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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Stunde seiner Zeit kostet fünfhundert Euro.«
    Â»Wahrscheinlich haben deine Eltern sich das nicht träumen
lassen«, sagte ich vorsichtig. »Wahrscheinlich haben sie dich mit einem netten
jungen Mann verheiratet gesehen und nun bringst du das ganze Gerüst zum
Einsturz. Und außerdem löst der Begriff Lesbe unter Umständen immer noch Ängste
aus. So was kann Väter, die sehr stolz darauf sind, eine schöne Tochter zu
haben, ganz schnell aus der Kurve tragen.« Du lieber Himmel, Baumeister, was
redest du für ein Blech! »Nun, esst endlich auf, Mädels, damit wir hier raus
und nach Hause kommen.«

    Â 
    Es hatte wieder zu regnen begonnen, aber wir waren
fest gewillt, das nicht zur Kenntnis zu nehmen, obwohl der Regen in Höhe von
Daun zu einem orkanartigen Unwetter mutierte.
    Jeanne wunderte sich: »Das ist ja das Ende der Welt.
Gibt’s hier noch Eingeborene?«
    Meine Tochter konterte mit feinem Spott: »O ja. Zwei oder
drei.«
    Ich quartierte die beiden auf dem Dachboden ein, auf dem
sie immerhin siebzig Quadratmeter mit Beschlag belegen konnten. Was tut man
nicht alles für die Seinen.
    Die Sorge um das Wohlergehen meiner Besucherinnen ließ
mich meine Vorräte überprüfen und ich entdeckte, dass nichts im Eisschrank war,
dass ich nicht einmal mehr über Kartoffeln oder Nudeln verfügte, geschweige
denn über andere, schönere Sättigungsbeilagen.
    Verzweifelt rief ich Emma an und klagte ihr mein Hausfrauenleid.
»Komm her und bring sie mit. Heute Abend um zehn musst du sowieso hier
aufkreuzen, denn wir haben Nadine Steil, die Frau von Thomas Steil, hergebeten.Wir dachten, es sei interessant zu
erfahren, was sie über die Schule weiß. Immerhin ist sie eine Außenstehende und
war gleichzeitig über ihren Mann nah dran.Sie bringt nur vorher ihre Kinder zu ihren Eltern nach Winterspelt. Also
zehn Uhr. Und ihr kommt einfach dann, wann ihr wollt. Acht Uhr, oder so.«
    Â»Wie bist du an die Frau herangekommen? Da fällt mir ein,
ich habe den Hausschlüssel von Thomas Steil noch.«
    Â»Ich habe sie einfach angerufen. Mir schien, dass sie
froh ist über Ablenkung jeder Art.«
    Oben unter dem Dach juchzten meine beiden schönen
Töchter, es klang nach einer aufregenden Kissenschlacht. Ich fütterte meine
Tiere und gab ihnen Verhaltensmaßregeln für die Dauer des Besuches. Dabei war
mir klar, dass die Münchner Schönheiten nicht allein zu zweit aufwachen würden.
Vermutlich würde Satchmo auf einem warmen Platz zwischen ihnen landen und Cisco
– mit der Schnauze platt auf dem Boden – sie angestrengt beäugen und leise
japsen, bis sie ihn zur Kenntnis nahmen. Das würde etwa gegen sechs Uhr morgens
stattfinden. So aufregend kann Landleben sein.
    Gegen halb acht schellte Tante Anni und sagte: »Ich bin
auch eingeladen.«
    Â»Gut. Komm herein. Ich habe Besuch. Clarissa und ihre
Geliebte.«
    Tante Anni bekam augenblicklich runde Augen. »Aber beim letzten
Besuch war Clarissa doch noch sehr hetero, oder?«
    Â»Das hat sich geändert, ihr Homosexuellen seid jetzt in
der Überzahl.«
    Â»Wie schön«, strahlte Tante Anni, stellte sich in die Tür
zum Wohnzimmer und sagte geradezu feierlich: »Seid mir gegrüßt, Kinder.«

    Â 
    Wenig später versammelten wir uns um den großen
Esstisch bei Emma und Rodenstock. Die Runde war ausgesprochen heiter, bis
Rodenstock auf die Uhr guckte und sagte: »Wir müssen uns noch verständigen.
Frau Steil kommt gleich.«
    Â»Ich habe in München in der Abendzeitung von dem Gekreuzigten gelesen«, sagte Clarissa. »Und
ich habe mir gleich gedacht, dass ihr den Fall recherchiert.«
    Â»Die Frage ist nicht, ob ihr euch das Gespräch gleich anhören
dürft. Die Frage ist, ob ihr das wollt«, wandte sich Rodenstock an die jungen
Frauen.
    Â»Ich schon«, sagte Jeanne bescheiden.
    Â»Dann brauchen die beiden ein paar Informationen«, meinte
Tante Anni.
    Â»Ich fasse zusammen«, nickte Rodenstock. Er fasste zusammen
und am Ende war klar, wie wenig wir wussten. Natürlich ließ er sich den Clou
nicht entgehen und öffnete die Mappe mit den Tatortfotos, die ich mitgebracht
hatte.
    Â»Das hier ist kein Fernsehabenteuer, das ist sehr real.
Schaut euch die Fotos an, denkt daran, dass darauf ein Mensch zu sehen ist, ein
sehr junger Mensch. Einer, der fühlte und dachte.«
    Ich beobachtete meine

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