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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wiederholte er sich: »Der Tabak riecht wirklich gut.« Ganz langsam drehte er den Kopf herum und betrachtete mich für den Bruchteil einer Sekunde.

    Ich tat vollkommen desinteressiert.

    »Wann kommen die vom SEK endlich?«

    Die Pfeife war ausgegangen, ich zündete sie wieder an und rutschte etwas vor. Ich fühlte mich jetzt sicher genug, stand auf und ging paffend hinüber zu dem Fernseher.

    Ich nahm ein paar Videos hoch. Die Titel lauteten zum Beispiel: Willige Lolitas aus Polen, Titten wie noch nie und Natursekt für dich! Plötzlich tat mir der Dicke unglaublich Leid, beinahe hätte ich mich zu ihm gewandt und gefragt: »Junge, kann ich dir irgendwie helfen?« Aber ich schwieg und rauchte vor mich hin. Ein Video ganz unten hieß Killing Machine, ein schweres Fleischermesser war auf dem Titel abgebildet. Die Klinge war blutig, das Blut tropfte herab.
    Unter dem Video lag ein Prospekt. Chatten Sie mit Marlene – machen Sie sie nass! Natürlich, sicher, das war es!

    Ich drehte mich bedächtig um und musterte ihn, ohne ein Wort zu sagen. Er sah mir in die Augen, eine halbe Sekunde vielleicht, dann guckte er wieder weg.

    »Die habe ich alle gekauft. Mama hat eine gute Rente«, murmelte er. Sein Rücken streckte sich etwas, sein Hals, den es eigentlich nicht gab, wurde ein wenig länger.

    »Ist ein Anwalt teuer?« Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Kriegt man auch einen gestellt, wenn man kein Geld hat?«

    Neben den Videos lag noch etwas anderes auf dem Boden. Weil es dort dunkel war, war es schwer auszumachen. Ich bückte mich und griff danach – ein schwarzer Tanga.

    Ich hielt das Ding hoch und ließ es um meinen Zeigefinger kreisen. Ich sah Karl-Heinz dabei an und merkte, dass sich mein Mitleid in Wut verwandelte.

    Ich schrie: »Sie ist hier gewesen, nicht wahr? Und erzähl jetzt keinen Scheiß mehr.«

    Er schaute an sich herunter auf seinen ungeheueren Wanst. »Wir haben gechattet. Ich war ihr Bussibär. Wenn ich chatte, im Internet, bin ich Bussibär. Das war ich immer schon.«

    »Und welchen Codenamen hatte sie?«

    Er wirkte beleidigt, ich schien keine Ahnung zu haben. »Keinen. Sie hatte nur den Klarnamen. Einfach Elvira.«

    »Was hast du ihr denn versprochen?«

    »Nichts. Was sollte ich ihr versprechen? Ich habe ihr geschrieben, wir können Sekt trinken, so viel wir wollen. Und scharfe Filme gucken. Und ich würde sie streicheln, bis es ihr kommt. Mehr nicht.«

    »Und dann hat sie dich besucht?«

    »Ja«, sagte er tonlos und schloss dabei die Augen.

    »Kam sie im Auto? Aus Meerfeld?«

    »Ja.« Er bewegte sich nicht.

    Hatten Kischkewitz oder Özcan jemals Elviras Auto erwähnt? Hatten sie nicht. Aber ich musste reagieren, ich musste ihn weitertreiben. »Moment, ihr Auto steht doch bei ihr zu Hause. Das ist doch gar nicht weg, das steht in Meerfeld vor ihrer Garage.«

    »Sicher«, nickte er ernsthaft. »Ich habe sie … weggebracht, bin dann hierher, habe ihr Auto nach Meerfeld gefahren und zu Fuß zurück.«

    »Und wie ist es passiert? Ich meine, du kannst es mir ruhig sagen, Junge. Es gibt ja keine Zeugen.«

    »Na ja, sie kam hier rein.« Er zeigte zum ersten Mal Anzeichen von Unruhe. »Also, sie stand da an der Tür, ich hatte sie aufgemacht. Es war abends, schon dunkel. Und …«

    »Und? Karl-Heinz!«

    »Sie hatte Spaß … Sie lachte. Und zuerst trank sie ein Glas Sekt. Dann sagte sie …« Es fiel ihm schwer.

    »Was, Karl-Heinz?«

    »Sie sagte, sie würde doch … sie würde doch …«

    »Ganz langsam, Karl-Heinz, wir haben Zeit. Stand sie oder saß sie irgendwo?«

    »Sie saß da auf dem Sofa, da, wo du hingesprungen bist.«

    »Was hat sie gesagt?«

    »Sie sagte, dass sie besser wieder geht. Und dass alles sowieso nur ein Spaß wäre.«

    »Und dann? Was hast du geantwortet?«

    »Ich sagte, nee, du kannst doch bleiben.«

    »Weiter!«

    »Sie sagte, sie wolle wieder gehen. Zu irgendeinem Schuppen, wo noch was los sei. Aber ein Glas Sekt würde sie noch trinken.«

    »Das ist ja spannend. Wie ging das weiter?«

    »Ich habe ihr ein Glas Sekt gebracht und gesagt, sie kann bleiben und so viel Sekt saufen, wie sie will. Und dass ich einen scharfen Film habe, den ich einlegen kann und so. Sie meinte, nein, das wäre doch nichts. Und ich sollte nicht böse sein, aber sie ginge wieder. Ich sagte, du gehst nicht. Einfach so. Also ganz friedlich. Aber sie wollte raus und ich habe sie festgehalten. Dann setzte sie sich wieder auf das Sofa da und sagte: Entschuldigung,

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