Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
Vom Netzwerk:
die gefunden? Das wußte ich nicht. Aber das macht nichts. Er muß benommen gewesen sein, die Waffe lag einfach rum.«
    »Vielleicht wollte er, daß du sie nimmst, vielleicht wollte er das, um dich schneller in die Hand zu bekommen.«
    »Warum sagst du das? Ich habe sie genommen und geschossen.«
    »Was solltest du sonst tun?«
    »Ihn bedrohen. Er war doch gar nicht bei sich. Er war bewußtlos.«
    Sie war verwirrt. »Selbst wenn er... also, er wollte dich töten. Und er hätte dich getötet. Er hat doch das Geld dafür schon gehabt, Baumeister, bist du nicht ein bißchen zu edel?«
    »Edel? Ach, Scheiße! Er konnte nichts machen, verstehst du? Er war ohnmächtig und ich angeschossen.«
    Sie schüttelte sanft den Kopf, nahm meine Hand, sah mich an und lächelte, wie Frauen eben lächeln, wenn sie etwas besser wissen. Ich konnte mich gar nicht wehren, ich mußte heulen, und es dauerte sehr lange. Ich wollte nicht, daß sie es sah, vergrub mein Gesicht in den elend großen Kissen und atmete nichts als Krankenhaus ein.
    Irgendwann sagte Dinah leise: »Da kommen zwei vom Bundeskriminalamt. Sie sind angereist wegen dieses Killers. Du mußt eine Aussage machen.«
    »Sag dem Rodenstock, er soll auf dich aufpassen.«
    Sie errötete, sie errötete richtig. »Das tut der sowieso schon. Bevor ich fuhr, mahnte er, ich soll langsam fahren und aufmerksam sein, und wenn mir was auffällt, einfach vors nächste Haus fahren und schellen und all so einen Blödsinn.«
    »Dann tu das wirklich«, sagte ich. »Es ist doch Tag, oder?«
    »Es ist acht Uhr abends, du bist schon die vierte Nacht hier. Die haben dich mit Spritzen im Dauerschlaf gehalten. Willst du irgendwas zu lesen oder was Besonderes zu essen? Weintrauben oder so? Wenn ich in ein Krankenhaus muß, nehme ich immer Weintrauben mit. Aber ich habe nicht viel Übung.«
    »Ich will nichts, nur aufstehen und abhauen.«
    »Erst morgen die BKA-Leute«, sagte Dinah jetzt energisch. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
     
     
Siebtes Kapitel
     
    Die beiden Beamten des Bundeskriminalamtes erwiesen sich am nächsten Morgen als aufdringlich freundliche junge Männer, die nichts weiter vorhatten, als mich etwa achtmal genau erzählen zu lassen, was geschehen war. Der Jüngere von beiden fluchte wie ein Rohrspatz auf seinen Computerlieferanten, der ihm eindeutig den falschen Laptop geliefert habe. »Ein Scheißding, das bei jedem Furz abstürzt.«
    Sie mußten das Protokoll dann tatsächlich handschriftlich aufsetzen, eine ungeheuerliche Arroganz der Realitäten.
    Dann bereitete ich meinen Abflug vor, indem ich mich aus dem Bett bewegte und anzog. Brav auf einem Stuhl hockend, erwartete ich den Chefarzt, der mich nach dem Mittagessen mit endlosen väterlichen Ermahnungen entließ. Ich nahm ein Taxi.
    Rodenstock hatte das Packpapier an der freien Wand des Gästezimmers total mit Filzschreiber bedeckt. Es gab so seltsame Kürzel wie h. k. M. und l. k. A. v., was ›hat kein Motiv‹ und ›liegt keine Aussage vor‹ hieß. Hinter Udler stand l. w., und Rodenstock erläuterte: »Das heißt, er lügt wahrscheinlich. Wie geht es dir, mein Sohn?«
    »Gut. Ich möchte Spaghetti Carbonara. Haben wir sowas?«
    Dinah nickte. »Aber besser wäre wahrscheinlich ein Steak. Ich habe den Eisschrank vollgekauft. Aber ich kann doch nicht kochen. Ich habe eben statt Wasser Kaffeepulver in die Espressomaschine geschüttet.«
    »Du bist einfach mordgeschädigt«, urteilte Rodenstock sanft. »Ich werde kochen.«
    »Du bist meine Rettung«, antwortete sie ernsthaft.
    Ich legte mich eine Weile auf mein Bett. Momo und Paul kamen und beklagten sich bitter, daß ich sie so lange alleingelassen hatte. Paul wühlte sich mit sehr hartnäckigen Kopfstößen in meine rechte Achselhöhle, schnurrte eine kurze Weile und war dann eingeschlafen. Momo zupfte an seinem Schwanz, um ihn zu stören, entschied sich aber dann für das Kopfkissen und legte den Kopf dicht neben meinen. Ihre Welt war in Ordnung.
    Draußen hatte es zu regnen begonnen. Wir schliefen ein und wurden von Rodenstocks Gebrüll geweckt: »Die Steaks sind zu Braunkohle verarbeitet, die Raubtierfütterung kann beginnen!«
    Die ersten zehn Minuten des Essens verliefen schweigend, dann sagte Rodenstock: »Ich würde gern mit einem Menschen sprechen, der in Geld ertrinkt und der mir dieses Durcheinander hier einigermaßen erklären kann.«
    »Walburga«, schlug ich vor. »Sie ist eine englische Lady, die es nur zufällig in die Eifel verschlagen

Weitere Kostenlose Bücher