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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Meter von der Leiche entfernt Richtung Straße, ist deutlich
auszumachen, daß ein Auto gehalten hat. Wahrscheinlich Pirellireifen. Wir
werden die Spur ausgießen, wir hoffen, daß das etwas bringt. Ich nehme an, daß
die Tote nicht geahnt hat, daß sie ... na ja, daß sie getötet werden sollte.
Denn an der Stelle, an der der Wagen hielt, stieg sowohl nach rechts ein Mensch
aus als auch nach links. Beide Spuren sind schwach erkennbar, aber eindeutig.
Vor dem Auto trafen sie sich und gingen dann nebeneinander weiter bis zu der
Stelle, an der sie jetzt liegt. Nach Art des Einschusses tippe ich ebenfalls
auf ein Neun-Millimeter-Geschoß. Beide Beine sind locker langgestreckt, was
darauf hindeutet, daß sie im Augenblick des Schusses starb. Mit anderen Worten,
sie konnte nicht einmal mehr zappeln, kein Bein an den Körper ziehen. Die
Haltung der Arme unter dem Körper läßt den Schluß zu, daß sie nicht einmal die
Arme nach vorn bringen konnte, um sich instinktiv vor dem Fall zu schützen.
Wenn man es übertrieben ausdrücken will, starb sie schon, bevor sie auf die
Erde fiel. Wir wissen noch nicht, was sie in den Taschen hat, wir müssen noch
warten. Ich bin der Meinung, daß Jonny mit seinen Kameras loslegen sollte. Das
Labor könnte schon mal eine Erdprobe von ihren Schuhen nehmen, damit wir unter
Umständen herausfinden können, wo sie vorher war. Wir sollten den groben
Überblick vervollständigen. Karlheinz, du gehst in alle Häuser an der Straße in
Kopp, und du, Meier, machst dasselbe in Weißenseifen. Vielleicht hat jemand das
Auto gesehen, in dem sie saß, vielleicht finden wir heraus, wer sie ist, wo sie
herkam, wer mit ihr zusammen war. Los, Jungs.«

    Â»Der ist richtig gut«, murmelte Kalle neben mir.

    Abgesehen von dem häßlichen Einschußloch im Nacken machte die
Tote einen sehr gepflegten Eindruck. Sie trug handgenähte Slipper, Jeans von Trussardi,
ein lang-ärmeliges T-Shirt, das ebenfalls teuer wirkte, und ein Herrensakko im
braun-roten Karo. Das rechte Handgelenk war neben ihrem Körper sichtbar, daran
hing eine viereckige Cartier-Uhr aus Gold. Das Haar der Toten war lang und
blond, sie trug es in einem langen Mittelzopf.

    Ich fotografierte die Leiche, und niemand hinderte mich daran.

    Der Fotograf der Kommission arbeitete sehr konzentriert,
wechselte profihaft seine Objektive und stieg sogar auf eine niedrig wachsende
verkrüppelte Eiche, um den Tatort von oben ins Bild zu bekommen. Die Aktion dauerte
eine gute halbe Stunde, während der die Männer meistens schwiegen, vor sich
hinstarrten, rauchten und allesamt den Eindruck machten, als seien sie nicht
ganz bei der Sache. Von Rodenstock, dem Kriminalrat a. D., wußte ich, daß genau
das Gegenteil der Fall war. Sie konzentrierten sich alle auf den Moment, in dem
die Tote umgedreht werden würde. Rodenstock hatte es so formuliert: »Dann
machst du dein Hirn sperrangelweit auf, damit du nie die geringste Kleinigkeit
vergißt.«

    Der Oberstaatsanwalt fragte mich: »Wer hat Sie informiert?«

    Â»Kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nämlich nicht, wer es
war.«

    Er starrte mich an, und seine Augen waren schmale Schlitze.
Überraschend kommentierte er: »Das glaube ich Ihnen sogar.«

    Kalle fragte Kischkewitz: »Ist es nicht möglich, daß das Auto,
das hier anhielt und aus dem zwei Personen ausstiegen, gar nichts mit der Toten
zu tun hat? Daß das gewissermaßen zwei getrennte Ereignisse waren?«

    Kischkewitz grinste leicht. »Der Advokat des Teufels, häh? Aber
Sie haben recht, das ist schon möglich.«

    Mein Handy fiepste, es klang unangenehm und aufdringlich. Ich
trat ein paar Meter zur Seite. »Ja, bitte?«

    Dinah. Sie sagte etwas atemlos: »Können wir heute abend reden?«

    Â»Nein«, antwortete ich knapp.

    Â»Aber wieso nicht?«

    Â»Weil ich in einer Reportage stecke, weil ich Kalle Adamek ein
wenig helfen will, weil ich weiß, daß du mich beschissen hast, weil ganz sicher
ist, daß ich nicht reden will, und vor allem möchte ich mich nicht mehr mißbrauchen
lassen. Ich stehe für den Kindergarten nicht mehr zur Verfügung.« Dann
unterbrach ich die Verbindung, weil ich roch, daß mir gleich alle Pferde durchgehen
würden.

    Sie drehten die Tote um.

    Â»Oh, Scheiße!« hauchte einer der Männer.

    Es war so, wie der Mediziner es vorausgesagt hatte, das

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