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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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etwas zu transportieren hat, kann sich an Ladi wenden. Sein Preis liegt bei der Hälfte der deutschen Preise.«
    »Was hat er auf die Fragen geantwortet, für wen er die Fässer gefahren, warum er sie in Mannebach abgeladen und wie viel er dafür bekommen hat?«
    »Seinen Auftraggeber hat er nicht verraten, sondern die Aussage verweigert. Er hat die Fässer in Mannebach abgeladen, weil er das Gelände dort kannte, gut kannte. Er kannte im Übrigen auch Natalie gut, weiß aber nicht, was sie an dem Tag unternommen hat. Er hat sie angeblich schon ein paar Monate lang nicht mehr gesehen. Seine Bezahlung war erstaunlich: Er hat zwanzigtausend in bar für den Transport genommen. Kischkewitz nimmt an, dass sich der Pole nun mit seinem Auftraggeber in Verbindung setzen wird. Auch deshalb die Überwachung.«
    »Sind die zwanzigtausend Mark einbehalten worden?«, fragte ich weiter.
    »War nicht mehr möglich. Die sind schon mit einem Kumpel von Ladi nach Polen gereist und bei seiner Frau angekommen. Ausgesprochen gut organisiert.«
    »Können wir jetzt mal über die verschwundenen Polizeibeamten sprechen?«, forderte Vera. »Und was heißt eigentlich ›verschwunden‹?«
    »Lässt du mich?«, wandte sich Emma an Rodenstock. »Also, das ist eine komische Sache. Die beiden Beamten sind durch die Mordkommission verhört worden und durften dann nach Hause gehen. Am nächsten Tag erschienen sie zur Spätschicht. Dann waren sie erneut zu Hause. Alles ganz normal. Inzwischen passierte Folgendes: Zwei Journalisten, Roland Grün und Stephan Sartoris vom Trierischen Volksfreund, recherchierten den Mordfall Natalie. Sie hatten eine gute Idee, wie man den Fall etwas anders darstellen kann, und zwar haben sie ihre Recherche an der Frage aufgehängt: ›Wer hat Natalie bei welcher Gelegenheit kennen gelernt?‹ Ein dankbares Thema, weil in der Provinz ja jeder jeden kennt. Die beiden marschierten zum Fotostudio Nieder und ließen sich die unzähligen, dort archivierten Fotos zeigen, die hier im Umkreis auf den Schützenfesten, Sportfesten, beim Karneval und auf den Junggesellenfesten gemacht worden sind. Und da Natalie ein fröhliches Kind war und sich überall sehen ließ, zudem auch sehr gern tanzte, fanden sie sechsundfünfzig Fotos, wo sie drauf war. Vier davon zeigten Natalie in äußerst enger Umarmung mit dem Polizisten namens Egon Förster, dreiundvierzig Jahre alt. Und weil Sartoris und Grün schon mal gerade dabei waren, suchten sie auch noch nach Fotos von Sven Hardbeck. Den fanden sie vierundzwanzig Mal, davon drei Mal regelrecht knutschend mit einer Frau namens Ulrike Benesch. Diese Frau, achtunddreißig Jahre alt, ist die Ehefrau des Polizisten namens Klaus Benesch, ebenfalls achtunddreißig Jahre. Und das war der zweite Polizeibeamte am Fundort der Leiche. Beide Fotosequenzen stammen aus dem vorigen Jahr. In dem Artikel, die die beiden findigen Redakteure daraufhin geschrieben haben, wird ungefähr stehen: ›Kein Mensch wird auf die Idee kommen, die beiden Polizeibeamten mit dem Täter in Verbindung zu bringen, aber dass die beiden toten jungen Menschen ausgerechnet mit diesen beiden Beamten privat zu tun hatten, ist sehr typisch für die Eifel. Hier ist jeder mit jedem verstrickte« Emma zündete sich einen Zigarillo an und blies den Rauch über den Tisch. »Gleich wird jemand die Zeitung in den Briefkasten schmeißen und ihr könnt es lesen. Aber die Geschichte geht weiter: Die beiden Redakteure hatten nun also die Bilder und wollten mit den beiden Polizeibeamten sprechen. Sie fuhren zur Polizeiwache und erfuhren dort, dass die beiden Beamten in Sonderurlaub geschickt worden seien. Wegen der extremen seelischen Belastung nach diesen Todesfällen. Die Redakteure wussten, wo die beiden Beamten wohnten, und fuhren dorthin. Beide Ehefrauen sagten, die Männer seien überraschend zu einem Sonderlehrgang berufen worden. Die Frauen gaben an, keine Ahnung zu haben, um was für einen Lehrgang es sich handle. Die Polizeiwache gab keine Auskunft mehr, weder zu dem angeblichen Sonderurlaub noch zu dem Lehrgang.« Sie schnaufte unwillig. »Du musst zugeben, dass das eine ziemlich verrückte Geschichte ist.«
    »Ich ahne Böses«, murmelte Vera düster. »Tatsache ist, dass eine solche Geschichte, einmal an der Öffentlichkeit, in wenigen Tagen die Laufbahn eines Polizisten beenden kann.«
    »Richtig«, sagte Rodenstock trocken. »Und da die journalistische Konkurrenz den Bericht lesen wird, müssen wir damit rechnen, auf sämtlichen

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