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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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war ich? Ich hatte keine Ahnung mehr, wo genau ich mich befand. Lief ich hangabwärts, konnte sich das als schwerer Fehler erweisen, denn zwischen mir und der Talstraße gab es nach meiner Erinnerung starke Einschnitte, was bedeutete, dass ich steile Hänge hätte hochklettern müssen. Da wäre ich wie auf einem Präsentierteller zu sehen. Also, wohin?

    Ziemlich in der Ferne war jetzt ein Automotor zu hören.

    Ich tauchte vorsichtig aus dem Farngewirr auf und versuchte den Beifahrer auszumachen, der Manni hieß. Ich konnte ihn nirgendwo entdecken.

    Ich erinnerte mich an etwas: Oben auf dem Berg entsprang einer der Zuflüsse der Lieser, oder war es die Kleine Kyll? Ich wusste es nicht genau, aber das spielte im Moment auch keine Rolle. Wenn ich strikt nach Südosten lief, konnte ich diesen Zufluss nicht verfehlen und brauchte ihm bloß zu folgen, bis ich auf die B 257 Daun–Bitburg traf. Wo Südosten war, konnte ich leicht aus dem Stammbewuchs der Buchen ablesen und hohe Buchen standen links von mir, ungefähr einhundert Meter entfernt.

    Der Nissan kam nun schnell näher und stoppte. Jemand, eine neue Stimme, fragte: »Wo kann er denn hin sein?«

    »Na, runter zur Straße«, schrie der Beifahrer. »Wohin denn sonst, blöder Hammel! Macht ihn alle, wenn ihr ihn habt. Nicht erst fragen, ob er katholisch oder evangelisch ist.«

    Plötzlich war Cisco neben mir und er krümmte den ganzen Körper vor Freude, dass er Herrchen wieder gefunden hatte. Ich wusste genau, dass er jaulen und bellen wollte. Beruhigend redete ich auf ihn ein. »Hör zu, das ist gar nicht spaßig, das ist sehr ernst. Die schießen und sie schießen dich tot, falls du verstehst, was ich meine. Also, sei verdammt noch mal still. Wir gehen jetzt weiter. Und zwar am Hang entlang nach Südosten, falls du das kapierst. Dann queren wir die B 257 und kommen nordöstlich von Meisburg raus. Da sind Leute, da bekommen wir Hilfe.«

    Ich richtete mich auf und linste vorsichtig in sämtliche Richtungen. Weder der Beifahrer noch irgendein anderer Mann war im Moment zu sehen. Zu hören war auch nichts, bis der Motor des Nissan aufjaulte.

    »Lass uns schneller gehen«, befahl ich meinem Hund. »Bald erreichen wir einen Bach. Dort kannst du saufen.«

    Es dauerte nicht lange, bis der Bach vor uns lag. Wir stiegen in das Nass und tranken erst einmal beide von dem klaren, frischen Wasser. Den jenseitigen Hang stiegen wir etwa fünfzig Meter hoch und liefen anschließend parallel zum Bachlauf den Berg wieder hinunter.

    Nun öffnete sich vor uns eine weite, freie Fläche: Wiesen, Kornfelder, der Roggen stand, der Weizen war geschnitten. Und plötzlich erinnerte ich mich, dass der Bach durch eine Senke führte. In dieser Senke lagen Gebäude, das wusste ich sicher. Ein Bauernhof wahrscheinlich. Aber einen isolierten Hof, der mindestens fünfhundert Meter vom Dorf entfernt lag, konnte ich nicht gebrauchen. Ich wollte das sichere Gehege eines Dorfes.
    Ich hielt mich links auf der Höhe und verließ den Bachlauf. Über eine Kuppe führte die Bundesstraße 257, rechter Hand befand sich eine winzige Kapelle, dahinter ein Haus. Und in einer Biegung der Straße stand der dunkelgrüne Nissan. Niemand am Steuer, die vier warteten wohl irgendwo im Gebüsch, dass ich auftauchte.

    Es gab wenig Deckung, nur ein paar spirrige Haselbüsche, durch die hindurch man mich gut sehen konnte. Also das Ganze zurück marsch, marsch, in die Deckung eines Waldstreifens, der oberhalb der Senke auf die Straße zu verlief.

    In der Nähe der Rechtskurve der B 257 bemerkte ich meinen Freund, den Beifahrer. Er hockte hinter einem Haselnussstrauch im Gras und wirkte verstimmt, der Kleine, denn er starrte missmutig auf seine Füße und achtete nicht sonderlich auf seine Umgebung. Ich vermisste die anderen Männer, entdeckte sie aber dann gut gedeckt und gut gestaffelt auf der hohen Böschung.

    »Das ist doch Scheiße!«, moserte Manni laut. »Wieso sind wir nicht längst weg?«

    »Weil Bliesheim gesagt hat, wir sollen diesen Mann finden und ausschalten«, antwortete ein anderer mit einer klaren und wohlklingenden Stimme.

    »Komm«, zischte ich meinem Hund zu und wandte mich nach rechts. Ich hielt mich wieder neben dem Bachlauf und war sicherlich dreihundert Meter von meinen Jägern weg, als eine Wiese ein Verstecken unmöglich machte.

    Ich hörte, dass der Beifahrer etwas schrie, und schaute über die linke Schulter zurück. Einer der Männer sprang gerade wie ein Gummiball auf, fegte den

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