Eifel-Filz
Udler das?« fragte ich.
»Ganz unwahrscheinlich«, sagte Charlie. »Na, sicher wird er es gewußt haben, aber er wußte es bestimmt nicht offiziell, und er würde es nicht einmal kommentieren. Außerdem, meine Herren: Pierre war im Außendienst. Diese Leute sind hochspezialisiert, und niemand spioniert ihnen nach. Sie können praktisch tun und lassen, was sie wollen. Ob Pierre Mittwochmorgen kurz nach Luxemburg fuhr oder am Samstagmorgen: Wer soll das kontrollieren? Hauptsache, es funktionierte; und es funktionierte. Ganz nebenbei: Pierre hat auch für den Ehemann seiner Geliebten Geld nach Luxemburg geschafft. Das weiß ich durch Zufall.«
Wiedemann und ich dachten darüber nach. Der Kriminalist sah so aus, als habe er in eine rohe Kartoffel gebissen.
»Charlie, ich habe einen Verdacht«, formulierte ich langsam. »Bist du beleidigt, wenn ich ihn laut werden lasse?«
»Ich bin selten beleidigt, und wenn, merkst du es nicht.«
»Du hast doch deine Millionen aus dem Bau in Kyllheim abgezogen, nicht wahr? Obwohl alle Beteiligten sagen, das sei ein ganz sicheres Geschäft für alle Anleger. Glaubst du das eigentlich auch?«
»Na ja«, antwortete er mit einer wegwerfenden Geste. »Ich hatte ein Objekt im Auge, das entschieden besser ist und mehr Profit abwirft.«
»Kann es denn nicht sein, daß du gar nichts mehr mit dem Projekt zu tun haben wolltest?«
»Moment, Moment«, wurde er hastig. »Ich habe mein Geld rausgezogen, bevor der Mord geschah.«
»Ja, ja, das weiß ich. Aber hast du es rausgezogen, weil du geahnt hast, daß alle Gelder, die drinstecken, genau geprüft werden? Irgend etwas in der Art, Charlie?«
»Irgend etwas in der Art«, nickte er.
»Es war schwarzes Geld, nicht wahr?«
Charlie schloß die Augen, dann sah er Wiedemann eindringlich an, und als der bedächtig nickte und versicherte: »Ich höre gar nicht zu«, murmelte Charlie: »Also, sagen wir mal so: ich hätte Schwierigkeiten gehabt, die Herkunft der Gelder offenzulegen. Zu kompliziert, verstehst du?«
Mein Bein begann zu schmerzen, ich drückte auf die Klingel. Eine Schwester kam herein, ich bat sie, mir etwas zu geben. »Aber nicht so einen Hammer, daß ich wieder vierundzwanzig Stunden schlafe.«
»Die Herren sollten sowieso gehen«, knurrte die Schwester muffig.
»Die Herren gehen schon«, nickte Wiedemann. »Draußen wartet Weibliches.«
Charlie und Wiedemann gingen, ich bekam eine bitter schmeckende Pille, und Dinah kam herein. »Du bist ja ein internationales Ziel geworden.« Sie berührte mich nicht, sie war verlegen.
»Ich bin eben wer«, frotzelte ich.
»Im Ernst, steigst du jetzt aus?«
»Nicht die Spur. Es wird doch jetzt erst heiter.«
»Aber vielleicht schaffst du den nächsten nicht mehr«, sagte sie atemlos. Dann schlug sie sich die Hand vor den Mund: »Tut mir leid, das wollte ich nicht. Ist das... ist das ein schlimmes Gefühl?«
»Ja.«
»Vielleicht willst du reden?«
»Will ich nicht. Wie geht es Rodenstock?«
»Er ist zu Hause und martert sein Hirn. Er sagt dauernd: Wir müssen etwas übersehen haben.«
»Haben wir wahrscheinlich auch.«
»Sind Mordfälle immer so kompliziert?«
»Meistens«.
»Du bist wortkarg.«
»Wahrscheinlich.«
»Tut mir leid. Ach, Baumeister, ich habe mir einfach Sorgen gemacht.«
»Wieso das? Wir sind doch nicht verheiratet«, entgegnete ich muffig.
»Das war eine Scheißbemerkung«, schloß sie und begann zu weinen.
»Tut mir leid. Aber eigentlich weiß ich doch gar nicht, wer du bist.«
»Das könnte man ja ändern«, schniefte Dinah. »Irgendwer hat gesagt, du bist ein Angstbeißer.«
»Ich?«
»Ja, du. Aber vergiß es, ist ja auch egal. Also, ich bin, na ja, ich bin jemand, der ewig gesucht hat, wo er zu Hause sein kann. Sonst ist da wenig. Ein paar Männer, ein paar Wohnungen. – Das mit dem toten Killer macht dich fertig, nicht wahr?«
»Ziemlich. Ich war panisch, verstehst du? Ich begreife nicht, warum ich geschossen habe. Ich begreife das wirklich nicht.«
»Aber er wollte dich erschießen, Baumeister.«
»Ja, ja, schon. Ich habe ihm in die Eier getreten, und ich muß ihn voll getroffen haben, denn er lag da und hatte die Waffe nicht mehr in der Hand. Ich hätte sie nehmen können und sagen können, was man dann sagt. Hände hoch oder irgend so einen Blödsinn.«
»Aber er hatte doch noch die Messer«, sagte sie.
»Was meinst du?«
»Er hatte Messer. Er hatte ein Messer an jeder Seite. Er hätte dich... er hätte dich trotzdem getötet.«
»Hat man
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