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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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sich nicht in die Gewinnzone retten können, weil sie viel zu teuer sein müssen?«
    »Natürlich. Kann sein, kann nicht sein. Die privaten Finanziers machen alle ihren Schnitt. Eng wird es bei den Subventionsmitteln. Möglich, daß die verlorengehen. Aber irgendwie geht so was immer weiter.«
    »Was ist, wenn das Ding vor der Öffnung pleite macht?«
    »Nichts. Dann wird es von irgendeiner anderen Gruppe übernommen, die sich einen Gewinn verspricht.«
    »Kann es sein«, fragte Rodenstock, »daß Pierre Kinn bei anderen Banken Neider hatte, die ihn ausgeschaltet haben?«
    Walburga lächelte boshaft. »Bei Männern, die im Management stecken, kann alles sein.«
    »Aber Sie glauben nicht daran?« erkundigte ich mich.
    »Ich würde sie ausschalten«, nickte sie. »Sehen Sie mal, Baumeister, wenn Manager sich beim Mobbing kaputtmachen, dann geschieht das selten auf eine wirklich intelligente Weise. Ich weiß das, ich habe Firmen in Deutschland und im Ausland. Der Doppelmord auf dem Golfplatz ist derart raffiniert in Szene gesetzt, daß das erhebliche kriminelle Energie verrät und außerdem ein Gehirn von Format. Sagen Sie, Herr Kriminaloberrat, denken Sie das nicht auch?«
    »Das verwirrt mich gerade an diesem Fall«, bestätigte Rodenstock. »Der Mord selbst stinkt geradezu vor Perfektion.«
    »Der Ehemann der Kutschera ist mit Sicherheit auszuschließen?«
    »Mit Sicherheit«, bestätigte ich.
    »Dann bleibt das ein Rätsel«, meinte Walburga.
    »Hat Pierre Kinn eigentlich auch in Ihrem Auftrag schwarze Gelder transportiert?«
    Sie ließ den Kopf ein wenig nach vorn fallen, zog an der Zigarre, sah dem Rauch nach. »Ja, einmal. Das war so eine komische Sache, die ich einem Wirtschaftsermittler der Staatsanwaltschaft Trier erklären mußte, weil sie eigentlich nicht begreifbar war.« Sie lachte, und weil es ihr zu laut erschien, hielt sie sich eine Hand vor den Mund. »Es ist zehn Jahre her, daß ich einem lieben Freund mal eine Menge Geld geliehen habe. Ich hatte es, er brauchte es. Er konnte es mir jahrelang nicht zurückgeben, dann kam es nach neun Jahren mit Zins und Zinseszinsen zurück. Ich hatte es in den Bilanzen getilgt. Wie sollte ich jetzt erklären, daß ich plötzlich um ein paar Hunderttausende reicher war? Ich konnte es eigentlich nicht. Da sagte ich zu Pierre: Nimm's mit, zahl es auf eines der Konten in Luxemburg ein. Ich weiß nicht wie, aber irgendein Wirtschaftsamt erhielt Kenntnis von dieser Rückzahlung, und ich war dran.« Sie seufzte. »Sonst ist nichts mit Schwarzgeld, Baumeister.«
    »Wir kommen nicht weiter«, stöhnte Rodenstock in fast komischer Verzweiflung.
    »Muß denn der Doppelmord überhaupt irgend etwas mit diesem Kyllheim zu tun haben?« sagte Dinah.
    »Muß es wirklich nicht«, sagte Rodenstock. »Aber wir haben keine andere Spur.«
    Walburga richtete sich auf ihrem Stühlchen ein wenig auf und wirkte wie eine Dorfschullehrerin aus dem vorigen Jahrhundert. »Ich hätte Sie nicht empfangen, wenn ich Ihnen nicht doch eine neue Idee mitgeben könnte. Man sollte ineffiziente Treffen tunlichst vermeiden. Das, was die junge Dame sagte, scheint mir wichtig und unter Umständen vollkommen richtig. Haben Sie einmal überlegt, daß Baumeister für etwas getötet werden sollte, was mit dem Mord an Pierre und Heidelinde nicht das geringste zu tun hat? Daß die beiden ermordet worden sind, weil etwas vorlag oder stattgefunden hat, was mit dem Projekt Kyllheim nicht das geringste zu tun hat? Und daß der Tötungsversuch Baumeisters mit dem Doppelmord nicht das geringste zu tun haben muß? Wohl aber mit dem Projekt in Kyllheim?«
    »Also drei getrennte Felder«, sagte Rodenstock in die Stille.
    Walburga nickte. »Es kann doch sein, daß irgend etwas mit dem Kyllheim-Projekt nicht stimmt und daß verhindert werden soll, daß Baumeister das aufdeckt. Also versucht man, ihn zu töten. Und daß Kinn und Kutschera getötet wurden, wobei das Motiv absolut nicht in Kyllheim zu suchen ist.«
    »Was Genaueres haben Sie nicht?« fragte Rodenstock.
    »Nur noch eine zusätzliche Überlegung«, erklärte sie. »Die Eifel ist ein wertekonservativer Landstrich. Leider blüht das Bigotte. Es könnte doch sein, daß Pierre Kinn und Heidelinde Kutschera sich gegen Heiligtümer vergangen haben? Beide brachen sie ihre Ehe, beide vernachlässigten sie zwangsläufig ihre Kinder, beide betrogen ihre Ehepartner und verließen sie. Es kann doch jemand hingegangen sein und den Richter gespielt haben! Ten little niggers –

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