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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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das.«
    »Und Hyeronimus ist sicher ein Heiliger.«
    »Da kannst du aber für!«
    »Und du täuschst dich nicht bei dem Weg hier? Die Punkte, an denen wir halten, sind die richtigen? Also, ein Irrtum ist unmöglich?«
    »Junge, ich war weit über vierzig Jahre Waldarbeiter.« Da gab es keine Unsicherheit, er war nahe daran, beleidigt zu sein.
    »Du bist immer noch jeden Tag im Wald?«
    »Jeden Tag«, bestätigte er. »Ich brauche das. Auf beiden Seiten der Straße. Mal links, mal rechts. Hier sind wir links.« Er überlegte etwas. »Und eigentlich bin ich mein Leben lang beschissen bezahlt worden. Bäume fällen, Bäume klarmachen zum Transport, Bäume abfahren. Bäume zerlegen, zum Verbraucher fahren, Bäume zersägen, das Holz abfahren und zum Kunden bringen. Holz spalten, zum Sägewerk transportieren. Manchmal Holz zum Möbelhersteller fahren. Winterfütterung fürs Wild, dann neue Bäume setzen, Weihnachtsbäume umlegen, Netz drum und aufladen. Und keine Mehrzweckgeräte mit Computer oder so. Ich hatte keinen Urlaub, ich wusste gar nicht, wie man das schreibt. Und wenn ich dir erzähle, was ich pro Stunde verdient hab, würdest du mir das nicht glauben.«
    »Was schätzt du, wie weit ist der Weg da drüben von hier entfernt?«
    »Zweihundertfünfzig Meter Luftlinie, würde ich sagen.«
    »Und kommt man von dort aus auf diesen Weg hier?«
    »Ja, ganz einfach. Du fährst bis zum Ende da oben auf der Höhe und findest den Weg, der von da hierher führt. Kein Problem. Aber du musst natürlich wissen, welcher Weg wohin führt, welchen du fahren kannst.«
    »Wie sehen die Schwierigkeiten aus?«
    »Na ja, wenn du einfach drauflos fährst und keine Ahnung hast, wie der Weg aussieht. Also, die meisten sind junge Leute. Sie haben oft ein Mädchen dabei und suchen sich eine ruhige Stelle. Hat man ja selbst erlebt, war damals nicht anders als heute.« Er lächelte versunken. Wahrscheinlich hatte er seine Frau über diese Wege in die Einsamkeit gebracht. Und wahrscheinlich hatte seine Planung so ausgesehen, dass die Gute strikt schwanger wurde.
    »Wie sieht denn das aus, wenn du hier im Wald mit einem PKW scheiterst?«
    »Na ja, du brauchst bloß die Augen zu schließen und hängst in einem Quellgebiet. Das passiert öfter, weil die Quellgebiete von Gras überwachsen sind. Oder du setzt den Karren auf Baumwurzeln auf. Wenn du Pech hast, dann funktioniert dein Handy auch nicht, weil du zu abseits bist. Und dann musst du lange zu Fuß gehen.«
    »Also, du würdest sagen, dass die Jäger und die Jugendlichen vom Eulenhof diese Wege kennen?«
    »Ja, klar. Die treiben sich doch alle hier rum. Die kennen das. Sag mal, ist das so, dass die da richtige Neonazis sind?«
    »Es sieht so aus. Die rufen ›Heil Hitler!‹ und ›Juden raus!‹ und ähnliche schäbige Parolen. Wie soll man das sonst nennen?«
    »Die Menschheit lernt nicht«, sagte er. »Das ist aber scheiße für die Eifel.«
    »Da stimme ich zu. Nur sind das gar keine Eifeler.«
    »Das ist egal. Aber sie sind in der Eifel, also ist es scheiße für die Eifel.«
    »Siehst du oft Jäger oder Zivilisten hier auf den Wegen?«
    »Nein, nicht oft. Und ich kenne ja auch alles hier. Ich weiß, wo die Rehe stehen, ich weiß, wo die Wildschweine liegen oder wo sie den Boden aufbrechen. Der Förster kommt bei mir vorbei, wenn er das wissen will.«
    »Dann kannst du mir vielleicht weiterhelfen«, sagte ich. »Dieser erschossene Jäger saß auf einer Bank bei der Heyerkapelle. Er ist aber nicht da erschossen worden. Das muss woanders passiert sein. Ein Spezialist von der Mordkommission hat auf seiner Kleidung große, rote Waldameisen gefunden und dann noch Waldmeister. Wenn der Mörder tatsächlich von da drüben geschossen hat, als du hier auf dem Weg warst, dann muss der Jäger zu Boden gegangen sein, wo Waldameisen zu finden sind und wo Waldmeister steht. Das ist meistens in alten Buchenbeständen der Fall, hab ich mir sagen lassen. Und es müssen Fichten in der Nähe sein, weil Ameisen deren Nadeln zum Bauen des Nestes brauchen.«
    Er starrte mich finster an, als hätte ich ihn beleidigt. »Mann, Junge!«, stieß er hervor. »Wieso sagst du das denn nicht gleich? Das hättest du bloß zu sagen brauchen, und wir wären hingefahren. Junge, was für ein Scheiß!«
    »Tut mir leid«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Hundert Meter weiter. Kannst du von hier aus nicht sehen.«
    Diesmal gingen wir zu Fuß. Der Weg machte eine sanfte Biegung nach rechts. Da standen Buchen, ungefähr

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