Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
geparkt sind.
Das dürfen die aber nicht, also bekommt jeder sein Knöllchen und hält sich
vierzehn Tage fern. Dann fängt das Spiel von vorne an. Es ist immer was los,
und es geht richtig spießig-ekelhaft zu. Jeder hat recht, und der andere ist
immer das Schwein. Wenn also Stefan Hommes den Botaniker Manfred Boll
kontrollierend im Auge behält, dann tut er nur seine Pflicht. Schließlich muß
er sich selbst beweisen, daß er alles weiß, was im Revier seines Brötchengebers
vor sich geht. So, jetzt habe ich genug geredet, und umfassendere Kenntnisse
kann ich euch nicht vermitteln. Es ist nur das, was ich im Laufe der Jahre als
Eifelbewohner mitgekriegt habe. Vielleicht sollten wir einen Hirsch
interviewen.«

    Â»Also zahlt der Jagdpächter die Pacht an die Jagdgenossenschaft?«
vergewisserte sich Emma.

    Â»Richtig. Und die leitet die Gelder dann anteilig an die
Waldbesitzer weiter.«

    Â»Welcher Jagdpächter wäre denn nun ideal?« fragte Rodenstock.

    Â»Weiß ich nicht. Wahrscheinlich der, der die Eifel aufrichtig
mag und nicht bloß zum Schießen zu Gast ist. Den lieben zumindest die Leute auf
jeden Fall am meisten.«

    Â»Gibt es viele Jägerinnen wie die Mathilde Vogt?«

    Â»Nein, auf keinen Fall. Sie sind selten, und die meisten von
ihnen standen als Ehefrauen wohl vor der Frage, ob sie, um die Ehe lebenswert
zu machen, ihrem Mann in die Jagd folgen sollen. Sie haben sich so entschieden.
Die Regel ist aber immer noch, daß die Ehefrauen sich raushalten; Jagd ist eine
Männerdomäne.«

    Â»Sag mal, könntest du auf ein Tier schießen?« fragte
Rodenstock.

    Â»Nein«, erwiderte ich. »Wozu auch? Ich kaufe meine Würstchen,
ich mache sie nicht.«

    Ich zog den Wagen über die Bahnbrücke in Gerolstein. Es war sehr
heiß, obwohl ich die Kaltluft voll aufgedreht hatte. Das Hemd klebte mir am
Rücken, Rodenstock wischte sich einmal pro Kilometer den Schweiß aus dem
Gesicht. Nur Emma strahlte unbewegt vornehme Kühle aus, ein Mädchen aus gutem
Haus schwitzt einfach nicht.

    Â»Da ist eine Tankstelle, da gibt es Eis am Stiel«, bemerkte
Rodenstock plötzlich.

    Also hielt ich an, damit er sich versorgen konnte. Rodenstock
kam mit einem ganz glücklichen Jungengesicht zurück und überreichte feierlich
jedem von uns ein Eis. Dummerweise ließ ich mich darauf ein, und schon in Höhe
der Burg Lissingen tropfte die Pampe langsam, aber beharrlich auf das Lenkrad,
auf meine Hose und letztlich auch über meine rechte Hand. Spätestens in
Birresborn hatte ich das gesamte Cockpit verklebt, und Rodenstock grinste
schäbig.

    Das Wochenende lag vor uns, und die Zahl der durch die Eifel
rollenden Holländer, Belgier und Luxemburger war beeindruckend. Beeindruckend
auch der hohe Anteil der Süddeutschen aus dem Stuttgarter und dem Münchner
Raum, wobei die Münchner eine Arroganz zur Schau stellten, als hätten sie ein
Abonnement auf Gehirnlosigkeit im feindlichen Ausland. Aber wahrscheinlich war
das nichts als hinterhältige Tarnung.

    Â»Ich frage mich, ob sie Berner in die Mangel nehmen werden«,
murmelte Rodenstock.

    Â»Wieso?« fragte ich.

    Â»Weil er der Verdächtige Nummer eins ist, ganz einfach. Ich
weiß, er hat ein wasserdichtes Alibi. Aber könnte das nicht der Hommes für ihn
erledigt haben? Oder ein Fremder? Bis zum Gegenbeweis bleibt er der Verdächtige
Nummer eins. Fragt sich nur, was die Mordkommission daraus macht.«

    Â»Eurer Meinung nach ist er aber unschuldig«, mahnte Emma.

    Â»Dazu stehe ich«, nickte Rodenstock.

    Unsere Unterhaltung erstarb, es war einfach zu heiß. In St.
Thomas bog ich in der Ortsmitte scharf nach rechts ab und fuhr das enge Tal des
Heilbaches hoch in Richtung Neidenbach. Es ist eine hinreißende Landschaft, die
in tiefen Wäldern schwelgt und ganz still ist. Unten an der Kyll war der
Verkehr rege gewesen, hier war buchstäblich nichts los.

    Â»Caspar David Friedrich hat solche Wälder gemalt«, sagte Emma
sinnend. »Natürlich in der politischen Absicht, den deutschen Wald zu
verherrlichen.«

    Â»Das hat Herr Göring zur Hitlerzeit auch getan.« Ich konnte mir
das einfach nicht verkneifen. »Ihm verdanken die Jäger ein gut Teil ihres
schrecklich überladenen Brauchtums. Und die Waschbären verdanken wir ihm wohl
auch. Der Schweinehund zelebrierte die Herrenrasse als

Weitere Kostenlose Bücher