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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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üblich. Rodenstock nannte das eine Siebenachtel-Bewölkung.
    Sie saß in der Wohnküche in Emmas Haus und war bemüht, eine gewisse Distanz zu halten. »Hallo! Kannst du mir bitte erklären, wie das aussah, als du Rodenstock gefunden hast?«
    »Ich habe das in den Anzeigen festgehalten. Hier ist der Stick.« Ich legte ihr das elektronische Wunderding auf den Küchentisch. »Er lag im Vorgarten auf dem Rücken. Wie lange er da lag, weiß niemand. Er trug noch die Sachen vom Vortag.«
    »Kann es sein, dass jemand von der Gegenseite dich beobachtet hat?«
    »Das kann gut sein. Ich habe nicht darauf geachtet. Wieso fragst du das?«
    »Weil einzelne Verfassungsschutzämter immer wieder betonen, dass rechtsextremistische Kreise ihre Aktionen niemals durchziehen, ohne hinterher genau zu registrieren, was dann geschieht. Sie seien gründlich, heißt es.«
    »Ich würde dem Verfassungsschutz nicht trauen«, sagte ich.
    »Ich habe gar keine andere Wahl«, erwiderte sie kühl.
    »Glaubst du denn ernsthaft, dass der Verfassungsschutz den Eulenhof nicht unter Beobachtung hat? Das ist doch absurd, das können die sich doch gar nicht erlauben. Natürlich werden die hier Leute haben. Aber sie werden sie nicht preisgeben.«
    »Der Bundesinnenminister sagte, sämtliche anfallenden Erkenntnisse in Sachen rechter Terror würden in Berlin zusammengeführt. Und in Berlin sagt man mir, der Verfassungsschutz beobachte den Eulenhof nur im Rahmen gelegentlicher Stichproben. Zweimal im Jahr. Es lägen keine besonderen Erkenntnisse vor.«
    »Na schön!«, bemerkte ich ätzend. »Wer es glaubt. Jetzt haben wir einen Mord an einem der Bewohner. Da wird sich das ändern. Aber ob sie der Staatsanwaltschaft Auskunft geben, wage ich dennoch zu bezweifeln.«
    Sie wurde etwas blasser um die Nase. »Aha, der Dame sagt man nix?«
    »Nein«, widersprach ich. »Das ist es nicht. Als die Riesenblamage mit der rechten Terrorzelle hochschwappte, sagte der Innenminister, man werde jetzt alle Erkenntnisse aus den Bundesländern zusammenführen und bekomme dann ein umfassendes Bild. Und genau das glaube ich nicht, nach allen meinen Erfahrungen wird das so nicht laufen. Glaubst du im Ernst, dass ein Agent des Verfassungsschutzes, der hier in der Eifel Rechtsextremisten beobachtet, seine Beobachtungen der Zentrale in Berlin zur Verfügung stellt? Der wird nicht einmal den eigenen Vorgesetzten informieren, weil sonst die enorme Gefahr besteht, dass irgendein Dritter auf seine Quelle zugreift und sie versaut. Das sind Männerspiele, Tessa, das läuft so und nicht anders. Ein Agent des VS, ganz gleich in welchem Bundesland, lebt von seinen Kontakten, er wird sie nicht preisgeben, was immer die in Berlin schwadronieren.«
    »Aber wir brauchen Insider auf dem Eulenhof!«
    »Das ist richtig. Gibt es schon eine Liste der dort gemeldeten Personen?«
    »Die gibt es. Es sind immerhin neunzehn mit festem, ersten Wohnsitz. Kommen rund vierzehn hinzu, die den Eulenhof als zweiten Wohnsitz angeben. Das sind Leute, die dort ein kleines Appartement gemietet haben. Es sind Jäger oder Manager oder Leute, die beides sind. Sie zahlen im Durchschnitt zweieinhalbtausend Euro Miete pro Monat, haben dafür aber einfache Getränke und Essen kostenlos, und auch ihr Auto wird gewaschen. Wir wissen bisher sicher, dass sie Feten mögen. Und manchmal werden bei den Feten Frauen verlost. Was auffällt: Angestellt sind ausschließlich Deutsche. Deutsche mit sichtbaren ausländischen Wurzeln kommen nicht in Betracht.«
    »Und woher beziehen sie die Frauen für die Verlosungen?«
    »Von einem Mann mit dem Spitznamen Mollimacher. Mit den Mollis sind weibliche Brüste gemeint. Es handelt sich um den Schönheitschirurgen Doktor Richard Voigt aus dem Sauerland, irgendwo bei Arolsen. Er ist natürlich auch Jäger und bringt gelegentlich blonde, deutsche Frauen mit. Und die werden schon mal verlost. Mollimacher ist der Mann, der besonders auf Frauen aus Kroatien steht. Er begründet das mit der Tatsache, dass die Frauen in Kroatien während des Zweiten Weltkrieges unsere Truppen am besten von allen besetzten Ländern versorgt hätten. Er ist ein ganz Netter und nennt die kroatischen Frauen die besten Fickerinnen Europas.« Dann hatte sie einen breiten Mund und stöhnte: »Herrgott! Könnt ihr diese Typen nicht mal vom Platz stellen? Die sind doch ekelhaft.«
    »Ja, ja«, sagte ich. »›Reine Rasse Eifel‹. Du verstehst das einfach nicht, du hast keine Ahnung, was der deutsche Mann wirklich will.

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