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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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konnte keine Auskunft geben.«

    Berner schaltete in dem großen Raum einige Strahler an und rief
zweimal: »Lorchen! Lorchen!«

    Die Frau, die erschien, war kugelrund und die Karikatur einer
Haushälterin. Sie hatte so rote Backen wie ein Weihnachtsapfel, und sie trug
ein kleines Schwarzes mit einer schneeweißen Spitzenschürze, dazu eine
schneeweiße zierliche Haube auf dem grauen Haar.

    Â»Lorchen sorgt für mich«, sagte Berner freundlich. »Lorchen,
machst du ein paar Schnittchen und das Übliche? Vielleicht Wein und Bier und
ein bißchen Sekt ...«

    Â»Und, bitte, ein Wasser«, sagte ich.

    Â»Na, sicher doch!« strahlte Lorchen. Vielleicht war sie
fünfzig, vielleicht sechzig Jahre alt, vielleicht noch älter. Aber sie hatte
mit Sicherheit einen der begehrtesten Jobs in der Region.

    Emma starrte Berner angriffslustig an. »Haben Sie etwas
dagegen, ein paar Fragen zu beantworten?«

    Â»Nicht im geringsten«, sagte er lebhaft. »Fragen Sie.«

    Â»Haben Sie jemals Cherie mit einem Gewehr oder einer
Faustfeuerwaffe schießen lassen?«

    Er runzelte die Stirn und antwortete: »Nein. Warum fragen Sie
das?«

    Â»Ich will mir ein Bild machen.« Sie lachte ihn so falsch an,
daß es mir weh tat. »Das heißt, sie wollte mit der Jagd hier nichts zu tun
haben?«

    Â»Das ist richtig, das war nicht ihre Welt.«

    Â»Was tat sie eigentlich hier im Haus, den lieben langen Tag?
Hatte sie ein Hobby? Las sie gern und viel? Und wenn ja, was? Und hat sie
jemals erzählt, was sie so eng mit dem zweiten Opfer, mit Mathilde Vogt,
verband?«

    Â»Das sind mindestens sechs Fragen«, bemerkte Berner trocken.
»Ich fange mal hinten an, wenn es recht ist. Cherie und Mathilde hatten sich
angefreundet. Zuerst hatte das den normalen, üblichen Umfang. Sie trafen sich
hier oder bei Mathilde in Wittlich. Sie tranken einen Tee oder Kaffee oder was
weiß ich, und wahrscheinlich kamen sie sich immer näher. Vielleicht waren sie
verwandte Seelen, ich weiß es nicht. Ich war für Cherie froh, weil ich Mathilde
mochte.«

    Â»Was mochten Sie an Mathilde?«

    Â»Sie ... sie war so erdgebunden, stand sehr fest auf dem Boden,
hatte viel Humor. Sie war das, was man heutzutage mit dem furchtbaren Wort
Powerfrau bezeichnet. Und sie war eine großartige Jägerin, die immer mehr für
ganz reale Hege und Pflege war und nicht für all das erzkonservative Brauchtum
bei den Grünröcken.«

    Â»Hat Ihnen denn Cherie nie erzählt, worüber sie sich mit
Mathilde unterhielt?«

    Â»Nein«, sagte er. »Ich habe auch nie gefragt, ich kann solche
Indiskretionen nicht leiden.«

    Â»Ein anderes Thema«, fuhr Emma rasch fort. »Sie sind ein sehr
reicher Mann. Sie besitzen viele Firmen, eine ganze Gruppe, wie ich gehört
habe. Notwendigerweise gibt es in so einer Gruppe hin und wieder Schwierigkeiten.
Haben Sie Cherie darüber informiert? Ich meine, hatte sie Kenntnisse von
eventuellen geschäftlichen Schwierigkeiten?«

    Er überlegte eine Weile. »Es mag Ihnen vielleicht unglaubwürdig
erscheinen, aber ich hatte keine Geheimnisse vor ihr. Das ist es doch wohl, was
Sie meinen, oder? Sie war sechsundzwanzig, aber sie war sehr erwachsen. Es
hatte sich zwischen uns ein Vertrauensverhältnis gebildet, das ich extrem
nennen möchte. Sie spürte sofort, wenn ich Ärger hatte oder Kummer. Wenn Sie
also meinen, sie nahm mich alten Mann aus, muß ich Sie enttäuschen. Genau das
tat sie nicht, sie fühlte sich mitverantwortlich, und sie ließ mich auch nicht
in einem Loch hängen, wenn ich schlecht drauf war. Es gab keine wichtige
geschäftliche Entscheidung, von der sie nicht wußte, denn ich hatte mir
angewöhnt, mit ihr darüber zu sprechen. Ich habe versucht, sie von den geschäftlichen
Routine-Angelegenheiten fernzuhalten. Das ist einfach stinklangweilig. Aber von
den wichtigen Geschäften kannte sie jedes, und sie kannte auch die jeweiligen
Partner.«

    Â»War das für Ihre Frau nicht schlimm?«

    Â»Nein. Meine Frau ist ganz anders veranlagt. Sie hat nie im
Geschäft mitreden wollen, weil sie das fade fand, weil es sie anödete. Im
übrigen war und ist sie der Meinung, wir Männer seien im Geschäftsleben
vollkommen verrückt.« Er lächelte müde.

    Â»Dann eine letzte Frage: Es fällt auf, daß Cherie sich in ein
Taxi gesetzt hat, um hierher in die Eifel zu

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