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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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sogar nach mir um und fragten besorgt, ob es mir denn auch gutgehe – aber im Grunde war das wohl nichts als reine Höflichkeit, und ich antwortete stets: »Mir geht es prima, wirklich.«
    Nach einigen Ewigkeiten erreichten wir heimische Gefilde, und an der Reihenfolge ganz bestimmter Schlaglöcher merkte ich, daß wir auf den Hof rollten.
    Rodenstock sah sich um und bemerkte: »Da ist aber jemand froh, endlich zu Hause zu sein, was? Machen wir es also so?«
    »Was sollen wir wie machen?« fragte ich aus meinem Tablettendunst.
    Rodenstock bekam große, kugelrunde Augen, und Dinah meinte herablassend: »Dachte ich es mir doch. Er hat überhaupt nichts mitgekriegt.«
    »Wir laden Danzer zum Kaffee ein«, erklärte Rodenstock fröhlich.
    »So verrückt ist der nicht«, sagte ich.
    »Es kommt allein auf die Form der Einladung an«, erklärte Dinah und fuhrwerkte mir mit beiden Zeigefingern vor dem Gesicht herum.
    Ich ahnte, daß es keinerlei Sinn machte, mir irgend etwas aus dem wirklichen Leben zu erklären. Ich schwieg also und bewegte mich langsam in Richtung meiner Matratze. Ich hatte das dumpfe Gefühl, endlich einen klaren Kopf bekommen zu müssen, und das erledigt man am besten schlafend. Ich rief nicht einmal meine Katzen.
    Im Tran bekam ich schemenhaft mit, daß Dinah sich neben mich legte und »Gute Nacht« murmelte.
    Das nächste Bild kam schneidend schnell und brutal. Der Arzt Tilman Peuster hielt meine Hand und schrie: »Können Sie mir sagen, wie es Ihnen geht?«
    »Ich habe ihn geholt«, erklärte Dinah von der Tür her. »Du wolltest überhaupt nicht aufhören zu schlafen.«
    »Das ist mein Recht«, sagte ich. »Mir geht es gut.«
    »Der Verband um die Rippen ist noch in Ordnung«, nickte Peuster. »Bewegen Sie sich vorsichtig, und nehmen Sie keine dieser Tabletten mehr. Ach Quatsch, die spüle ich erst mal im Lokus runter.«
    »Aber die sind richtig gut«, protestierte ich.
    »Das glaube ich Ihnen«, lächelte er gutmütig. »Damit hätten Sie eine ganze Bundeswehrkompanie bewegungsunfähig halten können. Habe die Ehre.« Er sagte immer so komische Sachen wie ›Habe die Ehre‹.
    Gegen Mittag versuchte ich leidlich klar die Treppe nach unten zu schaffen. Irgendwie gelang das.
    »Wie willst du denn den Danzer einladen?« fragte ich.
    Rodenstock saß am Küchentisch und aß einen Streifen Eifler Knochenschinken. »Wir müssen ein bißchen mogeln«, erklärte er. »Erst telefonieren wir ein bißchen, dann basteln wir ein bißchen, dann kommt er.«
    »Du bist verrückt«, sagte ich.
    »Das kommt auf den Standpunkt an«, sagte Dinah spitz. »Du solltest dir besser ein Sofa suchen.«
    »Bin ich Rentner?« protestierte ich.
    »Im Moment, ja«, sagte Rodenstock kühl. »Beweg dich nicht zuviel, reg dich nicht auf. Du wirst alles mitkriegen.«
    »Wir bekommen nämlich Besuch«, sagte Dinah wie jemand, der deutlich machen wollte: Ätsch, wir sind besser als du.
    »Und mich könnt ihr nicht vorzeigen?«
    »Jetzt ist er auch noch beleidigt«, murmelte Rodenstock.
    »Ich bin sauer«, sagte ich. »Ich habe ein Recht auf Zuwendung.« Aber ich merkte, daß meine leicht scherzende Beschwerde nicht ankam, sie befanden sich beide in einer ganz anderen Welt.
    Rodenstock hockte sich samt Telefon auf den Sessel gegenüber, die Soziologin daneben. Sie hatten beide Notizzettel und Kugelschreiber vor sich und machten den Eindruck, als wollten sie mich verhören. Aber ich spielte nicht die geringste Rolle in ihrem Spiel.
    Rodenstock wählte eine lange Nummer und sagte: »Bitte den Gentner im Wirtschaftsressort.« Er hatte plötzlich eine widerlich untertänige Stimme, und er lächelte, als mache es Spaß, einen Heidenspaß, jemandem bis zum Anschlag in den Hintern zu kriechen. »Doktor Gentner?« – »Ach, das ist aber nett! Ich habe ein Problem. Wie Sie sicher wissen, bin ich in die Kommission berufen worden.« – »Ja, vielen Dank auch. Nehmen wir mal an, Doktor, ich habe ein Projekt im Bau, irgend etwas Großes, eine Fußgängerpassage, ein Hallenbad, ein Sportzentrum. Etwas, das sowohl mit öffentlichen wie mit privaten Geldern finanziert wird. Jetzt kommt die Panne, jemand zieht Gelder raus. Ich brauchte also Geld. Was passiert dann?« Rodenstock drückte auf den Lautsprecherknopf.
    Eine Stimme so tief wie Vater Rhein tönte: »Interessante Frage, mein Lieber. Ich nehme einmal an, Sie haben keine Zeit. Dann müssen Sie sich nach schnellem, kurzfristigen Kapital umsehen. Da gibt es zwei Zielgebiete: Luxemburg und die

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