ein Scheiß.«
    »Ihr von der Feuerwehr seid aber schnell dagewesen«, lobte ich.
    »Na sicher«, nickte er. »Wir waren ja schon vorher da. Wir mußten nur warten, bis die Terroristen verhaftet und abtransportiert waren. Und dann ging die Bude hoch. Aber ich darf ja nix sagen.« Dann bekam er endlich was zu tun, ein Räumwagen seiner Truppe wollte vom Parkplatz runter.
    Ich entwischte ihm. Mitten auf dem Parkplatz kam mir ein Pärchen entgegen. Er keuchte kurzatmig hinter ihr her, und um ihn herum baumelten mindestens vier Kameras.
    »Leo!« sagte die Frau grell. »Nun renn schon zum Haus.« Dann machte sie: »Ppppffft. Meinst du, die schüren das Feuer für dich hoch, damit du gute Bilder kriegst?« Der Mann hatte nicht die Luft, ihr etwas zu antworten. »Ogottogottogott«, schrillte sie, »und so was will Reporter sein.«
    Jetzt kam der stille Teil des Platzes, nur noch erleuchtet von einer mickrigen, städtischen Funzel. Ich dachte plötzlich, es müsse phantastisch sein, jetzt in einen Heuhaufen fallen zu können, um zu schlafen. Ich gebe zu, daß es schwierig ist, sich ausgerechnet im nächtlichen Meckenheim-Merl neben Bonn Heuhaufen einfallen zu lassen.
    Er stand vor einem Cherokee, einem Ding mit allem Drum und Dran, sicherlich 50.000 Dollar teuer, und sah mich amüsiert an. Ohne sonderliche Betonung sagte er: »Herr Baumeister, ich grüße Sie.« Es war der Schönling von der CIA, vor dem sogar Meier, der Dicke vom BND, elend gekuscht hatte. Er trug dezente Baseballschuhe zu seinen Jeans und ein Jeanshemd unter einer Weste aus dem gleichen Stoff. Es gibt Leute, die immer perfekt wirken. Er war so einer.
    »Sie haben sicher der Konkurrenz zugeschaut, wie die so etwas erledigt«, sagte ich.
    »Die Deutschen erreichen durchaus international guten Standard«, antwortete

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