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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gesagt, daß er liebend gern ausgestiegen wäre, um mich erneut zu verprügeln. Aber er blieb hocken, sagte keinen Ton und fummelte sich mit einem Zahnstocher in seinem sicherlich blendenden Gebiß herum.
    »Dem sage ich was«, entschied Germaine und marschierte zu ihm hin. Sie klopfte an die Scheibe, als habe er sie nicht bemerkt.
    Er drehte das Fenster herunter und sagte in blendendem Deutsch: »Sieh an, die kleine Nutte aus Washington.«
    Ich wußte, es tat ihr weh, aber ich entschied mich, zu schweigen, da sie das selbst erledigen wollte.
    »Hör zu«, sagte sie halblaut. »Ihr könnt Baumeister verprügeln und mich eine Nutte nennen. Ich würde aber raten, uns nun in Ruhe zu lassen. Denn abseits von euren pubertären Spielchen können wir euch jeden Tag einmal in die Scheiße reiten. Und wir werden es tun, damit das klar ist. Und sag deinem Chef, wir halten ihn für ein Arschloch. Er soll es mir nicht übelnehmen, daß ich in Georgetown mit ihm nicht in die Büsche gegangen bin. Sag ihm, Typen wie er sind mir zu klebrig. Und sag ihm auch, er soll in Lost and Found eine Suchanzeige aufgeben. Nach seinem Hirn.«
    »Das war aber eine feine Rede«, murmelte ich.
    »Und jetzt kannst du die Scheibe von diesem Ersatzpimmel hier wieder hochdrehen!« Sie wirkte seltsam unberührbar und heiter.
    Natürlich stieß Sammy die Tür auf, und natürlich traf er damit Germaine, die lautlos auf den Asphalt stürzte und sich vor Schmerzen krümmte.
    Zuweilen spüre ich eine Wut, die man Weißglut nennen könnte. Jetzt war diese Weißglut da, und ich wußte in irgendeiner Kammer meines Hirns, daß er mit allem rechnete, nur nicht mit Baumeister und einem Angriff von seiner Seite. Ich war mit einem Schritt an der offenen Tür, nahm sie und stieß sie zurück, so kräftig wie ich konnte. Sie traf ihn an der linken Schulter und warf ihn in den Sitz zurück. Weil er wohl ein Mann war, der sich über Siege definierte, schüttelte er den Kopf, um seine Benommenheit loszuwerden, und kam wieder hoch, um aus dem Wagen zu springen. Diesmal riß ich die Tür vor ihm zurück, und er schoß mit dem Kopf voran ins Freie. Es war denkbar einfach. Ich trat einfach zu, und ich empfand dabei nicht das Geringste an Scham oder Ekel vor dieser Gewalt. Ich traf ihn irgendwo am Hals, und er war sofort bewußtlos und hatte die Beine noch in seinem schwarzen BMW.
    »Nicht!« sagte Germaine erschrocken.
    »Laß uns fahren.« Ich ging zu unserem Auto und war mächtig stolz auf den Nahkämpfer Baumeister.
    »Und wenn er den Hals gebrochen hat?« fragte sie kläglich.
    »Ich kriege mildernde Umstände«, murmelte ich. Aber mein Stolz war sofort dahin, und ich empfand Furcht. Also ging ich zu Sammy zurück und schlug ihm ins Gesicht, um ihn zu wecken. Er blinzelte, schlug die Augen auf und stöhnte. Dann rappelte er sich zusammen und bemühte sich, auf die Beine zu kommen. Er zog sich an der Tür des Autos hoch, wankte hin und her.
    »Da bin ich aber beruhigt«, seufzte Germaine. »Weißt du, schwarzer Mann, Baumeister schlägt bei solchen Sachen manchmal die Leute einfach tot. Er hat dann keine Kontrolle über sich.«
    »So isses«, nickte ich. »Mach's gut, Schweinchen. Und grüß das Oberschwein.«
    »Wir kriegen euch«, zischte er verbissen.
    »Na sicher«, sagte ich. »Bis dahin wünsche ich dir einen schönen Tag.«
    Als wir im Auto saßen, fragte Germaine. »Was jetzt?«
    »Du gibst bitte das Auto hier ab und holst meines. Und ich leih mir ein Auto von Udo Froom und fahre nach Godesberg, um mit den Eltern von Carlo zu sprechen.«
    »Es ist nicht gut, irgend etwas allein zu machen«, sagte sie. Sie hatte recht, aber wir hatten keine Zeit.
    Sie brachte mich zurück nach Brück. Keine Nachricht von Dinah, keine Nachricht von Emma oder Rodenstock. Ich streichelte die Katzen eine Weile und entschuldigte mich bei Momo, daß ich ihn so ekelhaft behandelt hatte. Er sah mich stumm und vorwurfsvoll an. Wahrscheinlich wollte er zum Ausdruck bringen, daß Katzen eine andere Form von Gedächtnis haben als Menschen und daß noch lange nicht entschieden ist, daß die Menschen auf die Dauer Sieger bleiben.
    Ich überlegte, daß es möglicherweise nicht wichtig sei, die Eltern von Carlo aufzusuchen. Der alte Küster und Carlo waren gestorben, weil sie dem Mörder über den Weg gelaufen waren. Das schien sonnenklar, das war einleuchtend, das schien nicht rätselhaft. War es also nicht besser, zur Witwe des Ewald Herterich zu fahren? Vielleicht hatte sie etwas von den

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