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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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wenig fühlte ich mich wie ihr Dackel.
    Die nächste Strecke fuhr ich, und ich war bemüht, das Thema nicht weiter auszubreiten. Ich berichtete also von ein paar wundersamen journalistischen Heldentaten, die ich vollbracht hatte, bis sie mich leise lachend unterbrach: »Also, ich wollte dich wirklich nicht in die Enge treiben.«
    »Du treibst mich nicht in die Enge«, sagte ich. »Ich will Zeit haben, verstehst du? Ich glaube nicht, daß ich gut bin im Heu, wenn es nur das Heu ist, sonst nichts.«
    »Aber riskieren willst du nichts«, erwiderte sie schnell. »So ist das doch immer. Die Leute verkriechen sich unter der Bettdecke, spielen an sich selbst herum. Wenn sie echt gefordert werden, wollen sie wieder schnell unter ihre Decke.«
    »Siehst du das nicht sehr einfach?« fragte ich.
    »Mag sein«, sagte sie langsam. »Aber so ist es nun mal.«
    Danach kam glücklicherweise eine längere Pause, der Tag wurde heller, der Nebel verzog sich, im Süden tauchten ein paar blaue Himmelsflecken das Land in helleres Licht. Wir kamen schnell voran, ich schob ein Band mit Clapton-Songs ein, stöpselte den Elektrorasierer in den Feueranzünder und machte mich landfein.
    »Wie gehen wir vor?« erkundigte sich meine Soziologin.
    »Das werden wir an Ort und Stelle entscheiden. Wir haben nur das Stadtcafe und diesen Berghof. Also ran und warten, was passiert.«
    Wir riefen Rodenstock aus Lindau an, und er berichtete uns, es habe sich absolut nichts getan. »Wir hocken hier erstarrt«, sagte er.
    Wir gingen über die Grenze nach Österreich, dann in die Schweiz. Ab Feldkirch fuhr ich sehr schnell, als mache uns das erfolgreicher. Wir erreichten die flache Schüssel, in der Vaduz liegt, und Dinah rief: »Wir kommen! Nehmt euch in acht!«
    Die Zeit der Touristen war vergangen, ihre neue Zeit noch nicht gekommen, das Leben in den Straßen floß träge. Das Stadtcafe war leicht zu finden, wir marschierten hinein und bestellten etwas.
    »Wir müssen einen immerwährenden halbamtlichen Charakter vermitteln«, sagte ich leise. »Das macht Eindruck, das führt am schnellsten zum Ziel. Freundlich, aber knallhart.«
    Die Bedienung war eine abgearbeitete ungeschminkte Frau um die Dreißig. Ich legte ihr die Fotos von Pierre und Heidelinde vor und fragte: »Wir wissen, daß diese beiden Leute hier vor etwa drei Monaten häufig in diesem Cafe waren. Wir müßten wissen, mit wem sie sich trafen, da beide bei einem Unfall ums Leben kamen. Verstehen Sie?«
    »Oh ja«, strahlte sie. »An die beiden erinnere ich mich gut. Die waren so verliebt. Frisch verheiratet, wie? Sie sind verunfallt? Oh nein, wie schrecklich. Die trafen Herrn Dr. Danzer. Das ist ein Anwalt, ein bekannter Anwalt unten aus der Au.«
    »Ach, ja. Wir danken Ihnen. Vertritt Dr. Danzer deutsche Firmen?«
    Die Kellnerin lachte. »Das weiß man nicht, welche Nationalität diese Firmen haben. Wie schrecklich, daß die tot sind. Ja, ja, der Verkehr.«
    Wir zahlten. Draußen sagte Dinah: »Das kommt mir alles viel zu einfach vor.«
    »Um herauszufinden, ob es das ist, müssen wir zu diesem Danzer«, entgegnete ich.
    »Wie ist das mit dem Bankgeheimnis in der Schweiz und Liechtenstein?«
    »Nicht mehr so rigide wie noch vor ein paar Jahren, aber immer noch kannst du hier in Liechtenstein oder in der Schweiz Bargeld en masse loswerden, und niemand kann feststellen, wo es steckt. Zunächst wird ein Anwalt mit der Gründung einer Firma beauftragt, dann fließt das Geld in diese Firma. Praktisch ist es damit verschwunden. Zwischen dir und deinem Geld steht dann immer der Anwalt, der keine Auskunft zu geben braucht und den kein Mensch dazu zwingen kann, Auskunft zu geben. Es sei denn, jemand kann beweisen, daß es Geld aus kriminellen Handlungen ist. Aber dieser Beweis gelingt so gut wie nie.«
    »Scheiß Kapitalismus«, sagte Dinah gereizt.
    Es war ein merkwürdiges Haus, und es hatte vermutlich einmal als kleines Bauernhaus angefangen. Stück um Stück hatte man Stahlbetonwürfel hinzugefügt, zwischen denen das alte brave Häuschen zerdrückt zu werden schien. Es gab zwei Schilder. Auf einem stand: Dr. Antonio Danzer. Auf dem anderen standen die klein geprägten Namen von bestimmt mehr als hundert Firmen. Die Wortteile ›Finanz‹ und ›Trade‹ kamen in fast allen Namen vor.
    »Wir sehen vermutlich nicht aus wie Klienten von Dr. Danzer«, sagte ich.
    »Wir werden auch nie welche«, antwortete Dinah und schellte.
    Eine Frauenstimme kam aus dem Lautsprecher: »Ja, bitte?«
    »Wir ermitteln

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