Eifel-Feuer
erkennbaren Bruch haben Sie nicht.« Dann machte er es mit der Methode des Praktikers und fing an, meinen Kopf abzutasten und anschließend meinen gesamten Körper, wohl um herauszufinden, wo es besonders weh tat. Es tat überall besonders weh. Erst dann gab er mir eine Spritze gegen die Schmerzen und äußerte liebevoll: »Also, in Ihrem Alter würde ich mit solchen Unternehmungen etwas vorsichtiger sein. Können Sie nicht in einem Nonnenkloster recherchieren?«
»Die können inzwischen alle Kung-Fu.«
»Im Ernst, Sie sollten zwei, drei Tage stramm liegen.«
»Im Ernst, das geht nicht. Das geht auf keinen Fall.«
Peuster wurde sauer. »Sie haben garantiert eine mindestens mittelschwere Gehirnerschütterung ... ach, verdammt noch mal. Sie müssen geröntgt werden.«
»Es geht nicht«, stellte ich fest. »Es geht wirklich nicht.«
»Es müßte aber gehen«, sagte Germaine ärgerlich von irgendwoher.
»Es geht nicht«, wiederholte ich. »Geben Sie mir Schmerzmittel und Salben?«
Peuster war sauer, Germaine war sauer, sie sahen sich dauernd an nach dem Motto: Mein Gott, ist der verrückt!
Germaine fuhr mich nach Hause zu Emma: »Ich liefere Ihnen Baumeister frei Haus. Sind Sie Emma?«
»Ja«, nickte Emma. »Er gehört zu den Meschuggenen, ich kenne mich da aus. Ich muß aber gleich nach Trier, Kinder.«
»Hat Dinah angerufen?«
Sie sah mich an und schüttelte den Kopf. »Nur eine scheinbar ältere Dame. Ich soll ausrichten, sie ist um ungefähr fünfzehn Uhr in dem abgemachten Hotel.«
»Na prima«, sagte ich und meinte es so. Ich ging stracks in mein Schlafzimmer, zog mich aus und legte mich nackt ins Bett.
Ich hörte, wie Germaine Emma mitteilte: »Wissen Sie, der Kerl ist besessen, einfach abgedreht. Der bringt sich noch um, wenn er weitermacht. Die CIA-Fritzen warten doch nur drauf.«
Emma erwiderte weise: »Alle Männer sind schrecklich dumm oder bescheuert oder nicht ganz bei Trost. Suchen Sie sich das Richtige aus.« Und dann lachten beide.
Ein paar Sekunden später rief Emma genau vor meiner Schlafzimmertür: »Beten Sie für mich, meine Liebe. Ich versuche, einen Idioten zu kurieren.«
»Gehen Sie ihm einfach an die Eier!« gurrte Germaine.
Endlich wußte ich, wie ungemein seelenvoll Frauen sind, wenn sie Liebeskummer haben. Dann schlief ich ein und wurde keuchend davon wach, daß Sammy und der Schönling vor mir standen und mit Macheten auf mich einhackten, wobei ich beobachten konnte, wie sie Scheibe um Scheibe von meinem rechten Unterarm abschlugen. Ich hatte Schmerzen, ich hatte wieder überall Schmerzen, und konnte mich kaum bewegen.
Es war vierzehn Uhr, und mein Haus war totenstill.
Ich kroch aus dem Bett und wollte mich hinstellen. Das funktionierte nicht. Ich schlurfte, gebeugt wie ein alter Mann, zur Tür, und atmete sehr schnell, weil der Schmerz mir die Luft nahm.
Germaine lag in zwei Sesseln im Wohnzimmer. Jemand im Fernsehen sagte gerade: »Es ist immer gut, meine Damen und Herren, sich zu sagen: Dir geht es zwar schlecht, aber es gibt Millionen von Menschen, denen es weitaus schlechter geht...« Der Mann laberte ohne Punkt und Komma in die Kamera, und niemand drehte ihm den Hals ab, obwohl er wahrscheinlich mit Steuergeldern bezahlt wurde.
»Pillen!« krächzte ich. »Ich brauche dringend Pillen. Die hast du. Wo sind sie?«
Es dauerte eine ganze Weile, ehe sie die Augen öffnete und langsam auf den Boden der Tatsachen sank. Mit Sicherheit hatte sie meine Bitte nicht verstanden, aber sie fragte nur: »Pillen?« und war schon auf den Beinen, um die Glücksbringer zu suchen.
»Seepferdchen müßte bald in Daun sein«, meinte sie.
»Hoffentlich wirken die Dinger.«
Die Dinger wirkten, die Schmerzen waren schlagartig verschwunden, statt dessen war ich wie sturzbetrunken. Gesegnet sei die chemische Industrie.
Germaine starrte mich an und kicherte plötzlich schrill. »Du hast Veilchen, du hast richtige Veilchen. Du bist viel schöner als ein Clown.«
»Das stört mich jetzt auch nicht mehr.«
»Wie heißt denn dieser Schönling von der CIA?« fragte sie.
»Das weiß ich nicht. Wieso? Bist du ihm in Washington begegnet?«
Sie nickte: »Er fiel mir am Haus des Generals auf. Ich vermute, er ist der Mann, der mir bei einem Empfang in Georgetown vorschlug, mit ihm hinter die Büsche zu gehen. Sicher bin ich nicht, aber wahrscheinlich war er das.«
»Und? Wie war es hinter den Büschen?«
Sie strahlte. »Er war erfolglos, und ich habe ihm geraten, doch Hand an sich selbst zu
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