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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Einzelteile eines zerbrochenen Handys.
    Ich erkannte es sofort. »Ja, das gehört Tessa.« Es war zu sehen, dass das Fach für die SIM-Karte leer war. »Okay«, sagte ich wütend. »Ich verschwinde.«
    »Das ist gut«, murmelte Holger Patt. »Du kannst hier sowieso nichts tun. Wir schicken die Angestellten und Arbeiter jetzt nach Hause«, erklärte er Kischkewitz weiter. »Wir lassen über Nacht vier Leute hier, das dürfte reichen.«
    »Gut«, gab Kischkewitz zurück. »Willst du ein paar Schlaftabletten vom Doc?«, fragte er mich. Dann versuchte er es noch einmal auf die sanfte Tour. »Sieh mal, Baumeister: Wir zählen vier Tote, drei krankenhausreif verwundete Männer. Wir haben immer noch keine Ahnung, wer dafür verantwortlich sein könnte. Wie viele Täter haben wir? Wir wissen es nicht. Junge, ich kann mir gut vorstellen, wie beschissen das für dich ist. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass deine Nerven verrückt spielen. Ich mag die Tessa auch, sehr sogar. Jetzt hau endlich ab, Junge. Du bist hier im Weg. Nimm eine kalte Dusche, oder tu sonst was. Lass uns arbeiten.«
    Ich antwortete nicht, ich stand auf und ging.
    Auf dem Parkplatz stand ich vor Tessas Audi, als könnte der mir etwas erzählen. Ich stieg in mein Auto, starrte vor mich hin und wusste, dass ich mich antreiben sollte. Aber wozu, wohin? Dieser Stillstand in mir war wie eine bedrückende, schmerzende Klammer. Es gab kein Mittel dagegen.
    Irgendwo da draußen in den Wäldern war Tessa. Wahrscheinlich hatte sie Angst um ihr Leben, wahrscheinlich zitterte sie, wahrscheinlich konnte sie keine Brücke bauen zu diesen Kindern. Aber das war falsch, das waren keine Kinder! Das waren überaus gefährliche Menschen. Sie würden gejagt werden. Niemand konnte sie berechnen.
    Ich fuhr von Bongard hinüber nach Brück, dann weiter in Richtung Daun. Ich wollte zum Krankenhaus, um Rodenstock zu sehen und mit ihm zu sprechen. Dabei versuchte ich, mich auf das Auto zu konzentrieren, fand das sofort lächerlich, parkte und stopfte mir wütend eine Pfeife. Ich zündete sie an, sie brannte nicht. Die Pfeife brannte niemals, wenn ich sie zu hastig stopfte. Ich versuchte es erneut. Diesmal war es besser, sie ging an.
    Rodenstock lag im Bett und las. Er legte das Buch beiseite, richtete sich auf und murmelte: »Ich habe mit dir gerechnet. Setz dich.«
    »Tessa ist weg«, sagte ich und ließ mich auf den Stuhl fallen.
    »Das weiß ich«, sagte er. »Sie haben mich angerufen. Emma war bis eben hier. Kischkewitz hat dich weggejagt, nicht wahr?«
    »Hat er. Ich habe mich wie ein Idiot benommen, habe da auf dem Eulenhof herumgesessen und alle verrückt gemacht. Was treibe ich da bloß?«
    »Du liebst diese Frau«, sagte er ganz einfach.
    »Du siehst übrigens gut aus«, erwiderte ich.
    Er sah mich an und begann zu lachen. Dann schüttelte er den Kopf und murmelte: »Du bist ein Narr, ein richtiger Narr.«
    »Ja«, nickte ich.
    Dann schwiegen wir eine Weile.
    »Ich will versuchen, dir die Situation zu erklären«, bemerkte er. »Diese Kommission hat es schwer. Sie haben es mit einer schnellen Folge von Verbrechen zu tun, die in einem so hohen Takt auf sie einprasseln, dass sie die einzelnen Komponenten nicht lange genug hin und her wälzen können. Der ganze Vorgang verschwimmt, eine Gesamtübersicht gelingt zunächst nicht. Jetzt Tessas Verschwinden. Ist das nun eine logische Folge der vorherigen Ereignisse, oder hat es damit nichts zu tun? Nein, unterbrich mich jetzt nicht, lass es dir erklären. Dann die Entscheidung, dass sie zwei Hundertschaften in die Wälder schicken. Ist das nur, um Tessa herauszuholen? Oder geschieht das auch, damit andere Spuren klarer werden? Du weißt selbst, wie schwierig und fragwürdig große Suchaktionen sind. Du musst als Verantwortlicher die Waage halten zwischen Gründlichkeit und Bewegung. Jagst du die Polizisten zu schnell durch den Wald, entsteht bei den Menschen, die du finden willst, entweder eine hohe Nervosität, und sie reagieren mit Gewalt, oder aber sie fragen sich verblüfft, wo denn die Polizei bleibt. Es kommen noch Kleinigkeiten hinzu: Sie kriegen die Hilfe von Hubschraubern mit Wärmebildkameras. Für den Laien ist das wie das Karnickel, das aus dem Hut gezaubert wird. Wir beide wissen, dass die Wärmebildkameras auch Wild erfassen. Rotwild, Rehwild, Schwarzwild. Noch viel schwieriger: Sonne, die den Waldboden aufheizt, beeinflusst auch die Kameras und kann zu krassen Fehlern führen. Kischkewitz steht also mit seinen

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