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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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langbeinigen Blonden zu betreten, die ernsthaft der Meinung war, sie könne ohne mich nicht leben.
    »Irgend etwas war mit Liechtenstein«, berichtete die Soziologin hell vor Aufregung. »Kutschera sagt, sie waren vor drei Monaten dreimal hintereinander in Liechtenstein. Und zwar innerhalb von neun Tagen. Sie sind jeweils nachts runtergerast und dann 24 Stunden später zurück. Frau Kinn sagt dasselbe.«
    »Liechtenstein ist klein, aber verdammt groß, wenn man nicht weiß, wohin sie dort gefahren sind. Gibt es Hinweise?«
    »Ja. Frau Kutschera hat eine Art Tagebuch geführt. Da steht in den letzten Junitagen mehrmals die Eintragung Vaduz und Stadtcafe 11 Uhr. Dann einmal Brennerhof 14 Uhr. Das reicht, Baumeister. Laß uns fahren.«
    »Wie bitte?«
    »Laß uns nach Liechtenstein fahren. Die Eintragungen reichen doch!«
    »Haben wir Fotos der Toten?«
    »Nein.«
    »Dann ruf Wiedemann an und bitte ihn, uns welche zu geben. Ich kann ja begreifen, daß du bei diesem Scheißwetter aus der Eifel rauswillst, aber dann sollten wir wenigstens komplett ausgerüstet sein.«
    Sie schrie »Juchhuh!« und ließ sich auf mich fallen, was mich angesichts eines spitzen angewinkelten Ellenbogens um den letzten Rest von Luft brachte. Ich wußte nicht, wie leicht Soziologinnen glücklich zu machen sind.
    »Du bist süß!« schrie sie schrill.
    »Bitte nicht«, sagte ich und strampelte mich unter ihr hervor. Ich suchte Rodenstock und fand ihn auf dem Bett liegend. Er las Stille und Sturm.
    »Wir wollen mal eben nach Liechtenstein«, sagte ich. »Kutschera und Kinn waren dort. Mehrmals. Einwände?«
    »Keine, solange du mir Bescheid sagst, was los ist«, antwortete er. »Auf mich alten Knochen kannst du verzichten. Es wird wahrscheinlich eine Gewalttour.«
    »Wird es«, nickte ich. »Wir fahren jetzt, und wir fahren durch.«
    »Da ist noch etwas«, fuhr er fort, »ich habe noch einmal alle Informationen Revue passieren lassen. Ich denke, Charlie verschweigt uns was.«
    »Das denke ich auch. Er ist ein Pirat, aber kein schlechter.«
    »Dieser Filz hier macht mir Sorgen. Kennst du die Affäre Stauber? Kennst du nicht? Gut. Also Stauber ist ein kleiner Maschinenbauer Richtung Mosel. Er hat in drei Jahren rund vier Millionen Steuern hinterzogen. Das konnte er auch ruhig tun, weil der Finanzbeamte, der den Betrieb prüfte, nicht nur einen einträglichen Nebenjob als Kneipier hatte, sondern auch noch in seiner Freizeit als Steuerberater für Stauber fungierte. So etwas baut Motive auf, die wir nur schwer entdecken können.«
    »Wir hacken meiner Meinung nach viel zu sehr auf reinen Gelddingen herum. Vielleicht liegt das Motiv in ganz anderen Lebensbereichen. Vielleicht war es wirklich eine reine Liebesarie...«
    »Baumeister«, sagte er heftig. »Wie soll es sich um eine reine Liebesgeschichte handeln, wenn der Mörder so überlegt und massiv vorging? Und wer, zum Teufel, soll dann der Mörder sein, wenn beide Ehepartner wasserdichte Alibis haben?«
    »Auf nach Liechtenstein«, meinte ich.
    »Wir können die Fotos von der Polizeiwache in Daun mitnehmen«, gesellte sich Dinah zu uns. »Baumeister, glaubst du, wir werden Glück haben?«
    »Wir müssen es versuchen«, sagte ich. »Du fährst bis Koblenz, dann auf die A 61 bis Kreuz Weinheim, dann quer Richtung Nürnberg und hinter Crailsheim auf der Süd-Autobahn an Neu-Ulm vorbei. Wir gehen in Lindau über die Grenze. Und ich werde endlich schlafen.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte sie. »Ich wollte schon immer mal ein Auto fahren, an dem wirklich alles funktioniert.«
    Wir fuhren in die Nacht, nahmen in Daun die Fotos auf und gingen in Mehren auf die Autobahn. Es regnete in Strömen, es machte mich schläfrig. Das Autobahnkreuz Koblenz erlebte ich schon nicht mehr, wurde irgendwo im Hunsrück vorübergehend wach, zerrte einen Pullover aus der Tasche und stopfte ihn mir unter den Kopf. Es regnete noch immer. »Du fährst sehr gut«, nuschelte ich.
    »Du merkst doch gar nichts davon«, sagte Dinah fröhlich.
    »Ja, eben!«
    Als sie tankte, wurde ich erneut wach.
    »Ich habe kein Geld«, sagte sie.
    »Dann nimm gleich mehr, damit du was in der Tasche hast.«
    Es war ihr peinlich, sie druckste herum, sie wollte wütend werden.
    »Ich bin nicht schuld an deiner Lage«, sagte ich vorsichtig.
    »Ach, Scheiße«, sagte sie und nahm die Scheine. »Du schwimmst ja auch nicht drin.«
    »Zu zweit schwimmt es sich auch bei Niedrigwasser besser«, tröstete ich. »Du hast vierhundert Kilometer gemacht, du bist

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