Eifel-Müll
vor einiger Zeit tätig geworden, als Natalie Colin noch unter uns weilte?«
»Das ist richtig. Der Mord als krimineller Akt interessiert uns gar nicht.«
»Aber Sie müssen, der Situation entsprechend, jetzt schneller recherchieren? Weil möglicherweise Zeugen wegen des Mordes auf immer verstummen?«
»Auch das ist richtig.«
»Ich nehme an, dass Erpressung eine Rolle spielt.« Wie weit konnte ich mich vorwagen, ohne ihn zum Verstummen zu bringen?
»Von Erpressung ist mir nichts bekannt. Aber bei der Zusammensetzung der Mitspieler scheint mir das möglich. Haben Sie in dieser Richtung etwas entdeckt?«
»Nichts, mit dem man etwas anfangen könnte. Spielt schwarzes Geld eine Rolle?«
»Das könnte sein, aber das wissen wir nicht. Darf ich jetzt eine Frage stellen?«
»Selbstverständlich.«
»Wie sind Sie darauf gekommen, ausgerechnet die Finanzfahndung anzurufen?«
»Weil ich mir nach einem längeren Gespräch mit Tina Colin nicht vorstellen konnte, dass die Finanzfahndung ahnungslos und blind an dieser merkwürdigen Runde in Bongard vorbeigeht.«
»Danke für das Kompliment. Und ich erlaube mir zwei kleine Hinweise für Ihre weitere Arbeit, muss aber vorher meinem Auftrag gemäß darauf hinweisen, dass ich erwarte, von Ihnen informiert zu werden, falls Sie auf etwas steuerrechtlich Relevantes stoßen.« Seine Stimme klang fröhlich. »Mein Hinweis Nummer eins: Da sind doch Fässer gefunden worden, von denen man bisher nur weiß, dass sie giftige Substanzen enthalten. Da ich ein hemmungsloser Verfechter der Naturschönheiten der Eifel bin, gebe ich Ihnen den Tipp, sich in einschlägigen ... nennen wir es mal: Müllkreisen nach einem Mann namens Ladi zu erkundigen. Das ist allerdings nur eine Vermutung. Hinweis Nummer zwei: Die europäische Szene der Müll-Spezialisten ist ein kaum zu durchschauendes Durcheinander. Da werden Firmen gekauft, neue eröffnet, alte integriert, über Grenzen hinweg Verträge gemacht. Es kommt vor, dass jemand Konkurs anmeldet und wir feststellen müssen, dass dieser Jemand zwei Tage vorher über einen Strohmann mit einem dreistelligen Millionenbetrag in ein italienisches Müll-Konsortium eingestiegen ist. Den speziellen Fall betreffend ist ein Stichwort interessant: das hinterlistige Aufkaufen von Konkurrenten, die so genannte unfreundliche Übernahme.«
»Wer hat wen unfreundlich übernommen?«
»Das kann ich Ihnen nicht beantworten«, lachte er. »Aber erkundigen Sie sich einmal nach einem Mann, der der Graf von Monte Christo genannt wird.« Damit beendete er unser Gespräch.
Ich blieb hocken, starrte in den Himmel und kraulte meinen Hund. Rodenstock redete immer noch, genau wie Vera. Ich beschloss, die Sache sofort zu klären. Ich rief Tina Colin an und sie meldete sich gleich.
»Hier ist Baumeister. Na, sind Sie glücklich mit der Illustrierten?«
»Nein, Sie hatten Recht, ich habe das Gefühl, die werden schreiben, was sie wollen. Immerhin habe ich das Geld schon bekommen.«
»Bravo! Warum haben Sie mir eigentlich gesagt, Sie kennen Mannebach nicht? Sie waren doch oft in der Jagdhütte von Hardbeck.«
»Stimmt«, sagte sie eifrig. »Ich denke nur immer an die Jagdhütte, nie an dieses Dorf, an Mannebach.«
»Das will ich mal glauben. Sagen Sie mal, ich wüsste gern den Namen, den bürgerlichen Namen vom Grafen von Monte Christo und ...«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen da helfen kann.«
»Sie können, wetten?«
»Das darf ich aber nicht. Alle meine Dinge darf ich nur der Illustrierten erzählen. Ich habe einen Exklusivvertrag.«
»Das gilt aber doch nur für die Geschichte und nicht für bloße Namen. Sie können mir mein Leben erleichtern, nennen Sie mir einfach den Namen. Sonst muss ich ellenlang telefonieren.«
Sie überlegte einen Augenblick. »Na gut, der Graf von Monte Christo heißt richtig Adrian Schminck und wohnt in Boos. Das ist...«
»Ich weiß, wo das ist. War der oft bei Ihnen im Forsthaus?«
»Ein-, zweimal, mehr nicht. Es wird übrigens behauptet, er habe was mit Natalie gehabt. Geben Sie nichts darauf, das stimmt nicht.« Das kam seidenweich und so nebenbei, dass das so sicher gelogen war wie das Amen in der Kirche.
»Dann interessiere ich mich noch für Ladi. Wer ist Ladi?«
»Och, der!« Sie wirkte so, als sei auch Ladi eine vollkommen zu vernachlässigende Größe. »Ladi ist ein Pole. Der war manchmal bei uns, wenn Hans Becker oder Herbert Giessen da waren. Der heißt natürlich nicht Ladi. Ladi ist ein Spitzname, die Abkürzung für
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