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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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überfallen hatten, bewusst das Risiko eingegangen waren, dass er starb. Es war ein Mordversuch.
    Ich setzte mich in den Scherenstuhl vor seinem Haus, auf dem er so gern dem Sonnenuntergang zusah. Ich dachte an den feisten Veit und badete in der Vorstellung, dem Mann mit aller Gewalt in die Eier zu treten und ihn dann hilflos zurückzulassen. Ich war beinahe ohnmächtig vor Wut.
    Sie kamen schnell und lautlos mit einem blauen Blitzgewitter vorgefahren. Und während der Arzt in die Knie ging und aufmerksam meinen Rodenstock anschaute, vollführten die Helfer vom Roten Kreuz ein erstaunlich schnelles Ballett und zauberten eine Trage neben Rodenstock.
    »Wieso liegt der hier?«, fragte der Notarzt sehr sachlich. Er ging in die Hocke und tastete ihn schnell und rücksichtslos von den Füßen bis zum Schädel ab. Rodenstock hatte große Schmerzen, sein kindliches Wimmern nahm kein Ende.
    »Das kann ich nicht genau beantworten«, gab ich Auskunft. »Das Haus hier ist sein Haus. Gestern Abend habe ich ihn vor Mitternacht hierher gefahren. Wir kamen von einem Termin.« Ich zuckte jedes Mal zusammen, wenn Rodenstock aufjaulte, weil das Abtasten des Arztes wohl eine Qual war.
    »Heute Morgen um sechs Uhr rief seine Ehefrau von einer Reise an und sagte mir, sie könne ihn nicht erreichen. Sie war in großer Sorge. Ich fuhr hierher und fand ihn so, wie er da liegt. Ich nehme an, er wurde überfallen, denn sein Festnetzanschluss wurde aus der Wand gerissen, sein Handy habe ich noch nicht gefunden. Ich gehe davon aus, dass er verprügelt wurde. Er trägt dieselbe Kleidung, die er trug, als ich ihn gestern hier absetzte. Er kann also stundenlang hier gelegen haben.«
    »Wer tut so etwas?«, fragte der Mann, während er Rodenstock weiter untersuchte.
    »Neonazis, zum Beispiel. Wir recherchieren in einem sehr traurigen Mordfall.«
    Er nahm eine Spritze aus seinem Koffer und setzte sie intramuskulär. Er sagte: »Wir verschwinden jetzt ins Krankenhaus, und Sie tauchen bitte im Laufe des Tages dort auf und erledigen die Bürokratie. Er hat wohl mehr blaue Flecke, als auf ihn draufgehen. Aber ich vermute auch innere Blutungen, was wir gar nicht so gern haben. Es war wahrscheinlich ein runder, stumpfer Gegenstand, ein hölzerner Knüppel vielleicht. Und nach den Stellen zu urteilen, an denen er getroffen wurde, haben diese Leute auch weiter auf ihn eingeschlagen, als er längst besinnungslos am Boden lag.«
    Er bedeutete den beiden jungen Männern vom Roten Kreuz, Rodenstock auf die Trage zu legen und sich tunlichst zu beeilen.
    Sie verschwanden beinahe lautlos wie in einem bösen Traum, und die blauen Blitze auf ihren Autos warfen ein unruhiges Stakkato über das noch schlafende Dorf.
    Es waren also Leute, die einen alten Mann bis zur Besinnungslosigkeit schlugen. Was sollte ich jetzt mit Emma machen? Ich rief sie an, und sie meldete sich sofort.
    »Hör zu«, sagte ich. »Dein Mann ist verprügelt worden. Ich habe den Notarzt und das Rote Kreuz verständigt, sie sind sofort gekommen, und Rodenstock ist auf dem Weg ins Krankenhaus.«
    Sie wirkte keineswegs geschockt, wahrscheinlich hatte sie in den letzten Stunden des Wartens und der vergeblichen Versuche, ihn zu erreichen, schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Sie fragte schnell und sachlich: »Hat er gesagt, wer es war?«
    »Das konnte er nicht, sie haben ihn bis zur Ohnmacht verprügelt.«
    Jetzt schluckte sie kurz, bevor sie fragte: »Sag mir: Würdest du an meiner Stelle heimfahren?«
    »Das würde ich.«
    Sie bedankte sich eilig und kündigte an, sofort die Koffer zu packen.
    Ich rief Tessa an und berichtete: »Sie haben Rodenstock überfallen. Entweder gestern Abend noch kurz vor Mitternacht oder in den Stunden danach. Er war bewusstlos, als ich ihn fand. Er ist jetzt auf dem Weg ins Dauner Krankenhaus, der Notarzt sagte, dass er möglicherweise innere Blutungen hat.«
    Sie fluchte: »Heilige Scheiße!« Sofort fragte sie: »Ist bekannt, wer es war?«
    »Ist es nicht.«
    »Und deine Meinung?«
    »Es waren die Leute vom Eulenhof. Da ist aber noch etwas. Ich bin gegen sechs Uhr aus meinem Haus gekommen. Jemand hat mir eine tote Katze in meinen Hauseingang gehängt. Und an der Klinke baumelte eine Plastiktüte mit den Innereien darin.«
    Sie überlegte eine Weile. »Das will ich dokumentiert haben. Fotografiere das. Ich schicke dir eine Streife vorbei. Du erstattest Anzeige gegen unbekannt. Auch wenn es eine Zumutung ist: Du musst eure Tierärztin unterrichten. Sie muss das tote Tier

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