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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wiederkommen!« Ich hatte nur Freunde im Traum, gleichzeitig wußte ich, daß ich träumte, und ich nahm mir fest vor herauszufinden, was diesen Blödsinn ausgelöst hatte.
    Ich wurde wach, weil jemand flüsterte. Eine Bombenexplosion hätte mich nicht geweckt, Flüstern weckt mich immer.
    »Er sieht ganz grau aus«, murmelte Germaine.
    »Richtig angegriffen!« bestätigte Emma. »Lassen wir ihn schlafen.«
    »Was ist denn?« fragte ich heiser.
    Rodenstock sagte: »Man kann die jungen Hüpfer niemals allein lassen. Sie bauen ständig Mist.«
    »Ich kenne Leute, die halten sich für erwachsen«, erwiderte ich. »Aber trotzdem bin ich froh, daß du dich entschlossen hast, weiter unter den Lebenden zu bleiben.«
    »Das ist noch nicht entschieden.« Emma lächelte süßlich. »Der Herr ist der Meinung, er sei für niemanden wichtig, nur eine Last. Auf diese Weise zieht er sämtliche Aufmerksamkeit auf sich und macht sich zum Opfertier dieser brutalen Gesellschaft. Das ist sehr gekonnt.«
    »Nicht so brutal, bitte. Du findest den Kognak in der Küche im linken Schrank, eine Zigarre in dem Schränkchen unter dem Fernseher und Bitterschokolade im Eisschrank.«
    »Das ist gut«, murmelte er. »Den Kaffee finde ich auch noch.«
    »Wieviel Uhr ist es?«
    »Etwas nach Mitternacht«, sagte Germaine. »Du solltest weiter schlafen.«
    »Ich nehme erst einmal Schmerztabletten, dann rede ich mit Rodenstock.«
    »Er ist ein Netter.«
    »Das stimmt. Aber das hindert ihn nicht daran, gelegentlich auszunippen. Hast du alles erledigen können?«
    »Ja. Nur hat der verdammte Leihwagen mein Geld gefressen.«
    »Nimm dir neues. Es ist in der Schreibtischschublade im Arbeitszimmer.«
    »Vertraust du allen deinen Besuchern so hemmungslos?«
    »Nein. Aber dir vertraue ich.«
    »Das tut gut. Baumeister, ich habe in Berlin angerufen, ich habe mit meiner Mutter gesprochen. Sie war betrunken oder stand unter Medikamenten. Jedenfalls war sie irgendwie angetörnt. Ich glaube, ich muß demnächst nach Berlin.« Germaine stockte und fuhr dann gepreßt und tapfer fort: »Sie hat Aids, Baumeister.« Sie drehte sich um und ging aus dem Zimmer.
    Ich schob den zweiten Sessel beiseite, auf den ich meine Füße gelegt hatte. Ich holte mir die Jeantet Neuilly und stopfte sie. Ihre Mutter hatte also Aids. Das konnte bedeuten, daß Germaine einer harten Zukunft entgegenging und ihrer Mutter die Hand halten mußte, wenn sie starb. Ich war nicht sicher, ob sie das durchstehen würde. Vielleicht würde es ihr helfen, zu sich selbst zu finden und die Hilflosigkeit in sich beiseite zu räumen. Wie auch immer, den General zu verlieren war unter diesen Umständen sehr tragisch.
    Ich nahm das Verzeichnis des Bundestages aus dem Regal und blätterte bis Schüller, Heiko. Er hatte die obligaten dreißig Zeilen bekommen und die Auskünfte waren mehr als mager. Da stand, daß er 46 Jahre alt war, aus einer Pastorenfamilie stammte. Verheiratet, drei Kinder. Mitglied der SPD seit 1972. Mitglied des Rates der Stadt Krefeld, dann im Landesparlament Nordrhein-Westfalen, seit zwei Legislaturperioden Mitglied des Bundestages. Spezialisierung auf wehrtechnische Fragen. Keine Erwähnung seiner stillen Liebe Geheimdienste. Sein Foto war nichtssagend, ein Mann mit Bart, der leicht verlegen in die Kamera lächelte, als wolle er sagen, man solle nicht soviel Umstände machen, ein eigentlich sympathisches Gesicht.
    Ich rief Sibelius an und sprach auf seinen Anrufbeantworter: »Ich brauche dringend Basisunterlagen über den Bundestagsabgeordneten Heiko Schüller, Krefeld. Alles, was skandalträchtig ist oder aus dem Rahmen fällt. Vor allem alles, was mit dem Komplex Schüller und Geheimdienste zu tun hat. Bitte per Fax an mich. Dann noch etwas: Die Geheimdienste jagen mich jetzt auf eine sehr private Art. Nachdem die ganze Branche recherchiert, können sie mir die Recherche nicht mehr verbieten, aber sie tun es trotzdem. Ich habe zwei Veilchen, weil ich deutlich gemacht habe, daß ich anderer Meinung bin.« Es war ein ausgesprochen gutes Gefühl, auf eines der weltweit besten Archive zurückgreifen zu können.
    Rodenstock kam herein und balancierte auf einem Tablett die Zutaten zu seinem Wohlbefinden. Er setzte es ab und baute alles umständlich auf seinem Platz auf. Er sah mich dabei nicht an, er tat so, als sei alles normal verlaufen, nichts ungewöhnlich.
    Schließlich setzte er sich, goß uns Kaffee ein, schnitt die Spitze seiner Zigarre ab, machte sie naß und zündete sie an. Er

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