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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bundestagsabgeordneter, der in ExJugoslawien in die Luft gesprengt wurde. Er war dort für die UNO Verwalter einer Stadt. Ich kannte ihn gut. Wieso eine französische Adresse? Kannst du dich daran erinnern, ob der General in diesem Jahr in Frankreich war?«
    »War er. Das weiß ich sicher. Er erzählte allerdings nicht, wo er war. Moment, jetzt fällt mir ein, daß es privat gewesen sein muß. Er fuhr mit seinem Porsche. Aber nur ein paar Tage. Wieso bist du so blaß?«
    »Ich? Blaß? Wohl kaum. Das Licht hier schmeichelt mir nicht. Laß uns gehen.«
    »Wir sollten aber noch nachforschen, wieso in diesen ganzen Häusern niemand ist und kein Licht brennt. Irgend etwas stimmt hier nicht, Baumeister.«
    »Ja, ja, machen wir«, murmelte ich. Wieso Ewald Herterich? Was hatten Herterich und der General miteinander zu tun? Und: Hatten die Geheimdienstleute die Adresse gefunden? Oder nicht? Ich plädierte dafür, daß sie sie übersehen hatten. Die Jungs des dicken Meier hatten mit Sicherheit einen Riesenfehler gemacht.
    Wir schlenderten die Straße entlang zum Parkplatz zurück und kamen an dem Haus vorbei, in dessen Garten die fröhliche Runde tagte. Am Kopfende des Tisches mit dem Gesicht zu uns saß ein feister Mann, der offensichtlich gerade die Pointe eines Witzes erzählte und selbst am meisten drüber lachte. Er hatte eine vom Rötlichen ins nahezu Violette laufende Gesichtsfarbe und würde wahrscheinlich demnächst seinem Bluthochdruck erliegen.
    Ich mußte ein lächerliches Gartentor öffnen, das mir bis zur Wade reichte. Dann ging es über einen schmalen, mit Kunststeinplatten belegten Weg durch einen superkurz geschnittenen Rasen, in dem zwei Rhododendren ein karges Leben fristeten.
    »Guten Abend«, sagte ich höflich. »Können Sie uns vielleicht weiterhelfen?«
    Der bullige, rotgesichtige Mann grölte: »Na, sicher doch. Kommet her zu mir, die ihr einsam und verloren seid. Ha, ha, ha.«
    »Wir sind fremd hier«, sagte ich. »Wir hatten eine Einladung zu General Ravenstein, letztes Haus auf der linken Seite. Aber unverständlicherweise ist er nicht in seinem Haus. Der Nachbar gegenüber, die Nachbarn rechts und links sind auch nicht da. Wir verstehen das nicht so ganz...«
    »Kein Mensch ist da!« grölte der Rotgesichtige.
    »Ganz recht«, sagte ich glücklich über seine schnelle Auffassungsgabe.
    »Das ist ja alles ungeheuer komisch«, sagte Germaine mit einer ätzenden Giftigkeit, aber der Rotgesichtige begriff das gar nicht, er war viel zu betrunken.
    »Eigentlich ist das gar nicht so komisch«, mischte sich eine Frau mit langem blonden Haar und einem spitzen Gesicht ein. »Die sind für eine Nacht ausquartiert worden. Evakuiert nennt man das wohl.« Sie stand auf und kam zu uns. »Nehmen Sie den da nicht ernst, er ist ständig besoffen. Die Stadt hat festgestellt, daß in der Kanalisation da drüben jede Menge Gase stehen, die explosiv sind. Sie hat die Leute sicherheitshalber in feine Bonner Hotels transportiert. Heute nacht oder morgen ganz früh werden die Gase abgesaugt.« Sie lächelte, als freue sie sich darüber, daß endlich etwas los war.
    »Wir danken Ihnen«, sagte ich. Dann gingen wir über den Rasen davon.
    »Du hast so etwas gerochen, nicht wahr?« fragte ich.
    »Ja«, antwortete Germaine. »Sie haben das Jagdhaus und diesen elenden Schuppen hier vollkommen demoliert und sind gegangen. Obwohl sie damit rechnen müssen, daß heute oder spätestens morgen die Kinder und die Exfrau ankommen. Warum riskieren Sie das? Weil sie noch nicht fertig sind mit den Häusern! Oder?«
    »So ist es. Wir sollten uns teilen. Du steigst in den Wagen und fährst zum Jagdhaus. Laß dich nicht sehen, und kriege keinen Anfall von Heldenmut. Wenn irgend etwas passiert, sieh genau hin. Du kommst dann einfach hierhin zurück. Okay? Wenn was dazwischenkommt, hast du ja die Nummer vom Handy.«
    »Okay«, nickte sie. »Paß auf dich auf.«
    »Und wie«, sagte ich und sah ihr nach, wie sie zum Parkplatz ging.
    Es war jetzt kurz vor Mitternacht, und ich war hundemüde. Ich war so müde, daß ich Furcht davor hatte, mich irgendwo hinzusetzen, weil ich auf der Stelle einschlafen würde. Trotzdem mußte ich genau das tun und auf den Segen eines Ein-Stunden-Schlafs hoffen und darauf, daß ich den Wecker an meiner Armbanduhr hören würde.
    Ich huschte zwischen den ersten Häusern hindurch und suchte nach einer Möglichkeit, in den Wald zu kommen, den man hinter den Häusern wie eine schwarze Haube in den Himmel ragen

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