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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Jagdgesellschaft.«

    Â»Amen«, sagte Rodenstock. »Da ist der Weg.«

    Ich schaltete auf Vierradantrieb um. Langsam und beharrlich
ging es den Wald hinauf. Der Höhenmesser zeigte zweihundert Meter an, als ich
den Wagen zwischen die Bäume lenkte und sagte: »Schluß jetzt. Auf, auf zum fröhlichen
Jagen.«

    Â»Müssen wir uns jetzt anschleichen wie die Indianer?« fragte
Emma.

    Â»Warum das?« fragte Rodenstock. Dann klagte er: »Ich schwitze
jetzt schon wie ein Ferkel. Wie wird das erst nach zehn Metern sein?«

    Wir folgten dem Weg bergan, gingen leicht vornübergeneigt, wie
das Bergbewohner so tun. Und wir sprachen nicht miteinander, was nicht gerade
für das Volumen unserer Blasebälge sprach.

    Nach etwa einer Viertelstunde sahen wir den dunkelblauen
Mercedes GD 300 in der Randzone einer Weißtannenschonung stehen. Der Fahrer
hatte ihn sehr geschickt geparkt, so daß wir ihn vom Auto aus wahrscheinlich
gar nicht gesehen hätten.

    Â»Stefan Hommes«, Rodenstock hatte eine vor Verwunderung helle
Stimme. »Sieh einer an. Und wo ist er?«

    Â»Vermutlich bei dem Botaniker, oder?« sagte Emma. Sie war die
entschieden Fitteste von uns, sie atmete nicht einmal schneller.

    Â»Richtig«, nickte ich. »Hommes wollte ihn sowieso fragen, wo er
gelernt hat, sich so lautlos zu bewegen. Also weiter.«

    Wir hatten es nicht mehr weit, nach zwei Wegkehren befand sich
rechter Hand etwa fünfzig Meter waldeinwärts eine kleine Lichtung, deren Ränder
mit Adlerfarn besetzt waren. Dazwischen Buschbirken und junge Vogelbeerbäume,
die leuchtend rot ihre Zeichen setzten.

    Â»Der Botaniker hat aber Geschmack«, murmelte Rodenstock und
blieb stehen, um diese Lichtung zu bewundern.

    Â»Still«, zischte Emma. Sie griff irgendwohin und hatte
plötzlich einen 38er Colt Special in beiden Händen. Sie bedeutete uns mit einer
Handbewegung, stehenzubleiben und in die Hocke zu gehen. Dann wischte sie nach
rechts unter einige Eichen und von dort aus in einem weiten Bogen um den
rechten Halbkreis der Lichtung.

    Â»Oh, verdammte Scheiße!« flüsterte Rodenstock. »Sieh mal den
alten Buchenstamm vor uns. Oh, nein!«

    Jetzt sah ich es auch. Mit dem Rücken zu uns saß an dem
modernden Stamm der Buche ein Mann. Er bewegte sich nicht, sichtbar war nur
sein Kopf.

    Â»Nicht schon wieder«, stöhnte ich matt.

    Â»Pst«, zischte Rodenstock.

    Emma war verschwunden.

    Rodenstocks Zeigefinger wies senkrecht auf die Lichtung, und
ich begriff, was er meinte.

    Nach einer unendlich langen Zeit tauchte hinter einer Partie
mannshohem Ginster Emma auf. Sie bewegte sich extrem langsam und hielt die
Waffe immer noch in beidhändigem Anschlag. Sie ging breitbeinig, vermutlich
weil sie im Bruchteil einer jeden Sekunde losspringen können wollte und bei
jedem Schritt das Körpergewicht verlagerte, um die jeweils optimale
Standfestigkeit zu haben.

    Plötzlich veränderten sich ihre hochkontrollierten Bewegungen,
und sie sackte zusammen. Dann rief sie erleichtert: »Er lebt noch« und stürzte
nach vorn auf den Mann zu, der sitzend an der Buche lehnte.

    Rodenstock war schon losgegangen, und es war typisch für ihn,
daß er nicht wie wild auf seine Partnerin zustürmte, sondern den zweiten
Halbkreis nach links um die Lichtung nahm, so, als wolle er sagen: Man kann nie
wissen!

    Aber da war niemand.

    Der Mann an der Buche war Stefan Hommes. Sein Gesicht war
wachsbleich, seine Augen geschlossen, eine Strähne seines dunklen Haares fiel
in sein Gesicht. Er trug ein grünes Hemd, wie Förster es tragen. Dazu Bundhosen
aus Wildleder, dicke Wollstrümpfe und kräftige Halbschuhe. Die langen Ärmel des
Hemdes hatte er zweimal umgeschlagen, und das Blut an beiden Händen war bereits
dick und schwarz. Seine Armbanduhr am linken Handgelenk war so blutverschmiert,
daß ich zweimal hinsehen mußte, um sie überhaupt zu erkennen.

    Â»Das Messer«, hauchte Emma etwas zittrig.

    Der Schaft ragte ein paar Zentimeter rechts neben dem
Schultergelenk aus dem Körper, von der Klinge war nichts mehr zu erkennen.
Hommes mußte sehr viel Blut verloren haben; die ganze rechte Seite des Hemdes
war dunkel.

    Â»Wir können es nicht rausziehen«, stellte Emma kühl fest.
»Kannst du den Mercedes holen?«

    Â»Sicher«, sagte ich. »In seinem Schoß ist die Kette mit den
Schlüsseln. Kannst du die

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