Eifel-Jagd
hilft. Und es ist auch nicht wichtig, ob du ihm
das Geld zurückgibst oder nicht.«
»Er ist also ein liebevoller Helfer? So, wie er auch Narben-Otto
geholfen hat?«
»Ganz genau«, nickte Knut. »Julius vergiÃt niemals einen
Menschen, der ihm mal selbst geholfen hat. Schreibst du über die Sache hier?«
»Wahrscheinlich, ich weià es noch nicht genau. Wie war dein
Verhältnis zu Cherie?«
»Sie war eine tolle Nummer«, sagte er tonlos. »ScheiÃe!«
»Sie war auch immer für euch da, oder?«
»Immer«, nickte er und schluckte schwer. »Als Tina schwanger
war, haben wir eine ScheiÃangst gekriegt, aber Cherie hat das arrangiert. Bei
Bettina auch, und auch bei Margret. In der Clique hilft eben jeder jedem.«
»Und Julius wuÃte davon?«
»Nein, das glaube ich nicht. Um so einen Kokolores kann er sich
nicht kümmern. Er sagt immer, so was ist unser Bier.«
»Laà mich das verstehen: Du pennst mit Tina, und Tina wird
schwanger. Und dann arrangiert Cherie die Abtreibung. Ist das richtig?«
»Korrekt!« sagte er. »So läuft das.«
Nicht sofort nachfragen, Baumeister! Konzentriere dich auf ihn,
konzentriere dich auf seine Stärken.
»Somit ist Julius so eine Art Ãbervater?«
»Ganz bestimmt.« Der Ausdruck gefiel ihm.
»Aber so eine Sache wie bei Tina, die macht ihr unter euch ab
und schweigt drüber?«
»Genau. Bei Tina war das ganz schön brenzlig, weil ihre Mutter
ausgeflippt wäre. Die hätte sie todsicher in die Staaten geschickt oder weiÃ
der Geier wohin. Tina hat die ersten drei Monate nichts gesagt. Sie hat
zugegeben, daà sie das Kind gerne gekriegt hätte. Aber dann hat Narben-Otto ein
paar Takte mit ihr geredet. Väterlich. Damit war das Problem aus der Welt.«
»Du liebst Tina, nicht wahr?«
»Ja«, nickte Knut. »Darf ich auch mal eine Frage stellen?«
»So viel du willst, kein Problem.«
»Hast du schon einen Verdächtigen?«
»Habe ich nicht, habe ich ehrlich nicht. WeiÃt du einen?«
»Nein. Was ist, wenn irgend jemand dir sagt: Der und der war
es! Was passiert dann?«
»Das weià ich nicht. Was würdest du tun?«
»Ich würde ihn erschieÃen«, antwortete er sofort. »Für diese
Schweinerei gehört er erschossen.«
»Was hast du denn für die Abtreibung bei Narben-Otto bezahlt?«
»Fünf«, gab er bereitwillig Auskunft. »Das ist der Preis für
die Clique.«
Ich war stark versucht, ihm die Hand zu geben und zu gehen.
»Kennst du eigentlich jemanden, der den Julius Berner richtig haÃt?«
»Nur Clown
Enzo. Enzo Piatti. Das ist ein italienischer Junge. Mein Alter. Er behauptet,
Julius habe seinen Vater in den Tod getrieben.«
»Was ist mit dem Vater?«
»Der hat sich aufgehängt. Enzo hat dann eine Boutique
aufgemacht. In der OststraÃe, glaube ich. Aber Enzo ist ein Schwätzer, und ich
glaube, er ist auch schwul.«
»Hast du was gegen Schwule?«
»Eigentlich sind sie mir scheiÃegal, so lange sie mich in Ruhe
lassen. Aber irgendwas stimmt doch nicht mit denen.«
»Sagt Julius das auch?«
»Julius hat mal gesagt, er findet Schwule widernatürlich. Wie
Vieh. Na ja, so streng muà man ja nicht sein. Julius ist eben stockkatholisch,
und der Bischof aus Essen geht bei ihm ein und aus. Da muà er ja so sein.«
»Warst du bei der Abtreibung dabei?«
»Oh nein. Ich habe Tina zu Narben-Otto gebracht. Und sie sagt,
er hat ihr nicht die Spur weh getan. Sie blieb eine Nacht im Bauwagen, und das
war es dann. Schon gut, wenn man einen Arzt in der Clique hat.«
»Daà wir uns richtig verstehen: Du hast fünftausend gezahlt,
nicht fünfhundert.«
»Richtig.«
»Wie finanzierst du das?«
»Ich habe das Geld von meinem Vater gekriegt, und der wuÃte,
wofür es war. Meine Mutter wuÃte natürlich nichts, aber die will so was auch
gar nicht wissen.«
»Knut, du bist sehr offen, ich danke dir.«
»Du wirst mich ja nicht zitieren?« fragte er und wurde eine
Spur unsicher.
»Das würde ich nie tun«, versicherte ich ihm. »Gehst du
übrigens auch auf die Jagd?«
»Nie. Keiner aus der Clique geht auf die Jagd. Mir ist das zu
primitiv. Ich wünsche dir viel Glück bei den Recherchen. Das wird schwer«,
sagte er wichtig.
»Glück werde
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