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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ließ mich weitertreiben Richtung Nohn und kam an der Heyer-Kapelle vorbei. Immer wenn ich diese Kapelle sehe, frage ich mich: Wo sind die Menschen geblieben? Ein Kirchlein, einsam, mitten in einem Wald, nichts in der unmittelbaren Nähe, kein Weiler, kein Dorf.
    Mir wurde bewusst, dass ich genussvoll in Melancholie versank. Aber ist denn ein verlassenes Kirchlein nicht tatsächlich unendlich traurig? All die armen Seelen, die ein grauenhaft tristes Schicksal in die Eifel führte – und die dann dieses kleine Bauwerk schnöde allein ließen. Wenn das nicht gut war für die Tränensäcke!

    Nun war ich so weit, ich stoppte, rief Vera auf ihrem Handy an und begann leutselig mit der Bemerkung: »Hier ist der unvergleichliche Baumeister mit der Frage, wie es dir geht.«

    »Ach ja?«, antwortete sie und wurde heftig. »Ich habe zehn Mal versucht, dich anzurufen. Verdammte Scheiße! Du bist einfach nicht erreichbar. Ja, ich weiß von den Mordfällen, schließlich haben wir hier Computer und Internet und so einen Scheiß. Und nicht zuletzt sind wir eine Ermittlungsbehörde. Aber wieso verkriechst du dich?«

    »Ich verkrieche mich nicht. Ich habe von Kischkewitz erfahren müssen, dass dir das Landeskriminalamt einen fantastischen Job angeboten hat. Und jetzt will ich fragen, was das denn für ein fantastischer Job ist?«

    »Pressesprecherin«, kam es tonlos.

    »Das ist toll«, trällerte ich. »Herzlichen Glühstrumpf.«

    »Ich wollte es eher erzählen, aber ich habe es nicht gebracht.«

    »Das macht nichts, das passiert jedem mal. Wann holst du deine Sachen?«

    »Wie bitte?«, rief sie empört.

    »Wann du deine Sachen holst?«, wiederholte ich leichthin.

    »Ich muss mit dir reden, Baumeister.«

    »Musst du nicht«, sagte ich. »Du hast es bisher auch nicht getan. Die ganze Bullenverwaltung weiß seit Wochen Bescheid, nur ich nicht. Das ist Oberscheiße, um es mal vornehm auszudrücken! Also, wozu reden? Du wirst in Mainz bleiben, dir eine neue Wohnung einrichten, deinen Job machen. Aber meinetwegen kannst du dir Zeit lassen. Ich verstehe, dass dir eine Riesenchance geboten wird, die du nutzen musst. Ich will den Druck rausnehmen, verstehst du? Du brauchst keine langatmigen Erklärungen abzugeben …«

    »Aber ich will das erklären!«, schrie sie.

    »Deswegen rufe ich an«, sagte ich so ruhig wie mein Gartenteich vor einem Gewitter. »Konzentriere dich lieber auf das, was wichtig ist. Und das ist das Amt der Pressesprecherin. Nichts sonst.«

    Eine Weile schwieg sie. Schließlich fragte sie: »Du bist gekränkt, nicht wahr?«

    »Ja«, antwortete ich. »Aber das vergeht, das ist nicht so wichtig.«

    »Emma hat mir schon gesagt, dass du stinksauer bist.«

    »Es ist nicht gerade erheiternd, dass du in dieser sehr persönlichen Sache mit mir via Amerika kommunizierst. Wenn Emma dir das Händchen halten muss, solltest du überlegen … Ach, vergiss es. Lass dir also Zeit, ich habe tatsächlich viel zu tun.« Ich beendete das Gespräch.

    Dafür drückte ich Rodenstocks Handynummer und erklärte ohne Einleitung: »Tu mir den Gefallen und sag deiner Frau, sie soll sich in Zukunft raushalten aus Dingen, die sie nichts angehen, wirklich raushalten. Vera hat mir erklärt, dass sie Pressesprecherin werden soll, und ich habe ihr geraten, sich darauf zu konzentrieren.«

    »Hör mal, ich verstehe das alles nicht«, murmelte er hilflos.

    »Du musst das nicht verstehen«, sagte ich kühl. »Vera hat mir erklärt, Emma in den USA habe ihr gesteckt, ich in der Eifel sei stinksauer.«

    »Das ist doch normal«, sagte Rodenstock wild.

    »Das ist überhaupt nicht normal. Oder wirst du täglich zum Pinkeln getragen, weil deine Frau behauptet, du kriegst allein den Reißverschluss nicht auf?«

    »Sie nimmt doch nur Anteil!«

    »Sag ihr, sie soll sich ihre Anteilnahme in die Haare schmieren. Das wär’s für heute.«

    Damit beschloss ich diesen Vorgang, war satt und zufrieden und fuhr in mein kuscheliges Eigenheim. Nutze den Tag, wie meine Lehrer immer sagten, jawoll, carpe diem! Ich hatte zwar nach wie vor das Elend im Bauch, aber immerhin konnte ich bilanzieren, Rodenstock deswegen gnadenlos angeschnauzt zu haben, und Vera hatte ich auflaufen lassen wie einen Schluck Wasser in der Kurve – das war doch schon mal ein Anfang.

    Zum Ausgleich schwor ich Kinsi, dass ich mich intensiv um seinen Tod kümmern würde. Um das Maß voll zu machen, versprach ich Elvira Klein das Gleiche und sicherte dann auch noch dem Jungförster

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