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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hinaus.

    Â»Passiert ihm so etwas öfter?« fragte ich.

    Emma lachte. »Sei froh, er ist hier zu Hause.« Und nach einer
Weile: »Wenn ich ehrlich bin, fürchte ich, daß er hier mehr zu Hause ist als zu
Hause. Vielleicht müssen wir die Mosel aufgeben und hier etwas kaufen oder mieten.«

    Â»Und was willst du? Ich meine, lebst du lieber hier oder an der
Mosel?«

    Â»Ich lebe da, wo er lebt«, sagte sie einfach. »Das ist nicht
wortreich begründbar, aber so ist es. Wir Frauen lernen das seit vielen
Jahrhunderten so und irgendwie hat unser Unterbewußtsein es geschafft, daß es
stimmt. Also, wozu soll ich das diskutieren ...«

    Â»... aber du diskutierst es gerade mit dir selbst«, unterbrach
ich sanft.

    Â»Das ist richtig.« Sie lachte wieder leise und sehr kehlig.
»Ich finde mich schon komisch, weißt du, wenn ich so großartige Weisheiten über
Männer und Frauen absondere und gleichzeitig weiß, daß ich Stuß rede. Reduzieren
wir das Problem, das keines ist, mal auf die Holländerin Emma: Ich würde immer
dort leben wollen, wo Rodenstock sich zu Hause fühlt. Wenn Alice Schwarzer mich
jetzt hören würde, könnte sie wütend werden. Und ich würde antworten: Mädchen,
halt die Klappe, ich liebe diesen Mann!« Eine Sekunde lang hatte sie den
breiten Mund eines traurigen Clowns, der mit den Tücken des Lebens nicht zurechtkommt.
»So, Siggi Baumeister, und was treiben wir jetzt?«

    Â»Wir werden diesen Manfred Boll suchen.«

    Â»Ich denke, der hat sich nach München verpieselt.«

    Â»Sagt man. Doch ich glaube es nicht. Ich glaube auch nicht, daß
er ein harmloser Blumensammler ist. Ich glaube gar nichts mehr. Und
wahrscheinlich ist Rodenstock meiner Meinung.«

    Weil er gerade zur Tür hineinkam, fragte Emma: »Bist du der
Meinung, daß wir den Blumensammler auftreiben sollten?«

    Â»Unbedingt. Das ist wichtig. Die Frage ist nur, wo wir ihn
finden. Die Eifel ist groß und wild.«

    Ich holte eine Reliefkarte des betreffenden Gebietes und pappte
sie an die Wohnzimmerwand. »Die einzige Achse, nach der wir uns richten
könnten, ist die Straße von Gerolstein über Birresborn, Mürlenbach, Densborn,
Zendscheid, St. Thomas, Kyllburg – eine Nord-Süd-Achse. Links davon liegt der
Staatsforst Salmwald, rechts der Staatsforst Gerolstein. Die Morde sind also
streng genommen nicht im Salmwald verübt worden, sondern im Staatsforst
Gerolstein. Das ganze Gebiet hat den Namen Kyllwald, weil es sich rechts und
links der Kyll, und damit der Talstraße, erstreckt. Wenn ihr euch das anseht,
dann wißt ihr, daß wir ohne Hilfe nicht weiterkommen. In diesem Gelände könnte
sich eine Armee verstecken, ohne entdeckt zu werden. Und wer hilft?«

    Â»Der Wildhüter Stefan Hommes«, sagte Rodenstock sofort. »Ich
rufe Berner an und laß mir die Nummer von Hommes geben.« Bevor er zur Tür
hinaus ging, fragte er: »Irgendwelche Bedenken gegen Hommes?«

    Â»Keine«, sagte ich.

    Eine halbe Stunde später hatten wir uns mit Jeans, Turnschuhen
und Holzfällerhemden der Natur ein wenig angeglichen und brachen auf.

    Rodenstock erzählte: »Hommes wollte natürlich wissen, was wir
mit Manfred Boll vorhaben. Ich habe gesagt, wir wollen nur etwas nachprüfen,
aber Hommes hat meine Unschuld nicht geglaubt. Er muß jedoch schon länger
diesen Boll direkt oder indirekt überwachen, weil er auf meine Frage, wo der
denn stecken könne, wie aus der Pistole geschossen antwortete. Wir sollen auf
der Talstraße an der Kyll entlang bis St. Thomas fahren. Dann geht es rechts
hinauf nach Neidenbach. Nach ungefähr sechshundert Metern geht ein einigermaßen
ausgebauter Waldweg nach links den Steilhang hoch, bis auf fast 500 Meter Höhe.
Wir sollen den Wagen stehenlassen und zu Fuß gehen. Oben auf dem Bergrücken
gibt es eine schmale Straße von Neidenbach nach Mohrweiler. Kurz bevor wir die
erreichen, ist nach links ein scharfer Einschnitt im Wald. Da wird Boll sein.
Meint Stefan Hommes.«

    Â»Wir nehmen meinen Wagen«, entschied ich. »Eure Karren sind zu
zierlich.«

    Â»Ich verstehe da einiges nicht«, sagte Emma. »Wieso meint ihr,
daß dieser Stefan Hommes Manfred Boll beschattet oder ausspioniert. Leidet ihr
da nicht ein wenig unter Verfolgungswahn?«

    Â»Daß Hommes den Boll beobachtet, dem liegen streng

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