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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mit mir. Ich tanze nicht. Sie hat mit Bliesheim getanzt und mit anderen, die mit ihr tanzen wollten.«

    Ein Stoß Videos lag auf einer Bierkiste neben dem Fernseher. Einer der Filme mit einer großen, knallroten Schrift betitelt: Lutsch mich!

    »Hast du dir die Anlage selbst installiert?«

    »Klar. Alles selbst gemacht. Auch ISDN. Wie seid ihr denn auf mich gekommen?«

    »War nicht schwer«, sagte ich wegwerfend. »Das weißt du doch selbst, dass es nicht schwer war. Das mit deiner Fußspur habe ich dir ja schon gesagt, Junge. Und dann der blaue Müllsack.« Ich überlegte, wie ich einen Weg von ihm zu Elvira Klein legen konnte, einen Weg, den er zu gehen bereit war.

    »Warum ausgerechnet die Kleine Kyll?«, fragte ich gemütlich. »Badest du da manchmal?«

    »Ich? Ich bade nicht in der Kleinen Kyll. Sie hat da gebadet. Nackt. Mit Bliesheim. Mit Forst auch. Und mit dem Kaplan.«

    Das war wirklich interessant, nun durfte ich ihn auf keinen Fall erschrecken. Also lobte ich ihn.

    »Donnerwetter, das ist selbst für mich ganz neu. Sie hat da nackt gebadet? Mit Bliesheim? Mit Forst? Und sogar dem Kaplan? Lass mal hören!«

    Nun wirkte er stolz, dass er was wusste, was dem ›SEK-Mann‹ nicht bekannt war. »Konnte man vom Weg aus nicht sehen, weil das Gras hoch war und Büsche davor. Sie waren hinter einem Gebüsch. Aber ich habe sie gesehen.«

    »Und du täuschst dich nicht? Es war wirklich Elvira und es war Bliesheim, es war Forst und der Kaplan?«

    »Nein, klar, keine Täuschung. Weiß ich genau. Da steht ein Jägeranstand, da saß ich drin.«

    »Was haben sie genau gemacht?«

    »Sie waren lieb … sie waren lieb zueinander. Na ja.«

    Schalte jetzt um, Baumeister. Gib ihm Zeit, etwas Zeit.

    »Bist du oft hier in der Scheune?«

    »Ja, klar. Fast immer.«

    »Und du guckst Filme. Und gehst ins Internet und so.«

    »Korrekt«, nickte er ernsthaft.

    »Hast du Elvira angerufen? Von hier aus?«

    »Telefon? Nein Telefon mach ich nicht, Telefon ist doof. Warum kommen die anderen vom SEK nicht rein?«

    »Weil sie noch was anderes zu erledigen haben.«

    »Sie durchsuchen das Haus, klar. Und sie fragen Mama. Das kenne ich, das habe ich im Fernsehen gesehen. Sie haben dunkelblaue Masken auf, wie Motorradfahrer.«

    »Richtig«, sagte ich anerkennend. »Du bist ein heller Kopf. Was machst du beruflich, Karl-Heinz?«

    »Nix«, sagte er fast stolz. »Ich hab keinen Beruf. Ich hab’s mit den Drüsen, da geht kein Beruf. Mama sagt, ich brauche keinen, ich komme auch so durch.«

    »Ja, wahrscheinlich. Hast du das Messer weggeworfen?«

    »Welches Messer?«

    Langsam machte es mich verrückt, dass seine Stimme ohne jede Modulation blieb und sein Gesicht keine Regung mehr zeigte.

    »Das Messer, mit dem du sie erstochen hast.«

    Keine Antwort, kein Kommentar.

    Ich sah eine Möglichkeit aufschimmern, wusste aber nicht, ob sie was taugte. »Hat sie sich über dich lustig gemacht? Sie hat sich über dich lustig gemacht, nicht wahr?«

    Keine Antwort, kein Kommentar.

    »Sie hat sich über dich lustig gemacht. Und dann bist du furchtbar wütend geworden, nicht wahr?«

    »Manchmal. Willst du was anderes trinken?« Er mochte das Thema wohl nicht.

    »Nein, danke. Wie bist du an sie herangekommen?«

    Schweigen.

    Plötzlich wusste ich mit traumwandlerischer Sicherheit, wie ich ihn knacken, wie ich ihn zu einer Reaktion bewegen konnte. Wahrscheinlich war er vier Zentner schwer. Wahrscheinlich war er wegen dieser Fettleibigkeit sein ganzes Leben lang gehänselt worden, wahrscheinlich kannte er Spott und Hohn in Hülle und Fülle und hatte sich schon als Vierzehnjähriger Bemerkungen seiner Klassenkameradin anhören müssen: »Igitt! Bist du dick!«

    Meine Waffe würde Schweigen sein.

    Ich griff in meine Weste und zog den Tabakbeutel heraus. Ich fischte eine Pfeife aus der Tasche, eine Bari, eine sachliche Pfeife mit einem schönen Design. Ich stopfte sie bedächtig und zündete sie dann an.

    Er schien das als ein Zeichen zu nehmen und rauchte eine neue Zigarette an. Nach drei Minuten murmelte er: »Dein Tabak riecht ziemlich gut.«

    Ich erwiderte nichts.

    Er lebte in diesem Raum, Tag und Nacht. Jenseits des Ledersessels gab es eine zweite große Couch, auf der viele Decken und Kissen lagen. Wahrscheinlich schlurfte Karl-Heinz nur zu den Mahlzeiten zu seiner Mutter hinüber und wahrscheinlich war er der Typ, der seiner Mutter Stress machte, wenn die Frikadellen zu heiß waren oder nicht kross genug gebraten.

    Nun

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