Eifel-Filz
wird nicht nötig sein. Wie funktioniert das denn?«
»In der Regel durch persönliche Verbindungen. Danzer kennt mich gut. Habe ich vorübergehend ein Loch, kann ich mich mit ihm in Verbindung setzen. Je nach Lage schließt er das Finanzloch dann für eine bestimmte Zeit. Also nehmen wir an: Finanzloch über zwei Monate, weil öffentliche Gelder noch nicht zur Auszahlung bereitstehen. Dann kosten die zwei Monate natürlich erheblich mehr Zinsen, aber es wäre ungleich teurer, wenn ich den Bau für zwei Monate stoppen müßte. Abgesehen von dem Skandal, den das auslösen würde.«
»Sind das Risikogelder?«
Er lachte. »Ja, man nennt das so.«
Rodenstock wurde butterweich. »Wie behält man denn die Kontrolle darüber? Also, ich meine, da könnte doch jeder ein paar Millionen auf das Konto legen lassen.«
Udler lachte wieder. »So einfach ist das natürlich nicht. Wir haben eine Kennummer.«
»Aha, also in diesem Fall die D-W 16-10-10?«
»Richtig«, sagte Udler. »Sie sind gut informiert. Aber was soll das mit dem Mord zu tun haben?«
»Das wissen wir nicht«, entgegnete Rodenstock freundlich. »Wir müssen eben jede Spur verfolgen. Sie kennen doch die Genauigkeit von Beamten.«
»Und wie ich die kenne«, dröhnte Udler. »Die Eifel braucht Geld, die Eifel war zu lange Jahre bitterarm. Ich besorge Geld aus allen Quellen, die fließen. Und ich werde meistens von Beamten gestoppt. Das ist mein Alltag. Sparkassen sind immer der verlängerte Arm der Politiker. Und Politiker werden von Beamten gesteuert. Das ist eine Versammlung hochkarätiger Arschlöcher und gleichzeitig mein Untergang.«
»Sie Armer«, murmelte Rodenstock.
»Ach Gott, kein Problem. Man lernt eine Menge Schliche.«
»Danke für die Auskunft. Guten Tag.« Rodenstock legte auf.
»Ich glaube nicht, daß Danzer mit einer Armbrust durch die Eifel geschlichen und M 99 verschossen hat«, meinte ich.
»Das glauben wir auch nicht, Baumeister«, sagte Dinah. »Wir glauben nur, daß wir bis heute nicht tief genug gegraben haben.«
»Kannst du das mal für den zweiten Bildungsweg übersetzen?«
»Ganz einfach«, murmelte Rodenstock. »Wir haben Helfer. Walburga, Charlie, Udler. Bisher ist aber nicht einmal der Schimmer eines wirklichen Geheimnisses aufgetaucht. Alles ist offen, alles wie aus Glas. Was Udler zum Beispiel eben erklärt hat, würden wir auch herausbekommen, wenn wir sein Büro durchsuchen. Da finden wir dann Unterlagen, in denen eine Geneve-Trade der Sparkasse vorübergehend mit ein paar Millionen aushilft. Wir wittern dann ein Geheimnis, und Udler guckt entgeistert und fragt dagegen: Was daran ist denn ein Geheimnis, meine Herren?« Rodenstock wedelte mit beiden Händen. »Es muß etwas in den tieferen Schichten verborgen sein, verstehst du? Sonst hätte Danzer es niemals riskiert, dich zu schlagen. Danzer ist kühl und handelt mit Geld. Wieso geht er das Risiko ein und will unter Folter von dir wissen, wieviel du weißt?«
»Und was ist, wenn wir offen spielen? Wenn wir Charlie holen, ihm die Sache erklären?«
»Was ist, wenn Charlie selbst drinhängt?« fragte Dinah.
»Aber er kann abschätzen, wann er aufgeben muß«, sagte ich.
»Da ist was dran«, nickte Rodenstock. »Er wird die Biege machen, wenn er begreift, daß es eng wird. Ruf ihn an.«
Also rief ich Charlie an, und er sagte sachlich, er habe keine Lust.
»Keine Lust gilt nicht. Ich war inzwischen in Liechtenstein.«
»Besseres Wetter als in der Scheiß Eifel, was?« Er wich aus.
»Aber ziemlich brutale Leute, Doktor Danzer und so. Wir brauchen dich, Charlie. Sei doch mal nett zu einfachen Leuten.«
»Ihr steckt eure Nasen in Sachen, von denen ihr nichts versteht«, maulte er. »Na gut, ich komme eben rüber.«
Während ich den Hörer auf die Gabel legte, versprach ich: »Wenn es gelingt, gebe ich einen aus.«
»Es wird jetzt eng«, sagte Rodenstock. »Ich werde Wiedemann benachrichtigen. Er kommt in Teufels Küche, wenn er nicht weiß, was wir tun.«
Doch das Telefon schellte, und Rodenstock meldete sich: »Bei Baumeister.«
»Chef«, sagte Wiedemann, »die Sache wird einigermaßen heiß. Wir haben einen Mann aufgetrieben, der möglicherweise einen Schlüssel hat.«
»Was für einen Schlüssel?«
»Er ist beschissen worden. Oder jedenfalls glaubt er, daß er beschissen wurde.«
»Und wie?«
»Von Udler. Er gab zwei Grundstücke ab für das Objekt in Kyllheim. Im Gegenzug sollte er für den Hausbau seines Sohnes einen Kredit bekommen. Natürlich zu
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