Eifel-Krieg
erwähnt hat, als er über den Eulenhof erzählte.«
»Ja. Ana von Kolff nannte den Namen, aber wir haben nicht in Erfahrung bringen können, wer das ist, und ob er überhaupt existiert. Bei meinen Leuten ist der Verdacht aufgekommen, dass er möglicherweise ein Agent des Verfassungsschutzes sein könnte. Blue hat durchscheinen lassen, dass dieser Mann so etwas wie eine Beraterrolle hatte. Hast du mehr Erkenntnisse?«
»Nein, leider nicht. Hat Blue jemals erwähnt, wo er diesen Stefan getroffen hat? In einem Hotel vielleicht?«
»Einmal war die Rede vom Hotel
Augustiner Kloster
in Hillesheim, dann noch einmal vom Hotel
Panorama
in Daun. Das haben meine Leute abgeklärt. Sie fanden keinen Besucher mit dem Vornamen Stefan. Sonst haben wir keine Einzelheit.«
»Hat Blue mal erwähnt, wie alt dieser Stefan war?«
»Meiner Kenntnis nach nicht.« Sie seufzte und fragte dann: »Wie geht es dir denn so?«
»Nicht so gut ohne dich.«
»Dann müssen wir diesen Zustand ändern.«
»Das sehe ich ganz ähnlich. Also bis bald. – Halt! Stopp! Nicht auflegen! Was habt ihr denn für Erkenntnisse über diesen toten Richard Voigt? Der soll doch angeblich Frauen mitgebracht haben, die dann versteigert wurden.«
»Das haben wir auch gehört und notiert. Aber es gibt keinen Zeugen, der das bestätigt hätte. Du musst einfach wissen, dass alle Leute, die zum Eulenhof gehören, nichts aussagen. Sie machen sich steif und sagen abwehrend: ›Davon weiß ich nichts.‹ Das geht so weit, dass eine Küchenhilfe erklärte, ohne ihren Anwalt sage sie überhaupt nichts. Seit der Jäger Marburg den Schulterschuss abbekam, haben die dichtgemacht. Sie reden nicht mit uns, aber sie sind deutlich gezeichnet. Einige sind fast panisch. Jetzt der Chirurg Richard Voigt. Das war eine starke Figur, das war einer ihrer wichtigsten Leute mit vielen Beziehungen in die rechtsextreme Szene. Sie sind im Ausnahmezustand.«
»Haben diese Jugendlichen, die, wie wir stark annehmen, Rodenstock und den Fotografen fast zu Tode prügelten, irgendetwas Verwertbares gesagt?«
»Haben sie nicht. Die schweigen. Das, was sie sagen, besteht aus einem Satz. Der lautet: ›Wir haben niemanden verprügelt!‹ Dieser Veit Glaubrecht, der dich schlug, hat auf die Frage, warum er das getan hat, nur geantwortet: ›Ich schlage niemanden grundlos!‹ Dabei ist er vorbestraft. Er saß wegen gefährlicher Körperverletzung drei Jahre im Knast. Er hatte billigend in Kauf genommen, dass der, den er schlug, hätte sterben können.«
»Siehst du Lösungsmöglichkeiten?«
»Nein, so recht nicht. Wenn du noch einmal auf den Eulenhof gehst, verliere ich meinen Job und kann als Anwältin für Verkehrsrecht arbeiten. Man würde mir vorhalten, ich hätte dir das ausreden müssen. Verstehst du das?«
»Das verstehe ich, ja. Aber dann darfst du auch nicht leichtfertig sein. Du schwebst ebenso in Gefahr, das ist dir hoffentlich klar. Es wäre ziemlich schrecklich für mich, wenn dir etwas passiert.«
»War das jetzt eine Liebeserklärung?«, fragte sie erschreckt.
»Das war es wohl«, sagte ich.
Sie schwieg sehr lange. Dann sagte sie hastig: »Der tote Richard Voigt war für den Eulenhof eine richtige Katastrophe. Er war ein merkwürdiger Mensch, das stimmt wohl. Seine Eltern leben in Amecke im Sauerland. Die sagen, er sei in den letzten vier Jahren nicht ein einziges Mal bei ihnen gewesen. Und sie hätten auch keine Ahnung, wie er so lebt. Wir glauben das nicht. Voigt betrieb jedenfalls eine kleine Klinik mit vierzehn Betten in der Nähe von Amecke, und er hatte einen verdammt guten Ruf. Er hat eine Warteliste, die ein ganzes Jahr lang ist. Er war zwar teuer, aber gut. Da gibt es eine Sache, für die wir auch einen Zeugen haben, der sich einfach verplappert hat. Voigt hat einmal eine Prostituierte auf den Eulenhof mitgebracht, bei der er Fettgewebe aus den Oberschenkeln und dem Hintern entnommen und damit ihre Brüste vergrößert hatte. Er hat sie wohl regelrecht vorgeführt und genau gezeigt, wie er so etwas macht. Wie in einer medizinischen Vorlesung. Und die Anwesenden hatten ihren Spaß, hat unser Zeuge gesagt. Ich kann mir verdammt gut vorstellen, wie sie gegrölt haben, wie sie jede Falte sehen wollten, wie sie gegeifert haben. Manchmal hasse ich meinen Beruf. Wir haben die Telefonnummer der Frau und ihre Adresse.«
»Kann ich die haben?«
»Ich lege sie dir aufs Fax. Und halt mich nicht weiter von der Arbeit ab.«
»Frauen im Job sind widerlich.«
Ich setzte mich an den
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