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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sonst nie.
    Aber ich blieb auf dem Eulenhof. Ich hatte eine panische Angst vor dem Alleinsein in meinem Haus, und vor dem Alleinsein mit mir. Ich kam mir wie jemand vor, den ich nicht kannte und der versagt hat.
    Dann wählte ich wieder Tessas Handynummer.
    Die von Ihnen gewählte Rufnummer


20. Kapitel
    Wo ist eigentlich der Bruder vom Ulrich, der Gerhard Hahn?«, fragte ich Kischkewitz, als der geschäftig an mir vorbeiging.
    »Unterwegs. Wir haben ihn angerufen, als wir heute Nachmittag zum ersten Mal hier auf dem Hof waren. Er war unterwegs in Köln. Er sei bei IKEA, hat er gesagt, Regale für den Betrieb einkaufen. Es stellte sich heraus, dass er schon mit mehreren seiner Angestellten hier gesprochen hat, auch mit Glaubrecht. Da haben sie entschieden, den Eulenhof vorübergehend zu schließen. Gerhard Hahn hat zu dem Zeitpunkt angeblich keine Ahnung davon gehabt, dass wir nach seinem Bruder suchen. Er wollte seinen Einkauf trotz des Mordes an Weidemann fortsetzen, ich denke, er ist mittlerweile auf dem Rückweg hierher. Aber der ist für uns nicht interessant.«
    Da war ich anderer Meinung und rief ihn an. Er meldete sich sofort.
    »Ihr Unternehmen wurde gerade konfisziert«, sagte ich.
    Er war mehr als gereizt, was ich gut nachvollziehen konnte. »Was heißt das denn jetzt? Drehen jetzt eigentlich alle durch? Seit Stunden telefoniere ich nur mit hysterischen Leuten!«
    »Jede Menge Bullen, Glaubrecht festgenommen, alle Gäste verscheucht. Zwei Pensionsgäste verhaftet, die gesucht wurden.«
    »Machen Sie sich jetzt einen Spaß daraus, mich zu verunsichern?«
    »Es ist wahr«, sagte ich. »Haben Sie eine Idee, wohin sich Ihr Bruder abgesetzt hat?«
    »Nein, habe ich nicht! Und was heißt ›abgesetzt‹, mein Gott?! Vielleicht ist er ja nur … bei einer Weinprobe an der Mosel! Was weiß ich?!« Gerhard Hahn war bedient. Jetzt schrie er fast, als er fortfuhr: »Viel lieber möchte ich von Ihnen etwas wissen: Haben Sie eine Vorstellung, wer Weidemann getötet hat?«
    »Niemand hat die«, antwortete ich. »Was werden Sie jetzt tun? Bleiben Sie, gehen Sie? Was ist der Eulenhof ohne Weidemann?«
    »Ein verdammt professioneller Hotelbetrieb«, erwiderte er schnell. »Darauf bin ich stolz, dafür habe ich verdammt hart gearbeitet. Dass ich gehen könnte, müssen Sie ganz schnell vergessen.«
    »Wo sind Sie denn jetzt?«, fragte ich.
    »Kurz hinter Nohn, ich hatte dringende Einkäufe in Köln. Aber ich habe nichts erledigen können, weil offenbar alle durchdrehen. Ich bin in ein paar Minuten zu Hause«, antwortete er.
    »Na schön, dann sehen wir uns.«
    »Was heißt das jetzt? Sind Sie etwa auf dem Eulenhof?«
    »Aber ja«, bestätigte ich. »Bis gleich.«
    Glaubrecht saß immer noch in der erzwungenen, unwürdigen Haltung an seinem kleinen Tisch. Er hielt die Augen geschlossen, und ich vermutete, er erwürgte in Gedanken gerade lustvoll jeden der anwesenden Polizisten mit bloßen Händen.
    Wenn ich an meinen kleinen Tisch stieß, schwappte das Eis in dem Becher herum, es war geschmolzen. Die ganze Herrlichkeit hatte einen matschigen Zustand erreicht und schmeckte nicht mehr. Ich versuchte mit mäßigem Erfolg die Ananasstückchen herauszufischen. Aber auch die schmeckten nicht mehr nach Ananas.
    Dann rollte Gerhard Hahn mit einem weißen Transporter von Renault auf den Hof. Er hielt an, stieg aus und ging auf einen uniformierten Polizisten zu.
    Ich hörte deutlich, wie er sich vorstellte und dann fragte: »Darf ich wissen, was hier los ist? Ich wohne hier, ich möchte informiert werden.«
    »Ich frage einen Beamten«, sagte der Polizist höflich. »Bitte ein wenig Geduld.«
    Gerhard Hahn nickte und sah sich aufmerksam um. Der Polizist telefonierte und sagte: »Einen Augenblick, bitte.«
    Kischkewitz kam eilig heran, nahm Gerhard Hahn ein wenig zur Seite, zeigte wohl wieder den Durchsuchungsbeschluss, redete auf ihn ein, war sichtbar freundlich.
    Hahn stieg wieder in sein Auto und fuhr es in den äußersten linken Winkel des großen Platzes. Wahrscheinlich wohnte er dort. Dann verschwand er in das Gebäude.
    Was wollte ich eigentlich von ihm? Konnte er mir sagen, wo Tessa war? Mit Sicherheit nein. Hatte er Ahnung von dieser kleinen Schlägertruppe? Wahrscheinlich nicht, er hielt sich aus den krassen politischen Dingen raus. Aber er war der Einzige der Eulenhof-Bewohner, von dem ich mir überhaupt verlässliche Einschätzungen versprach.
    Ich versuchte es zum x-ten Mal auf Tessas Handy und wurde gleichzeitig sauer

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