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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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untersuchen – und die Innereien auch. Mach es dringend, die Ergebnisse will ich auf meinen Tisch haben, die Rechnung auch. Schreibe mir bitte eine zweite Anzeige gegen unbekannt wegen des Angriffes auf Rodenstock heute Nacht. Ich brauche eine dritte Anzeige gegen unbekannt wegen der schweren Verletzungen in deinem Gesicht bei dem Niederschlag im Eulenhof. Wir werden jetzt nicht mehr höflich schweigen. Ich brauche jeweils die genauen Umstände. Wir müssen jetzt breitbeinig gegen sie vorgehen. Ich will, dass sie Angst bekommen und irgendetwas falsch machen. Und ich komme sofort.« Wieder fluchte sie laut und vulgär wie ein Bierkutscher, dann beendete sie das Gespräch.
    Ich ging in Rodenstocks Haus, löschte die Lichter und schloss hinter mir ab. Dann hockte ich mich noch eine Weile auf den Stuhl und sah zu, wie das Sommerlicht intensiver wurde. Im Westen zogen Wolken auf.

    Als ich wenig später mit dem Auto auf meinen Hof rollte, stand der Streifenwagen schon da, und die Beamten sahen sich die Katze und die Plastiktüte an.
    »Welch schöner Morgengruß«, sagte ich. »Moment, noch nicht runternehmen. Ich muss das noch fotografieren.«
    »Das haben wir schon. Stinkt ja erbärmlich«, sagte der Jüngere von beiden. »Wer hat Sie denn so lieb?«
    »Das würde ich auch gern wissen«, grummelte ich.
    Ich ging ins Haus, machte die Kamera zurecht und fotografierte die Schweinerei. »Ich soll Anzeige gegen unbekannt erstatten … Und Sie müssen die Kostbarkeiten leider zur Tierärztin Susanne Fügen transportieren. Die muss diese Gabe untersuchen. Das Ergebnis soll die Staatsanwältin Doktor Tessa Brokmann in Trier bekommen. Soll ich euch die Anzeige per Mail schicken?«
    »Das würde uns glücklich machen«, nickte der Ältere. »Stimmt es, dass der alte Rodenstock in die Mangel genommen wurde?«
    »Das stimmt.« Ich schnitt die Schnur durch, an der die schwarze Katze aufgehängt war. Sie klatschte an mir vorbei auf die Eingangsstufen hinunter, ich zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Und noch etwas«, sagte der Jüngere. »Sie sind nicht der Einzige, bei dem heute Nacht eine tote Katze aufgehängt wurde.«
    »Aha. Und bei wem noch, bitte?«
    »Raimund Oster ist das. Ein katholischer Priester, er arbeitet als Pfarrer in Gerolstein.«
    »Weiß man, warum?«
    »Angeblich hat er in einer Predigt was gegen Rechtsextreme gesagt. Aber das wissen wir noch nicht genau. Zu dem fahren wir jetzt.«
    Ich setzte mich eine Weile auf meine Terrasse, ehe ich daran ging, drei Anzeigen zu formulieren und damit meine jüngste Vergangenheit aufzuhellen. Es war ein ziemlich mühseliges Geschäft, weil mir die kargen Formulierungen nicht lagen. Aber dann kam mir die Idee, wegen der Gesichtsverletzungen einen Schadenersatz zu verlangen. Ich schrieb: …
und werde auf privatem Wege eine angemessene Schadensleistung von etwa zwanzigtausend Euro fordern
. Ich versuchte, mir die Gesichter von Ulrich Hahn und dem feisten Veit vorzustellen. Es war ein angenehmes Bild. Gleichzeitig wusste ich jedoch, dass sie darüber nur lachen würden …
    Dann telefonierte ich hinter Rodenstock her, und natürlich war niemand in der Lage, mir Auskunft zu erteilen. Also fuhr ich nach Daun in das Krankenhaus Maria Hilf. Dort geriet mir das Unternehmen zu einem Hindernisrennen. Aber immerhin gelang es, einen Arzt aufzutreiben, der Rodenstock nach der Einlieferung länger zu Gesicht bekommen hatte.
    Der Mann wirkte ausgepumpt und erschöpft, und als er vor mir stand, machte er den Eindruck, als hielte er nach einem Stuhl Ausschau, weil er zunächst einmal durchatmen musste.
    »Der Mann ist ja saumäßig geschlagen worden«, begann er.
    »Ja, das stimmt. Ich will nur wissen, ob er in Lebensgefahr schwebt«, sagte ich hastig.
    »Das wohl nicht«, nuschelte er. »Wir haben ihn liegend röntgen können. Keine Brüche. Meine Kollegen haben ihn sicherheitshalber ins Koma gelegt. Er ist ja schließlich ein alter Mann. Aber er ist noch nicht übern Berg, das wird ein langer Weg. Möglicherweise muss unser Gefäßspezialist noch einmal mit dem kleinen Messer an die schweren, komplizierten Einblutungen. Und bevor Sie fragen, nein, Sie können nicht zu ihm. Intensivstation. Mindestens zwei, drei Tage. Rufen Sie hier an, aber kommen Sie nicht her. Den Weg können Sie sich sparen.« Er drehte sich ab um wegzugehen, hielt dann aber inne, drehte sich zu mir zurück und fügte etwas düster hinzu: »Der, der das getan hat, gehört vor den Kadi. Unmenschlich, sage ich, einfach

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