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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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beteiligt. Kischkewitz ist der Meinung, dass die Runde seit etwa zwei Jahren einen leisen, aber sehr coolen Coup vorbereitet hat. Ziel war das Müllunternehmen eines Mannes namens Gustav Sänger. Es bedient Teile von Köln, Hürth, Teile des Landkreises Euskirchen, Teile des Landkreises Bitburg-Prüm. Der Wert des Unternehmens steht heute bei etwa zweihundert Millionen. Gustav Sänger ist ein Patriarch, das Haupt einer Geld machenden Sippe, der absolute Herrscher. Ohne seine Zustimmung konnte nicht einmal eine Rolle Lokuspapier gekauft werden. Vor zehn Jahren ging Sänger an die Börse. Er brauchte viel Geld, um seinen Wagenpark zu erneuern. Der Börsengang war erfolgreich, etwa dreißig Prozent der Aktien ging an Kleinanleger, fünfunddreißig Prozent blieben in Sängers Hand und weitere dreißig Prozent bekam seine Schwester, die ihm bedingungslos folgte und sich selbst für das Geschäft überhaupt nicht interessierte. Diese Schwester sorgte mit ihrer Existenz für bestimmte Steuervorteile, das war alles. Aber dann starb die Schwester sehr plötzlich und hinterließ ihre Anteile ihrem einzigen Sohn aus einer zerbrochenen Ehe. Diesen Sohn kennen wir als den Grafen von Monte Christo. Und dieser Sohn mochte seinen Onkel Gustav überhaupt nicht und bezeichnete das Oberhaupt der Sippe als einen Dino, der abgeschossen werden müsste. Mit dreißig Prozent der Aktien fand sich der Neffe nun überraschend in einer Schlüsselposition wieder. Und jetzt tauchte am Horizont die Bongard-Gruppe auf. Wir wissen nicht, woher die Information kam, aber die Herren müssen schon früh erfahren haben, dass die Schwester Gustav Sängers sterbenskrank war. Jedenfalls kauften sie heimlich alle am Markt verfügbaren Aktien auf: satte zweiundzwanzig Prozent. Die Frau war noch nicht ganz tot, als ihr Sohn schon von der Bongard-Gruppe ungefähr siebzig Millionen für sein Paket angeboten bekommen hat. Der Patriarch Gustav Sänger konnte seinem Untergang nur zusehen, denn es war klar, dass der Graf von Monte Christo, mit bürgerlichem Namen Adrian Schminck, seine dreißig Prozent jedem verkaufen würde, nur eben nicht dem verhassten Onkel. Die Bongarder Gruppe war um jene bedeutsamen Sekunden, die dieser moderne Markt erfordert, schneller als andere. Um das Geschäft mit Adrian Schminck noch mehr zu beschleunigen und sich abzusichern, warf Hans Becker zusätzlich eine Angel aus. An der hing Natalie Colin. Trotz Computer, weltweiten Vernetzungen, coolem Geschäftsgebaren: Noch immer gilt, dass junge Frauen von enormer Wichtigkeit sind, eigentlich im menschenkalten Geschäft immer wichtiger werden.« Rodenstock brach abrupt ab und fragte: »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Es ist kurz nach fünf morgens, mein Lieber«, antwortete Emma matt. »Meine Ärzte liegen noch in den Betten, wir müssen Geduld haben.«
    »Ich habe aber keine Geduld mehr«, erwiderte er schroff. Dann lächelte er gequält. »Tut mir Leid, Leute. Weiter im Text. Die Gruppe in Bongard hatte also zweiundzwanzig Prozent der Aktien und wollte die dreißig Prozent des Adrian Schminck, dann konnten sie Gustav Sänger jederzeit überstimmen. Aber das war wohl gar nicht der Wunsch der Truppe, die vier Herren wollten mit dem Geschäft nichts zu tun haben, sondern nur einen Gewinn einstreichen. Es gibt nämlich noch einen riesigen Mischkonzern in dem Spiel, der in das Müllgeschäft einsteigen wollte und den Betrieb von Gustav Sänger gerne übernommen hätte. Doch der Mischkonzern kam zu spät, die Bongarder Herren verkündeten, sie hätten das Geschäft schon gemacht, boten aber beschwichtigend an: ›Ihr könnt den Betrieb kaufen, aber von uns!‹ Man weiß nicht genau, wie hoch der Gewinn für die Bongard-Gruppe ist, aber er muss immens sein. Darum wird sich die Finanzfahndung kümmern.«
    »Wie beurteilt Kischkewitz die Sache?«, wollte Vera wissen.
    »Er vermutet, dass etwas ganz Simples passiert ist: Natalie sollte das Leben von Adrian Schminck verschönen, zu einem ständigen Fest machen. Und, wie wohl erwartet, war sie perfekt. Der Mann hat sich ernsthaft in sie verliebt. Als er begriff, was da ablief, hat er sie getötet.«
    »Hat Schminck ein Alibi für den Tag, den Abend, die Nacht?«, fragte ich.
    Rodenstock schüttelte den Kopf. »Hat er nicht. Er sagt aus, er habe Natalie an diesem Tag nicht gesehen. Und es sei auch nicht vorgesehen gewesen, sich an dem Tag zu treffen. Er habe tagsüber im Büro gearbeitet. Am Abend sei er erst in einer Kneipe in Mayen gewesen. Das

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