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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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jetzt?«
    »Jetzt suchen wir erst mal für die nächsten Stunden eine Bleibe«, schlug ich vor. »Irgendwie sind wir hier noch nicht am Ende.«
    Wir fuhren nur fünfhundert Meter. Da stand ein Schild Gasthof und Hotel, und darunter Dr. Danzer.
    »Es bleibt in der Familie«, murmelte meine Soziologin.
    Sie hatten ein Doppelzimmer frei. Auf zwei Einzelzimmer mochte ich nicht bestehen, weil das kleinkariert gewirkt hätte und weil wir schließlich eine Menge miteinander zu besprechen hatten.
    Sie zerrte sich den Pullover über den Kopf, ließ die Jeans fallen und klagte: »Ich bin völlig erledigt.« Dann sank sie auf das Bett.
    Sicherheitshalber nahm ich eines der beiden zierlichen Sesselchen. Ich langte nach dem Telefon und rief mich selbst an.
    »Bitte?« fragte Rodenstock.
    »Hör zu, Papa, es sieht nach einem Fehlschlag aus. Der Verbindungsmann heißt Dr. Danzer in Vaduz. Er traf die beiden ein paar Mal, aber es ging, wie er sagte, immer nur um Tips. Eine Firma haben sie hier nicht, und sie hatten angeblich auch nicht vor, eine zu gründen.«
    »Glaubst du das?«
    »Nicht die Spur«, sagte ich. »Aber wir können niemanden zwingen, Auskünfte zu geben. Der Name Udler sagte ihm auch nichts. Er hat über den Doppelmord in der Zeitung gelesen, behauptet er. Er liest viele Zeitungen.«
    »Dann schlaft euch aus und kommt heim.«
    »Hm«, murmelte ich und hängte ein. »Nichts Neues. Wir sollen einfach wieder nach Hause kommen.«
    »Erst schlafen«, sagte sie und öffnete nicht einmal die Augen.
    Eine Weile blieb ich noch in dem Sessel hocken, dann zog ich mir die Schuhe aus und legte mich neben Dinah auf das Bett. Ich war hundemüde, und es war mir plötzlich gleichgültig, ob sie mich überfallen würde oder nicht. Sie schlief, ihr Atem ging ganz ruhig.
    Als ich wieder aufwachte, waren vier Stunden vergangen, und Dinah fuhrwerkte im Bad herum, sang einen Gassenhauer schräg und falsch und sehr laut.
    Es war später Nachmittag, die Dunkelheit kroch heran, und ich fühlte mich ausgesprochen gut.
    Dann stand Dinah nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, in der Badezimmertür und sagte: »Es ist toll, du solltest in die Wanne steigen. Man kann alle miesen Menschen, die man getroffen hat, von der Haut waschen. Ich habe übrigens keine Jeans mehr, keinen Pullover, keine Unterwäsche. Ich bin nicht darauf eingerichtet, in Hotels zu übernachten.«
    »Wir könnten etwas einkaufen gehen«, antwortete ich. »Irgendein Geschäft wird noch geöffnet sein.«
    »Du sollst es mir nur pumpen«, sagte sie ernsthaft.
    »Natürlich, nur pumpen«, bestätigte ich ebenso ernsthaft.
    Also fuhren wir ins Zentrum von Vaduz und suchten nach einem Geschäft, dessen Preise in etwa unseren Gewohnheiten entsprachen. Es dauerte ziemlich lange, bis wir eines fanden. Dinah suchte Jeans aus, einen Pullover, eine Garnitur Wäsche, und ich bestand darauf, daß sie alles gleich zweimal kaufte. »Wir können das nächste Hotel nicht ausschließen«, sagte ich.
    Sie schrieb sich gewissenhaft auf einen Zettel, was das alles kostete, und sie sagte: »Kann ich es in zwei Raten zahlen?«
    Ich wurde sauer. »Es ist eine Art Betriebskleidung. Stell dich nicht so an!«
    Sie sah mich an, sagte aber nichts und bemühte sich um Fassung. »Ich will noch einmal diese dicken knallroten T-Shirts sehen«, sagte sie dann mit einer ganz hohen Stimme.
    »Tut mir leid«, haspelte ich. »Es ist gepumpt«, nickte ich, »natürlich, wie du willst.« Ich kam nicht zurecht mit mir selbst. »Du solltest vielleicht... Ich bin mal eben verschwunden.«
    Ich ging hinaus, fand mich ekelhaft und sah keinen Ausweg. Schließlich trottete ich zwei Häuser weiter in eine Drogerie und kaufte Roma von Laura Biagiotti, gleich einen halben Liter, damit es richtig wehtat.
    Dann wartete ich, bis Dinah aus dem Laden hinauskam und gab ihr die Schachtel. »Es tut mir leid, ich bin ein Arsch.«
    »Einsicht«, sagte sie aufreizend langsam, »ist das erste Loch im Wasserkopf.«
    Wir fuhren in das kleine Hotel zurück, und Dinah lächelte mich zaghaft an. »Wir sind schon ganz schön kaputt«, stellte sie fest.
    »Du hast recht«, sagte ich. »Riechst du gern Parfüm?«
    »Ja, aber nur wenn keine Grünenfrau dabei ist, die empört sein kann.«
    Wir aßen in der Bauernstube für sündhaft teures Geld Lachs an Spinat, und sie mummelte: »Ich kaue gerade auf zwanzig Franken fünfzig rum. Und es tut mir nicht mal leid. Und anschließend will ich einen Caramel-Pudding in Courvoisier und abschließend

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