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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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das ist wohl meine Pflicht. Aber ich werde mich von ihm trennen. Das ist mir klar, seit ich ihn heute dort liegen sah. Du lieber Gott, was muss ich meinen Söhnen berichten!«
    »Hat er Namen erwähnt?«, fragte ich.
    »Ja, das hat er.«
    »Können Sie diese Nacht mit Ihrem Mann aufschreiben? Ein versuchtes Gedächtnisprotokoll?«, fragte Rodenstock.
    Sie starrte in eine unbekannte Ferne und antwortete: »Das werde ich versuchen.«
    »Dann brauche ich einen kurzgefassten Text von Ihnen, der mich ermächtigt, die Sachen und Waffen Ihres Mannes vom Eulenhof zu holen«, fuhr Rodenstock fort.
    »Ja, klar«, nickte sie. Dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen, und sie begann zu weinen, laut und klagend, und sie hatte ein schneeweißes Gesicht und wirkte zerstört.

5. Kapitel
    Auf dem Rückweg bat ich Rodenstock: »Geh nicht allein dorthin. Nimm mich mit.«
    »Ich rufe dich an«, gab er zurück. Nach einer langen Pause setzte er hinzu: »Ich werde nicht schlafen können.«
    Tessas Auto stand nicht mehr vor seinem Haus. Rodenstock lachte unterdrückt. »Sie wird bei dir sein.«
    »Ich schaue mal nach«, sagte ich, wünschte ihm eine gute Nacht und fuhr weiter.
    Tessas Auto stand auf meinem Hof, in meinem Wohnzimmer brannte das Licht und schimmerte freundlich durch die geschlossenen Vorhänge. Ich wusste nicht, was mich erwartete, ich wusste nur, dass es kein Spaziergang werden würde.
    Tessa hatte sich auf meinem Sofa niedergelassen und die Füße hochgelegt. Sie sagte mit zwei leicht erhobenen Händen: »Versuche nicht, mir etwas zu erklären, hör mir einfach zu. Passt dir das?«
    »Das passt mir.«
    »Dann setz dich und hör mir einfach zu.« Sie setzte die Füße auf den Teppich und sah mich an.
    »Ich marschiere auf die Fünfzig zu. Das ist zwar noch eine Weile hin, aber es wird kommen. Ich bin eine berufstätige Frau, ich arbeite Vollzeit, ich bin eine Mutter von zwei Kindern, die zur Schule gehen. Ich musste mich scheiden lassen, weil mein Ehemann sich in eine Person verwandelte, die ich nicht mehr wollte. Und immer wanderte ein Schatten mit mir. Das war die Frage, ob es mir jemals gelingen würde, jemanden zu finden, mit dem ich alt werden könnte, mit dem ich lachen könnte, bei dem ich nicht vertrockne, der mich überraschen könnte. Das hat überhaupt nichts mit ewiger Liebe zu tun, das ist praktischer Alltag. Bekanntlich leben wir nur einmal, wir haben nur diesen einen Tanz. Und ich bin nicht bereit, diesen einzigen Tanz zu verschenken, verdammt noch mal. Du bist aufgetaucht, ich habe mich in dich verliebt, und du hast mir sogar gesagt, dass du mich liebst. Dann haust du mir in einem blöden Telefonat um die Ohren, dass ich gar nicht in die Eifel kommen muss, weil es da nichts mehr zu besichtigen gibt. Entschuldige mal, von meinem Job als Staatsanwältin hast du keine Ahnung, und diese Baumeister-Bemerkung tat nicht nur weh, sie war auch höchst dumm. Damit taucht auch die Frage auf, ob dein Hirn gelegentlich aussetzt oder ob du vergisst, mit wem du sprichst, oder ob dir das vollkommen egal ist.« Sie stand auf, und sie sagte: »Ich habe meinen Kindern versprochen, dass ich pünktlich zum Frühstück zu Hause bin. Und versuch nicht, mir dazwischen zu reden. Bis irgendwann!« Sie ging hinaus, die Haustür klackte zu.
    Ich hatte das Gefühl einer bitteren Niederlage. Ich hockte in dem Sessel und fragte mich, warum sie nicht aufgehört hatte, mich scharf zu bestrafen, warum ihre Worte so endgültig geklungen hatten. Ich versuchte sie auszuschimpfen, zu fragen, ob sie mir nicht einmal zuhören wollte, und ob es wirklich notwendig gewesen sei, mich zu beleidigen. Dann wieder empfand ich ihre Worte als wütend und gerechtfertigt. Ich war tatsächlich zuweilen ein Narr, ich überlegte tatsächlich nicht immer, mit wem ich gerade sprach. Und: Es war mir wichtig, mit ihr zu sprechen. Friss Kreide!, befahl ich mir. Sie hat recht. Mach es gut und rede nicht mehr davon.
    Als ich aus reiner Gewohnheit auf meine Uhr blickte, war es drei Uhr am Morgen, und ich wusste nicht, wie lange ich da gehockt hatte. Ich ging nach oben in mein Schlafzimmer und war mir bewusst, dass wir in diesem Bett zusammen geschlafen hatten.
    »Du bist ein Trottel«, sagte ich laut. Irgendwann schlief ich ein.
    Ich wurde nur mühsam wach, als mein Telefon klingelte. Es war sechs Uhr, ich fühlte mich zerschlagen.
    »Ja, bitte?«
    »Ich bin es«, sagte Emma. Die Leitung war erstaunlich gut, ich konnte sie problemlos verstehen. »Ist Rodenstock bei

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