Eifel-Jagd
darauf eingegangen. Wir haben weiter über Belanglosigkeiten geredet, bis
ich sie absetzte. Ich wuÃte, sie würden miteinander reden, dann würde Mathilde
Cherie mit ihrem Auto irgendwo hinbringen und anschlieÃend hier hinaufkommen.
Aber an diesem Abend war alles anders. Ich war längst hier in der Hütte, als
Mathilde anrief und sagte, ihr Mann habe Cherie aus dem Haus geworfen, Cherie
sei gegangen und würde auf sie warten, und sie würde Cherie in die Hütte mitbringen.«
Er atmete zischend aus. »Diese Hütte war unser Geheimnis, unser Heiligtum. Ich
wollte protestieren, aber ich protestierte nicht. Ich dachte: Wenn Mathilde das
tut, hat sie einen Grund ...«
»Zwischenfrage«, unterbrach ich. »WuÃte Vogt von dieser Hütte?«
»Mathilde behauptete immer, nein. Aber ich bin sicher, daà er
davon wuÃte. Ich wartete also auf die beiden Frauen. Und sie kamen auch. Ich
kann Ihnen die genaue Uhrzeit nicht sagen, weil ich selbstverständlich nicht
dauernd auf die Uhr geschaut habe. Ich weià nur, daà es weit nach Mitternacht
war, als sie hier auftauchten. Die beiden waren sehr aufgeregt und kicherten
ständig. Cherie sagte mehrmals: Wenn das klappt, bin ich eine reiche Frau. Und
Mathilde antwortete: Dann pumpst du mir etwas Betriebskapital, oder? Und dann
lachten sie wieder. Sie saÃen hier am Tisch. Ich hatte mir eine zweite Ãllampe
angezündet und lag auf dem Bett und las. Ich wollte mich nicht einmischen, ging
mich ja alles nichts an. Aber ob ich wollte oder nicht: Ich kriegte natürlich
alles mit. Die ganze Woche habe ich darüber nachgedacht, in welcher Reihenfolge
die Bemerkungen fielen, die mich dann ganz verrückt gemacht haben. Aber ich
kriege die Reihenfolge nicht mehr ganz hin, ich kann nur sagen, was sie
miteinander besprachen. Es fing damit an, daà Cherie mich fragte: WeiÃt du, wo
die Gemarkung âºAuf Bungertâ¹ liegt? Na klar, sagte ich. Was willst du dort? Sie
antwortete: Da treffe ich jemanden. Um drei Uhr dreiÃig. Daran erinnere ich
mich genau: drei Uhr dreiÃig. Ich sagte: Nachts um drei Uhr dreiÃig âºAuf Bungertâ¹
ist aber eine komische Zeit. Sie antwortete: Ist ja auch eine komische Sache.
Dann lachten sie wieder beide. Das ging eine Weile so weiter, und anfangs
glaubte ich, sie machen irgendein Spiel. Bis ich dann merkte: Das war kein
SpaÃ. Sie sprachen über Narben-Otto, und Cherie meinte, sie könnten ihm locker
seinen Anteil von Hunderttausend abgeben, weil er ja keine Ahnung hätte, daà es
um eine Million ginge. Die eine Million, sagte Cherie, würde ausreichen, sie
unabhängig zu machen, obwohl es eigentlich blödsinnig wäre, Julius Berner zu
verlassen. Aber der sei leider nun mal auch ein Schwein. Und was für eins. Ich
lag hier, und mir wurde mulmig. SchlieÃlich stand ich auf und setzte mich zu
ihnen. Ich fragte: Was kocht ihr aus? Das sagen wir dir lieber nicht, sagte
meine Mathilde. Ich fragte: Warum wollt ihr mir das nicht sagen? Daraufhin
sagte Mathilde: Es ist so, daà Cherie was ganz Wichtiges rausgekriegt hat. Das
kann Julius Berner und Martin Kleve die Existenz kosten. Wer ist Martin Kleve?
fragte ich. Berners Partner, antwortete Cherie. Ich wuÃte bis dahin nur das,
was alle wissen: Berner besitzt eine Unternehmensgruppe, viele Firmen. Also kam
mir das mit dem Partner ganz normal vor. Irgendwie wollte ich den Frauen
signalisieren, daà ich kapiert hatte. Ich fragte: Ihr wollt also diesen Partner
von Berner zwingen, eine Million rauszurücken? Was heiÃt das, wir wollen? sagte
Cherie. Die Sache ist gelaufen, ich treffe ihn gleich âºAuf Bungertâ¹, und er
bringt das Geld mit. Ich wuÃte, daà Julius Berner endlos Geld besitzt, auch
wenn ich sonst wenig über ihn weiÃ. Aber ich weiÃ, wie ... wie mächtig diese
Leute mit viel Geld sind. Ich sagte: Seid ihr wahnsinnig? Das geht schief! Das
muà schiefgehen! Kann nicht schiefgehen, antwortete Cherie. Kann einfach nicht
schiefgehen. Er kann mir nichts tun. Wenn er mir was tut, wird Berner ihn töten
beziehungsweise töten lassen. Dann grinste sie: Er liebt mich nämlich, er liebt
mich ehrlich, er kann gar nicht ohne mich. Und was machst du mit der Million?
Fragte ich. Hunderttausend kriegt Narben-Otto, sagte sie. Der ist auf den Plan
gekommen. Den Rest lege ich erst mal auf die hohe Kante. Ich kassiere Zinsen
und überlege, was ich damit mache. Und ich sagte: Wieso, um
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