Eifel-Krieg
sechzig bis achtzig Jahre alt, ein wunderschöner, grüner Dom. Etwa dreißig Meter weiter begann eine Fichtenschonung, ungefähr zehn Jahre alt.
Häh ging in die Knie, hockte sich hin und sah zwischen die Bäume. »Guck mal. Wenn du dich hinhockst, dann siehst du einen Schatten. Vor den beiden dicken Buchen da. Das sieht so aus, als hätte da einer gelegen. Da ist auch der Teppich aus alten Blättern aufgerissen. Siehst du das? Und Waldmeister steht da auch noch.«
»Tatsächlich«, ich staunte nicht schlecht, »das ist gut zu erkennen.«
»Verdorri noch mal! Dann ist der wirklich hier erschossen worden, als ich mit dem Schlepper auf diesem Weg war. Verdorri noch mal! Das ist ja ein Ding!«
»Sei froh, dass der Mörder dich nicht gesehen hat. Er hätte dich womöglich umgelegt.«
»Na ja«, sagte er mit schmalen Lippen.
»Dann habe ich noch eine Frage, die wichtig ist. Nachdem der Jäger erschossen war, muss der Täter ihn in das Auto geladen haben. Kann er dann den Toten von hier zur Heyerkapelle transportiert haben, ohne die Landstraße zwischen Nohn und Bongard zu berühren?«
»Kein Problem, wenn er sich auskennt. Es gibt mindestens vier Wege, auf denen mich keiner sieht und hört. Ich denke mal, das wären so zehn bis zwanzig Minuten, nicht mehr.«
»Gut so. Pass auf: Ich marschiere jetzt da hinüber auf die andere Seite zu der Stelle, von wo du den Schuss gehört hast. Und du gabelst mich da auf. Und damit ich klare Sicht habe, machen wir hier ein Zeichen. Wir legen den Stein da hochkant auf den Weg.« Ich wies mit der Hand auf einen großen Gesteinsbrocken, der am Wegesrand lag. Den stellte ich aufrecht hin und ging los.
Es war nicht schwierig, durch die enge Klamm zu kommen und den Weg zu erreichen. Ich sah den Stein ganz klar und konnte dann ungefähr den Standpunkt des Schützen einnehmen. Er hatte wieder einen Zweig an einem Haselbusch abgebrochen, damit er eine feste Auflage für den Lauf seiner Waffe bekam.
Ich rief Holger Patt von der Mordkommission an.
»Hier ist Patt, der nicht gestört werden möchte«, sagte er.
»Hier ist der Siggi, der dich mit so viel Liebe und Hingabe erträgt. Ich habe wahrscheinlich die Stelle gefunden, an der der ehrenwerte Richard Voigt von einer Kugel getroffen wurde.«
Es wurde laut, Häh auf seinem Diesel kam heran. Ich bedeutete ihm, die Maschine abzustellen.
»Jetzt kann ich dich wieder verstehen«, sagte ich.
»Welche Gemarkung?«, fragte Patt.
»Wie heißt die Gemarkung hier?«, fragte ich Häh.
»Auf dem Sibbel«, antwortete Häh.
»Hab ich gehört«, bestätigte Patt. »Und welche Gemeinde?«
»Nohn«, sagte ich. »Und wenn ich schon eure Aufgaben erledige, möchte ich dafür bezahlt werden.«
»Du bist nur gierig!«, sagte Patt angewidert.
»Und du wirst einen Führer brauchen. Das ist ein Mann namens Häh aus Nohn. Kann dir jeder zeigen. Habe die Ehre.«
»Ich heiße ja eigentlich Kirwel«, sagte Häh versonnen. »Aber das stimmt, Häh ist einfacher.«
Wir fuhren den Weg zurück, schweigend, und ich hatte keine Angst mehr, rücklings von dem Hochsitz des Schleppers zu fallen. Dann allerdings stand ich vor einem Problem, bei dem ein Scheitern durchaus realistisch war.
Ich nahm einen Fünfzig-Euro-Schein und hielt ihn Häh hin. »Für deine Mühen und deinen Tank«, sagte ich.
»Das geht nicht, das nehme ich nicht.«
»Ich verdiene mit dieser Geschichte Geld. Und da kann ich dir getrost etwas von abgeben.«
»Das nehme ich nicht, so was nicht.«
»Und wenn du das deiner Frau schenkst?«
Er überlegte einen Augenblick und sagte: »Die hat demnächst Geburtstag.«
»Siehst du. Dann kann sie sich doch irgendeinen Fummel kaufen. Oder?«
»Ja, wenn du meinst.« Er lächelte verlegen und nahm das Geld. Und sofort tickerte sein helles Gehirn weiter und er grinste: »Also, wenn du noch mal eine Frage hast …«
»Vielen Dank, mein Alter.«
Ich bestieg mein Auto, das wesentlich besser gefedert war als sein Dieselross, und machte mich auf den Weg nach Daun.
Nein, Rodenstock sei nicht mehr auf der Intensivstation, hieß es von einer nervösen Praktikantin mit fast schwarzen Augenringen. Nein, der sei jetzt auf Wachstation, aber ob ich so einfach dahin könne, sei fraglich. Ich solle mal einen Moment warten.
Als der Moment knapp vierzig Minuten alt war, übernahm ich die Leitung des Unternehmens, ließ mir die Wachstation zeigen und ging einfach rein. Dämmerlicht umgab mich.
»Ja, bitte?«, fragte eine männliche Stimme.
»Zu Herrn
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