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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kinder … ich meine, die Kinder gehen vor.«

    »Selbstverständlich«, nickte ich. »Kein Problem. Wir können ein andermal weitermachen. Wir telefonieren.«

    »Ja.« Sie konnte es sich nicht verkneifen, etwas heller wie ein Glöckchen anzuschlagen: »Ich hab’s doch gesagt …«

    »Sie hatten Recht«, wiederholte ich. »Leider.«
    In der Haustür fiel mir noch etwas ein: »Gehen Sie zu Rolli! Er braucht Sie. Und reden Sie ihm zu, dass er sich noch mal mit mir trifft.«

    Im Wagen entdeckte ich das obligate Zeichen auf dem Handy, dass man etwa zehnmal versucht hatte, mich anzurufen. Ich stellte das Gerät ab, ich wollte gar nicht wissen, wer da versuchte, mich zu erreichen.

    Der Abend nahte und mit ihm eine seltsame Ratlosigkeit. Ich wusste nicht, wohin mit mir, ich hatte Angst vor der Stille meines Hauses. Gleichzeitig war ich wütend auf mich selbst, wütend auf die Barrikade, die ich eifrig vor meiner Seele baute.

    Baumeister, du bist ein Riesenarschloch, du bist ein verdammtes Seelchen, du weichst aus, du weigerst dich, dich gewissen Tatsachen zu stellen. Vera will Polizistin bleiben, sie hat einen guten Job angeboten bekommen, sie will Karriere machen, ihr eigenes Geld, ihr eigenes Leben. Genau das willst du doch auch. Wenn du jemanden triffst, der dir das streitig machen will, beginnst du zu kreischen. Also hör auf zu jammern, benimm dich halbwegs wie ein Erwachsener.

    Ich rollte dahin, nahm nichts um mich herum wahr, und in Schutz hätte ich beinahe ein flüchtendes Huhn getötet, wobei man heutzutage eigentlich froh sein muss, überhaupt einem Huhn zu begegnen.

    Also gut, zurück zu dem Fall, Schluss mit den Trübseligkeiten! Was würde Rodenstock jetzt tun? Er würde, um einen brauchbaren Eindruck von der Clique zu bekommen, sich an jemanden wenden, der die Clique kennt oder sogar selbst Mitglied ist. Es dürfte allerdings kein Mensch sein, wie Oma Ohler es war. Sie war zu befangen. Wer war so ein Mensch?

    Ich spielte mit dem Gedanken, nach Monreal zu fahren und im Stellwerk bei Anja und Uli etwas zu essen. Drei kleine Steaks mit Lauchgemüse und Bratkartoffeln – was der Mensch so braucht, um weiter auf zwei Beinen stehen zu können. Doch im Geiste hörte ich Rodenstock röhren: »Wenn du flüchtest, erledigst du kein Problem!«
    Ich antwortete ihm nicht. Der Mann war ein ärgerlicher Besserwisser. Ich gab Gas.

    Es war wie üblich, kein Platz war frei.
    Fürsorglich schlug Anja vor: »Du kannst in der Küche am Katzentisch essen.«

    Zum Küchenbereich gehörte ein zwei Stufen höher liegender Vorratsraum, in dem sich außer einer Unmenge Wein eine Kühltruhe für das Fleisch befand, ein Gerät für die Eiswürfel, eine Batterie exquisiter Schnäpse und noch einiges mehr. Kurzum, das war eine Umgebung, in der sich hervorragend mampfen ließ.
    Ich konnte überirdisch strahlen und rund sechshundertmal versichern, es ginge mir klasse und überhaupt sei das Leben eines der besten – es beeindruckte niemanden.

    Anja baute sich schlank vor mir auf und fragte: »Du siehst beschissen aus. Geht es dir auch so?« Währenddessen zündete sie eine Kerze auf meinem Katzentisch an.

    »Ich bin etwas überarbeitet«, log ich tapfer.

    Sie grinste und sagte: »Red keinen Scheiß!« Zum Glück rief jemand nach ihr und sie entschwand.

    Insgesamt werkelten unter meinen neugierigen Blicken sieben Figuren weiblichen und männlichen Geschlechtes, riefen sich Kürzel zu, die für einen Sprachanalytiker unlösbar gewesen wären, schossen mit Tellern auf dem Arm hinaus, um wieder zurückzukehren, einmal an der herumliegenden Zigarette zu ziehen, einen Schluck Wasser zu trinken, ergeben gen Himmel zu blicken, Teller mit kunstvoll aussehenden Desserts zusammenzuraffen und erneut irgendwohin zu stürzen, als drohe der Menschheit eine Hungerkatastrophe.

    »Hast du Schluss gemacht oder sie?«, fragte Anja.

    »Sie«, sagte ich.

    »Ach ja? Das ist nicht gut. Und was unternimmst du jetzt?«

    »Na ja, ich sitze bei Anja und Uli und esse.«

    »Das ist gut«, sagte sie. »Und wenn dir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, komm zu uns. Wir haben ein Bett frei.«

    »Danke«, sagte ich, weil sie es so meinte, wie sie es sagte.

    Ich war mehr als gesättigt, als ich das Etablissement verließ, es hatte mehr als gut geschmeckt, ich hatte ein wenig nachgedacht und war zu einem Entschluss gekommen.

    Ich machte mich auf den Heimweg, das heißt, ich trödelte heim, fuhr Schleifen und Umwege, landete irgendwann in Bongard,

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