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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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ich erinnere Sie. Dann paßt auch die raffinierte Art des Mordes. Jemand, der für sich in Anspruch nimmt, die öffentliche Moral zu verkörpern, kann sich Zeit lassen, gut planen und grausam und effizient töten.«
    »Was glauben Sie, wie viele solcher Täter in Frage kommen?« fragte Rodenstock.
    »Ich weiß es nicht. Mir fallen dazu einige Namen ein. Aber nennen werde ich keinen. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber meine Verpflichtungen warten.«
    Wir verabschiedeten uns also, hockten mißmutig im Auto und trieben durch den Nebel heimwärts.
    »Was ist mit einem Verrückten?« schlug Dinah vor, als wir es uns wieder in meinem Haus gemütlich gemacht hatten.
    »Die sind hier doch alle mehr oder weniger verrückt«, antwortete ich. »Das Gefährliche ist eben, daß diese Verrücktheit normalerweise nicht zutage tritt.«
    »Man kann sagen, daß Kinns Leben ein Dienstleistungsleben war. Hätte er einen Kunden in großer Manier betrogen, wüßten wir das längst. Was ist aber, wenn er zufällig von irgendeiner drohenden Finanzaktion erfahren hat, irgendeiner geplanten Übernahme, von der eigentlich niemand etwas wissen sollte?« Rodenstock seufzte theatralisch und gab sich selbst die Antwort. »Dann suchen wir in Jahren noch.«
    »War er eigentlich käuflich?« warf Dinah ein.
    »Er brauchte nicht käuflich zu sein, er verdiente genug«, entgegnete ich mürrisch.
    »Du spinnst«, sagte sie einfach. »Wenn die Summe hoch genug ist, wird jeder käuflich.«
    »Aber wozu, meinst du, sollte er gekauft werden?« fragte ich.
    »Das weiß ich doch nicht«, entgegnete sie ärgerlich. »Vielleicht wollte eine andere Bank das Geschäft in Kyllheim machen?«
    »Sparkassen sind halb-öffentlich. Deshalb übernehmen sie bei diesen Projekten, die öffentlich gefördert werden, auch die Leitposition. Da können andere Banken gar nicht konkurrieren, oder zumindest nur begrenzt. Nein, nein!« Rodenstock fuchtelte mit beiden Armen in der Luft. »Wir sind in einer Sackgasse. Der Zustand der Eifler Gesellschaft ist nicht gerade geeignet, Klarheiten herzustellen. Verschwägert und versippt sind nicht einmal Parteien klar voneinander zu unterscheiden. Ein Kompromiß bedeutet hier durchaus, daß der SPD-Bürgermeister ein Grundstück vom CDU-Oppositionsführer zum Sonderpreis bekommt und der dafür seinen grünen Liebling favorisieren darf, der wiederum dem Herrn von der Unabhängigen Wählergemeinschaft besonders gute Geschäftskonditionen einräumt. Das ist doch ekelhaft, ist das. Das war mein letzter Vortrag heute.«
    »Das ist in Garmisch nicht anders als im Allgäu oder in Nordfriesland«, schnappte ich.
    »Besonders klärend wirkt das nicht«, seufzte die Soziologin.
    »Ist mir scheißegal«, sagte Rodenstock.
    »Hört doch auf«, steuerte ich bei. Es war wirklich nicht unser Tag.
    »Ihr seid beide total vernagelt«, klagte die Soziologin. »Zwei Komponenten der Geschichte streichen euch um die Füße wie läufige Katzen, und ihr seht sie einfach nicht. Klar, man kann der Meinung sein, das sei alles eine total provinzielle Arie. Aber zwei Dinge sagen: Nix Provinz! Das eine ist die Art des Mordes, das andere die Tatsache, daß Baumeister von einem Berufskiller getötet werden sollte. Darauf müßten wir uns konzentrieren.«
    »Klingt hervorragend nach Spuren von Gehirn«, sagte Rodenstock. »Aber ausgerechnet diese sozusagen internationalen Aspekte haben einen Fehler: Den ersten Mörder können wir nicht fragen, den Killer auch nicht mehr.«
    »Ihr seid ekelhafte Machos«, rief sie aufgebracht.
    »Sippenhaft«, sagte ich.
    »Dann ist da noch eine Komponente, auf die wir uns konzentrieren könnten«, fuhr sie vollkommen unbeeindruckt fort. »Wir wissen ziemlich sicher, daß sich vor drei bis vier Monaten etwas änderte: Kinn und Kutschera brauchten weder die Eifel noch das Projekt in Kyllheim, um glücklich in der Zukunft leben zu können. Wir müssen herausfinden, was das war. Das können wir nur herausfinden, indem wir rekonstruieren, was sie zu diesem Zeitpunkt taten und wen sie trafen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, meinte ich.
    »Ich arbeite dran«, sagte sie süßlich. »Ich brauche die Telefonnummern des Kutschera und der Kinn. Hast du die?«
    Ich gab ihr die Telefonnummern und zog mich zurück in mein Bett. Paul und Momo hockten einträchtig auf der Fensterbank und sahen in das trübe Wetter hinaus.
    Als Dinah mich heftig an der Schulter wachrüttelte, war ich gerade dabei, irgendwo auf den Bahamas die Luxusyacht einer

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