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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wegräumen? Und wir sollten warten, bis Rodenstock zurück ist. Er stellt
immer die besten Fragen.«

    Â»Das stimmt«, nickte Emma zufrieden. »Das sehe ich auch so.
Haben Sie ein Messer hier, mit dem wir den Schinken abschneiden können?«

    Â»Ich mache das schon«, Trierberg holte ein Klappmesser aus der
Hosentasche. Dann zögerte er, lächelte und fragte: »Darf ich denn wenigstens
erfahren, wer Sie eigentlich sind?«

    Â»Ach, du lieber Gott«, Emma war erheitert. »Selbstverständlich.«
Sie stellte uns vor, vergaß bei niemandem einen bissigen Kommentar, auch nicht
bei sich selbst. Und als Kischkewitz gemeinsam mit einem Zöllner und Rodenstock
in die Hütte trat und einigermaßen verwirrt Trierberg beguckte, sagte sie: »Und
das ist die Spitze einer ziemlich miesen Einrichtung, der Mordkommission.
Dahinter folgt die Fahndung des Zolls in Trier, eine höchst effiziente Ansammlung
von Mannsbildern, die naturbedingt ihre Familien vernachlässigen müssen, damit
die Eifler ruhiger schlafen können. Setzt euch, Jungs.«

    Der Zöllner war ein kleiner, durchtrainierter, hagerer Mann mit
einem Schnäuzer. Er nickte mir zu, als kenne er mich, aber ich konnte ihn nicht
unterbringen, bis mir einfiel, daß ich ihn des öfteren in der Gegend von
Gillenfeld gesehen hatte, das letzte Mal bei einem Jazzabend mit der
Oyez-Bluesband in Tonis Disco. So trifft man sich wieder.

    Â»Wir haben nicht viel Zeit«, murmelte Kischkewitz ungemütlich.

    Â»Aber wir müssen seinen Bericht hören«, beharrte Rodenstock.

    Â»Richtig«, nickte ich. »Also los, Trierberg. Ihr Solo.«

    Wir bedienten uns am Schinken und am Schwarzbrot.

    Â»Es fällt mir schwer«, sagte Trierberg und räusperte sich.
»Eigentlich habe ich noch immer nicht verstanden, in was ich da hineingeraten
bin. Mathilde hatte das besser begriffen. Sie ... sie war ein Teil dieser
Geschichte. Sie war ein Teil, weil sie eine Freundschaft mit Cherie begonnen
hatte. Ich habe Cherie anfangs abgelehnt. Sie war die Sorte Frau, von der ich
glaubte, sie paßt nicht zu uns in die Eifel. Ich dachte, sie ist eine
Großstadtpflanze mit vordergründigen, hirnlosen Bedürfnissen. Ich weiß jetzt,
daß ich eifersüchtig war, nichts als eifersüchtig.« Er spielte mit seinem
Klappmesser herum, nahm ein Stückchen Schwarzbrot und aß es.

    Â»Wir brauchen die Nacht«, mahnte Kischkewitz sanft. »Die Nacht,
Dr. Trierberg.«

    Er nickte, er konnte sich nur sehr schwer von den Bildern
lösen, die in seiner Seele waren. »Also, die Nacht. Erst war nichts Besonderes.
Mathilde rief bei mir an und fragte mich, ob ich im Dauner Zentrum Cherie aufsammeln
könnte. Ich sollte sie zu Vogts nach Wittlich bringen, in der Nähe absetzen.
Sicher, sagte ich. Ich fragte gar nicht, warum Cherie, wenn sie schon in Daun
war, nicht selbst zu Mathilde nach Wittlich fuhr. Die Freundschaft zwischen den
beiden war für jeden Außenstehenden schwierig zu begreifen. Sie trafen sich und
redeten stundenlang miteinander. Und manchmal hielten sie sich dabei an den
Händen und sahen sich an. Ich denke, daß Cherie in mancher Beziehung eine
jüngere Schwester für Mathilde war. Jedenfalls sagte ich selbstverständlich zu
und machte mich auf die Socken. Ich fuhr nach Daun, Cherie stand vor der Post,
stieg ein, und das war es dann. Hundert Meter vor dem Haus der Vogts setzte ich
sie ab. Mathilde und ich hatten ausgemacht, daß ich etwa ab Mitternacht hier in
der Hütte sein würde, sie wollte dann auch kommen. Sie kam oft mitten in der
Nacht. Ihr Mann trank abends oft viel. Manchmal neigte er unter Alkoholeinfluß
dazu, sie zu schlagen ...« Er schüttelte bedachtsam den Kopf, als könnte er das
noch immer nicht fassen.

    Â»Hat Cherie nichts zu Ihnen gesagt, als Sie sie nach Wittlich
fuhren?« fragte Emma.

    Er zog die Schultern hoch. »Jedenfalls nichts, was mir sofort
auffiel. Erst später ging mir auf, daß sie doch etwas sehr Wichtiges gesagt
hatte. Sie plauderte vor sich hin, sie war eine regelrechte Plaudertasche.
Plötzlich sagte sie, sie würde jemanden treffen, der für Julius Berner eine
Lebensbedrohung wäre. Und sie sei gespannt auf dieses Treffen.« Trierberg
schüttelte wieder den Kopf. »Ehrlich gestanden habe ich das für eine belanglose
Bemerkung gehalten, ich habe gedacht, sie will sich interessant machen. Ich bin
nicht

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