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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Journalist.«
    »Ja«, grunzte er, »der Bodo hat mir von dir erzählt.«
    »Was ist denn nun passiert?«, fragte ich.
    »Eigentlich nichts«, sagte er und schaute dabei durch das Fenster in seinen Garten.
    »›Eigentlich nichts‹ kann nicht sein. Da war doch irgendwas.«
    »Ja, das Auto. Also ein PKW, kann ein alter Simca gewesen sein, ein Ford oder ein VW, was weiß ich.«
    »War etwas Besonderes an dem Fahrzeug?«
    »Nein. Das war weiß, aber nicht ganz weiß. Also sehr alt.«
    »War jemand drin?«
    »War zu weit weg, konnte ich nicht sehen. Aber dann, dann war es jedenfalls nicht mehr da.«
    »Um wie viel Uhr war denn das?«
    »Also zwischen sechs und sieben. Um sieben Uhr gibt es hier was zu essen.« Er lächelte seine Frau an, die in der Tür stand. Da schimmerte eine uralte Kumpanei auf, eine immer funktionierende, wahrscheinlich liebevolle Interessengemeinschaft.
    »War das eher sechs oder eher sieben?«
    »Ich habe ja keine Uhr an. Eher sechs.«
    »Und dann? Wie ging es weiter?«
    »Dann kam der Knall. Ein Schuss. Also, da war ich schon etwas weiter.«
    »War der Knall weit weg?«
    »Nein. Zweihundert, dreihundert Meter.«
    »Du kannst dich nicht täuschen?«
    »Kann ich nicht, das war eine Langwaffe. Habe ich mehr als vierzig Jahre bei jeder Treibjagd erlebt.«
    »Ist das weit von hier?«
    »Kann man so nicht sagen. Aber das findest du nicht.«
    »Kommst du mit?«
    »Nicht mit deinem Wagen. Wir nehmen den Schlepper.«
    Wir nahmen also Hähs Schlepper. Der stand in einem alten Holzschuppen hinter seinem Haus. Es war ein
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, dreißig Jahre alt, wahrscheinlich dreißig PS. Der Sitz des Mitfahrers befand sich über dem linken Hinterrad auf dem Kotflügel. Ich musste von hinten am Fahrersitz vorbeiklettern und erreichte dann ein kleines, eisernes Plateau, das von einem Rahmen umgeben war, der eine Höhe von knapp fünf Zentimetern hatte. Ich bin absolut schwindelfrei, aber das erschien mir sehr hoch. Dann erinnerte ich mich an die ausladenden Hintern gut gelaunter Bäuerinnen und fand, dass ich das aushalten musste. Im Übrigen konnte ich das Schicksal ohnehin nicht aufhalten, denn Häh saß bereits unter mir, startete den Diesel und stürmte ohne Vorwarnung hinaus auf die Straße. Es ging in Richtung Bongard.
    Nach ungefähr zwei Kilometern wurde Häh langsamer, deutete in die Mündung eines Waldweges und schrie: »Da!« Er schrie dann noch etwas, das ich nicht verstand, aber es musste mit meiner Sicherheit zu tun haben.
    Das Ross unter uns begann zu stampfen und zu schlingern, und ich hatte absolut nichts, an dem ich mich festkrallen konnte. Da war zwar Häh schräg unter mir, aber seine Arbeitsmütze schien mir kein guter Halt zu sein. Ich machte immerhin die Entdeckung, dass Häh unter Kopfschuppen litt.
    Der Weg vor uns war gut zu erkennen, aber es gab gelegentlich mit Schlamm gefüllte, große Vertiefungen, die Häh meisterlich umging, indem er sein Streitross zwischen die Bäume steuerte und gefährlich nah an den Stämmen vorbeischrammen ließ, sodass mich nur Millimeter vom sicheren Bruch zahlreicher Knochen trennten. »Zu nass!«, brüllte er.
    Links von uns war ein Wiesental, in dem Rinder standen. Ich sah zwei Kälber, die fröhlich herumhoppelten.
    Dann hielt Häh unvermittelt an und sagte: »Da drüben stand der PKW. Da ist ein Weg, der mit dem hier immer auf gleicher Höhe läuft. Da siehst du Schlehen und Schwarzdorn. Dahinter ist der Weg. Der PKW stand mit der Schnauze nach oben, also in die gleiche Richtung, in die wir jetzt fahren.«
    »Und wo hast du den Schuss gehört?«
    »Ein paar hundert Meter weiter.«
    »Also hin!«, sagte ich ergeben.
    Häh wusste genau, was er sagte, ein Irrtum schien ausgeschlossen. Wir rumpelten also weiter, und Häh stoppte den Diesel nach weiteren vierhundert Metern. Er stellte die Maschine ab. »Genau hier war ich, als ich den Schuss hörte.«
    »Aber von hier kannst du den PKW nicht mehr sehen, oder?« Ich stieg mühsam von dem Hochsitz herunter.
    Er stieg ab und antwortete: »Nein, kann ich nicht. Der Weg verläuft in einem Bogen, also sanft nach Osten. Von hier aus siehst du gar nichts mehr, auch den PKW nicht.«
    »Woher hast du eigentlich den Namen Häh?«
    »Das fragen alle«, grinste er. »Also, es ist so, dass mein Vater meinen Namen eintragen ließ. Er gab mir den Namen Hyeronimus. Mit Ypsilon gleich hinter dem H, das ist wichtig. Denn weil sich keiner den Namen merken konnte und weil er auch viel zu lang war, nannten mich alle Häh. So kam

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