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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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hat.«
    »Kann sie kommen?«
    »Walburga kann nie kommen, zu Walburga muß man pilgern. Ich rufe sie an. Falls sie noch nicht in Chamonix ist.«
    Ich rief sie an, und sie zeigte sich gnädig. »Ich muß zwar ein Bridgeturnier vorbereiten, aber zwanzig Minuten habe ich für euch.«
    Regen und Nebel beherrschten noch immer das Land und lagen wie ein festes Tuch unverrückbar in einer bestimmten Höhenlage. Als wir auf der Höhe über Dollendorf unter einen klaren Himmel fuhren, sagte Rodenstock: »Das ist schön, das ist wie im Flieger.«
    Walburgas Ephebe war nicht da, wahrscheinlich hockte er in der Sauna und pflegte seinen Körper. Sie öffnete uns selbst, was ganz ungewöhnlich war, und sie begrüßte Rodenstock und Dinah mit großer Freundlichkeit. »Kommt herein, die ihr mühselig und beladen seid. Um was geht es? Hat Charlie wieder ein krummes Ding gedreht?«
    »Es geht immer noch um den Doppelmord«, erklärte ich.
    Wir durften in den Blauen Salon, der deshalb so hieß, weil von Wand zu Wand ein blauer Seidenteppich lag, auf dem wir wie auf Eiern gingen.
    »Keine Rücksicht«, dröhnte Walburga. »Das Ding ist besser als ein Fußabtreter.«
    Wir hockten uns auf Louis-Quattorze-Stühlchen und tranken Tee aus Fingerhüten, die eigentlich zu kostbar zum Anfassen waren.
    »Ich habe ein Problem«, erklärte Rodenstock. »Ich habe eine Mordkommission mehr als zehn Jahre geleitet. Ich würde also sagen, ich verfüge über eine reichhaltige Erfahrung. Dieser Fall allerdings macht mir Kummer, weil – abgesehen von dem Ehepartner der Ermordeten – uns kein Mensch begegnet, der einen wirklichen Grund gehabt hätte, diese Menschen zu töten. Wir suchen verzweifelt ein Geheimnis, wobei wir nicht einmal wissen, ob es überhaupt ein Geheimnis gibt. Wir haben ein absolutes Finanzchaos um das Bade- und Hotelprojekt in Kyllheim, aber wir wissen nicht genau, ob es sich überhaupt um ein Finanzchaos handelt. Vielleicht ist auch das normal. Ich habe also, wenn Sie gestatten, eine Bitte: Können Sie mir die Ereignisse erklären?«
    Walburga griff von einem Teewagen eine Ebenholzkiste, öffnete sie und nahm eine Aluminiumröhre heraus. Die wurde aufgeschraubt, zum Vorschein kam eine Zigarre in einer Folie. Sie entfernte die Folie und sah Rodenstock an.
    Rodenstock blinzelte verträumt, und sie reichte ihm die Zigarre mit den Worten: »Schöne Grüße von Davidoff!«
    Dann machte sie sich eine zweite zurecht. Als die Zigarre zu ihrer Zufriedenheit gleichmäßig brannte, räusperte sich Walburga, hielt die leicht qualmende Zigarre vor sich und betrachtete nachdenklich den Rauch. »Wenn ich Sie recht verstehe, Herr Kriminalkommissar – oder sind Sie mehr?« Sie sah ein bißchen aus wie Marlene Dietrich als Pokerspielerin auf dem Mississipi.
    »Entschieden mehr«, grinste Rodenstock. »Kriminaloberrat.«
    »Hm. Wenn ich Sie also recht verstehe, dann wollen Sie von mir eigentlich nicht den Namen eines Verdächtigen, den ich sowieso nicht habe, sondern vielmehr meine Einschätzung der Lage?«
    »So ist es«, nickte Rodenstock.
    »Also ist Gehirn gefragt und keine Plapperei.« Sie schmunzelte. »Im Sinne meiner Schwestern möchte ich mich bedanken, daß Sie Gehirn voraussetzen. Kommen wir zunächst zu dem, was Sie verwirrt. Das, was Sie wahrscheinlich verwirrt, ist die Tatsache, daß Pierre Kinn Gelder in Luxemburg plazierte. Nun, das ist üblich, und wie viele der Gelder schwarz sind, kann ich Ihnen nicht sagen. Beide Felder geben für mich keinen Mörder her, weder Kyllheim noch Luxemburg.«
    »Aber wer kann dann ein Interesse daran haben, Siggi Baumeister für zwanzigtausend Dollar töten zu lassen?« fragte Rodenstock.
    »Das frage ich mich auch«, nickte sie. »Es muß etwas sein, was wir nicht wissen oder ständig übersehen. Ist es richtig, daß Udler irgendwas mit einem Nuttchen in Aachen hatte?«
    Ich nickte. »Aber das beeindruckt ihn nicht. Er sagt, er sei mit einem lebenden Vaterunser verheiratet und das sei nur begrenzt zu ertragen.«
    »Schreckliche Frau«, bestätigte Walburga.
    »Da gibt es noch einen Punkt. Pierre und Heidelinde haben etwa vor drei oder vier Monaten ihre Meinung geändert. Heidelinde sagte zu ihrem Mann, der Hotelkomplex in Kyllheim und ihr Job dort seien, ebenso wie die Eifel, nicht mehr so wichtig. Wissen Sie etwas davon?«
    »Nein.« Sie wirkte ehrlich. »Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Moment noch«, sagte ich. »Haben Sie etwas von dem Verdacht gehört, daß das Bad und das Hotel

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