Eifel-Filz
Kyllheim, also mit Mischfinanzierungen. Da schwirren öffentliche Gelder rum, private Kunden legen Gelder ein, Firmen kaufen sich ein. Es entsteht ein Durcheinander. Dieses Durcheinander, so der Verdacht, ist gezielt, gewollt. Kein Mensch kann hinterher mehr sagen, wohin die öffentlichen Gelder wanderten, was mit ihnen bezahlt wurde, was mit den privaten Mitteln passierte und so weiter und so fort. Nur noch mit dem Projekt befaßte Fachleute könnten für eine Klärung sorgen. Solange aber die privaten Geldgeber befriedigt werden, solange sich also kein Mensch beklagt, ist alles in Butter.«
»Weil die Steuergelder und Subventionsgelder keinen interessieren, weil sie kostenlos sind?«
»Genau das«, bestätigte er.
»Und Kyllheim sieht so aus?«
»Kyllheim sieht verdammt so aus. – Und jetzt geben Sie mir mal den Rodenstock.«
Ich reichte den Hörer weiter, und Rodenstock hörte zu, was Wiedemann ihm zu sagen hatte.
Dann legte er den Hörer zurück und murmelte: »Tut mir leid, das mußte sein. Ich wußte wirklich nichts von dieser Berufung. Jetzt erzähl! – Halt, halt, erst mal holen wir Dinah rein, sonst wird sie sauer. Die sieht ja fürchterlich aus.«
Rodenstock holte sie, dann erzählten wir.
»Es gab einen Punkt, an dem ich schier verrückt wurde«, sagte ich. »Plötzlich behauptete dieser Arnold, du arbeitest für den Bundesnachrichtendienst. Ich will wissen, ob das wahr ist.«
Rodenstock nickte bekümmert. »Es ist wahr. Ich weiß, daß du etwas gegen Geheimdienste hast. Ich bin oft hinzugezogen worden, wenn im Umfeld eines Geheimdienstfalles Tötungsdelikte vorkamen. Zum Beispiel wurde ich in deutsche Botschaften in aller Welt geschickt, wenn der Bundesnachrichtendienst unklare Todesfälle zu untersuchen hatte. Siggi, ich bin Beamter, ich diene diesem Staat, es war meine Pflicht. Das kannst du wörtlich nehmen.«
»Du hast mir nie etwas davon erzählt.«
»Das ist richtig. Ich hätte es sicher irgendwann erzählt. Ich frage mich, wie Danzer an diese Information kommt. Vermutlich durch Bestechung, der Mann ist hochgefährlich. Dinah, fahr mal zu Danzers Haus und fotografiere die gesamte Tafel mit den Firmennamen.«
»Das mache ich«, nickte sie und ging hinaus.
»Warum hat Danzer uns sofort freilassen müssen?«
Rodenstock spitzte den Mund. »Ich sagte ihm, er solle nicht die geringste Schwierigkeit machen, weil ich ihn sonst sofort vor die Bundeskommission laden und gleichzeitig dafür sorgen würde, daß die wichtigen Nachrichtenmagazine Kenntnis davon bekommen. Ich sagte ihm, daß ich den Schweizer Geheimdienst kontaktieren und in seine Firma schicken würde. Und ich ließ ihm keine Zeit zu antworten.«
»Danke.«
»Schon gut.«
»Gibt es irgend etwas Neues bei der Recherche zum M 99?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Es gibt einen Haufen Tierärzte, die sich das Zeug gelegentlich in den Giftschrank stellen, weil sie es mit schweren massigen Tieren zu tun haben. Aber nichts weist konkret auf unseren Fall hin, und natürlich gibt kein Tierarzt es freiwillig zu, wenn etwas von dem Zeug fehlen sollte. Was würdest du jetzt tun, wenn du nicht im Krankenhaus wärst?«
»Ich würde mir Danzer schnappen«, erklärte ich. »Ich würde mich auf die Lauer legen und ihn dazu zwingen, uns den Teil zu erzählen, von dem wir offensichtlich keine Ahnung haben. Er weiß genau, was in der Eifel gelaufen ist. Warum?«
»Er hat dort Gelder investiert«, meinte Rodenstock. »Wir können nicht riskieren, ihn hier unter Druck zu setzen. Wie lange mußt du noch hierbleiben?«
»Ich weiß es nicht. Wenn ich ihnen mein Ehrenwort gebe, daß ich mich nicht bewege, nur flach atme und meistens schlafe, lassen sie mich vielleicht schnell wieder laufen.«
»Das ist aber wirklich ein Risiko«, sagte er väterlich.
Tatsächlich entließen sie mich am nächsten Morgen, nachdem ich schriftlich erklärt hatte, daß ich die Klinik gegen ärztlichen Rat verlassen würde. Ich verfrachtete mich auf den Rücksitz des Jeeps, weil ich dort wenigstens die Beine ausstrecken konnte. Sie hatten mir zwei Sorten Pillen mitgegeben: eine gegen Schmerzen, die andere, um ruhig zu werden. Sicherheitshalber nahm ich immer zwei von beiden Sorten, was dazu führte, daß ich tranig durch halb Europa kutschiert wurde, während vor mir Rodenstock und Dinah über Witze lachten, die ich nicht verstand. Zuweilen hielten sie an, um zu tanken oder einen Kaffee zu trinken, was mir Zeit gab, endlich zu schlafen. Zuweilen sahen sie sich
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