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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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da zu sehen?«
    »Wenig«, antwortete er. »Unnatürlich gut aufgeräumt. Bleistifte und Kugelschreiber liegen parallel aufgereiht. Wahrscheinlich sind sie gedrillt worden wie Soldaten vor zweihundert Jahren. Drei Schreibtische mit Schulsachen, ein Poolbillard, eine kleine Dartscheibe. Nicht der Hauch von Unordnung. Sieht eher so aus, als müsste alles seinen Platz haben, als dürften sie erst dann den Raum verlassen, wenn alles sauber und geordnet ist. So schafft man Abhängigkeiten, würde ich sagen.«
    »Keine Armbruste, Axtstiele, Aluminium- und Messingbolzen für die Armbruste? Oder Tarnkleidung, kleine Zelte, in die man sich im Wald verkriechen kann? Ich beziehe mich auf den Schulungsfilm von Glaubrecht, Tessa wird dir davon berichtet haben.«
    »Ja, das ist mir schon klar«, sagte er. »Wir haben noch nicht alles gesehen.« Er machte eine Pause. »Jetzt verstehe ich, auf was du hinauswillst. Hat Glaubrecht dazu etwas gesagt?«
    »Kein Wort«, sagte ich. »Aber ich habe auch nicht nachgefragt.«
    »Ich schicke dir die Miriam. Sie kann sich kümmern.«
    Nach ein paar Minuten kam Miriam Keil über den Hof, ging direkt auf Glaubrecht zu und sagte: »Wir nehmen Sie vorläufig fest. Sie stehen unter dem Verdacht der Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung. Geben Sie mir Ihre Hände. Eine Hand rechts, eine Hand links vom Schirmständer. Danke.« Die Handschellen klickten leise.
    Glaubrecht saß jetzt sehr unbequem, weit vornübergeneigt mit den Händen rechts und links vom Sonnenschirmständer in der Mitte. Und er konnte nicht mehr von seinem Kaffee trinken.
    »Ich gehe mal suchen«, bemerkte Miriam in meine Richtung.
    Ich aß weiter an meinem Sahne- und Eisgebirge und sagte schmatzend: »Es wäre besser, Sie arbeiten mit uns zusammen.«
    Er antwortete nicht.
    »Ihr Ansehen bei den Kriminalbeamten wird sich erheblich verbessern, wenn Sie uns helfen«, sagte ich.
    Er schwieg.
    »Die drei haben sich Frau Doktor Brokmann geschnappt. Das ist mir schon klar. Aber wo sind sie?«
    »Du gehst mir auf den Geist«, sagte er nur. Er schien sich gut zu fühlen, er war jetzt auch Elite, auch ein Märtyrer der Bewegung.
    Es vergingen ungefähr zwanzig Minuten, bis Kischkewitz kam und verkündete: »Ich glaube, wir haben da was. Das solltest du dir ansehen.«
    Er ging vor mir her in die äußerste rechte Ecke der Anlage. Dort war eine Autowerkstatt eingerichtet. Ich erinnerte mich daran, dass die Gäste ihre Autos zur Pflege und Reinigung abgeben konnten. Der Raum war langgestreckt und hoch, an der rechten Seite führte eine hölzerne Treppe auf ein Podest.
    »Hier oben«, sagte Miriam Keil.
    Ich ging die Treppe hinauf.
    Es war eine sehr große, solide Holzkiste, sicher zwei mal anderthalb Meter groß, etwa 1,30 Meter hoch. Nicht verschlossen.
    Die junge Beamtin erklärte: »Wir haben hier Zielscheiben aus Pappe. Darauf ist geschossen worden. Offenbar mit einer Armbrust. Dann haben wir hier zwei Zelte. Für jeweils zwei, drei Leute. Dann starke Halogenlampen aus dem Bereich KFZ. Arbeitshandschuhe in mehreren Größen. Es ist aber auffällig, dass vieles fehlen muss. Die Kiste ist nur zu einem Viertel voll. Das legt die Vermutung nah, dass sie Material herausgenommen haben, als sie verschwanden. Es sind auch merkwürdigerweise keine Taschen und keine Rucksäcke da, in denen man etwas mitnehmen könnte. Und hier ist eine Pappverpackung von einhundert Schokoriegeln. Sie ist leer. Und es fehlt alles, was auf ihre Kleidung schließen lässt. Du brauchst im Wald solide Kleidung, hier ist aber gar keine. Ich nehme an, sie haben die Waffen und die Axtstiele mitgenommen, die Bolzen auch. Es ist nur noch ein kleiner Rest Aluminiumbolzen da, drei Stück, stark zerschrammt, wahrscheinlich nicht mehr zielsicher. Dann zwei Axtstiele noch, die aber schon zertrümmert sind. Wir sind zu spät gekommen. Aber hier ist noch etwas, was uns Sorgen macht. In dieser Kiste liegen drei Handys, die haben sie zurückgelassen. Das tut jemand, der nicht geortet werden will. Tut mir leid.«
    »Ja, danke«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Ich glaube aber nicht, dass Glaubrecht weiß, wo sie sind«, bemerkte Kischkewitz. »Er hat sie zwar gedrillt und trainiert, aber sie bewegen sich im Wald wohl auf den Wegen, die sie selbst aussuchen und für gut halten. Wir werden ihn natürlich trotzdem befragen.«
    »Ja, ja, macht mal«, sagte ich müde. Ich hatte keinen Mut mehr. Und dann merkte ich erstaunt, dass meine Stirn nass von Schweiß war. Das passierte mir

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