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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sie ihr Bares versteckt hatte.
    Zwei Mercedes der S-Klasse mit Blaulichtern rauschten auf den Hof. Kischkewitz stieg aus und rief laut und unüberhörbar: »Hier wird nur von außen gelöscht, niemand geht in das Haus. Auch kein Brandmeister. Der Oberbrandmeister bitte mal schnell zu mir.«
    »Was will er denn?«, fragte Vera.
    »Na, ganz einfach. Er muss Spuren sichern. Wenn die Feuerwehr durchgegangen ist, kannst du von Spuren nicht mehr sprechen.«
    »Das ist doch alles egal«, murmelte Tina.
    Kischkewitz kam herüber zu uns und hockte sich auf einen Stapel Brennholz. »Ich darf wieder mit euch reden. Mein Staatsanwalt ist mittlerweile der Meinung, dass auch eine Mordkommission so etwas wie eine Serviceleistung erbringen muss. Wie geht es euch? Guten Tag, junge Dame. Willst du unter die Privatdetektive?«
    »Warum nicht? Da habe ich wenigstens nicht mehr mit Beamten zu tun.« Veras Stimme klang giftig.
    »Dein Chef hatte keine Wahl«, antwortete Kischkewitz gelassen. »Er musste dich aus dem Verkehr ziehen. Wie viele Verdächtige habt ihr?«
    »Neun bis zehn«, antwortete ich. »Was hältst du von diesem Schlägertrupp hier? Nach der Beschreibung waren es doch die Gleichen, die das Fernsehteam am Fundort der Leiche Natalies verprügelt haben.«
    »Man müsste herausfinden, was das Kamerateam und dieses Haus hier gemeinsam haben oder das Kamerateam und Tina Colin«, sagte Kischkewitz. »Jetzt muss ich arbeiten. Ich hörte, Emma ist unter den Lebenden?«
    »Ja, Gott sei Dank.«
    »Knutsch sie bitte von mir.« Er ging davon.
    »Moment«, sagte ich hastig. »Wo könnte ich den Polen Ladislaw Bronski finden?«
    »Autohof in Hürth. Nicht zu verfehlen. Da ist eine Kneipe. Die wissen immer, wo er ist. Aber Vorsicht, mein Lieber. Der Mann ist Dynamit. Und er lügt und lacht dabei. Das sind die Gefährlichen, wie du weißt.« Kischkewitz ging zu seinen Leuten.
    Ich sagte Vera, dass ich heimfahren wollte. »Ich bin einfach hundemüde und will nachdenken.«
    »Ich fahre dann später mit Rodenstock«, sagte sie.
    Im gleichen Moment kamen Emma und Rodenstock den Weg entlang. Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Emma hatte volle Kriegsbemalung angelegt, trug einen recht kurzen Rock und stöckelte ganz gegen ihre Gewohnheit auf haushohen Absätzen durch die Botanik.
    Als sie mich grinsen sah, lachte sie auch. »Chic, was? Rodenstock meint, das sei nicht angebracht, aber ich bin der Meinung, heute ist es sehr angebracht.«
    »Da hast du Recht«, sagte ich.

SIEBTES KAPITEL
    Mich beschäftigte eine Frage, die Kischkewitz gestellt hatte: Was hatten das Haus von Tina Colin und ein Fernsehteam gemeinsam? Wo war das Bindeglied? Oder – etwas anders gefragt – was hatte Tina Colin mit einem Fernsehteam gemeinsam, das sich bemühte, über die Ereignisse zu berichten? War das Fernsehteam auf etwas gestoßen, was jemandem schaden konnte? Hatte Tina Colin irgendetwas entdeckt, was jemandem schaden konnte? Dem Mörder? Aber schickte dieser Mörder vier Vermummte, die einfach drauflos prügelten? Oder hatte möglicherweise das Verprügeln des Fernsehteams und das Anzünden von Tinas Haus gar nichts mit den Todesfällen zu tun? Aber womit hatte es dann zu tun?
    Es war ein gutes Gefühl, nach all dem Wirbel eine kurze Galgenfrist äußerster Ruhe zu haben, allein in meinem Haus zu sein. Die Sonne hatte sich verabschiedet und, wenn mich nicht alles täuschte, war die Ermordung der Natalie vier Tage her, vier endlose, atemlose Tage und Nächte.
    Die Mordkommission, so viel war sicher, befand sich in keiner guten Lage. Die Flut der Berichte in allen Medien stellte diese Kommission lautstark als eine Ansammlung von Nichtskönnern dar, die es einfach nicht fertig brachte, Licht in das Dunkel zu bringen. Kischkewitz war ein guter Mann und ein blendender Kriminalist. Aber das war unbedeutend; solange diese Kommission nicht in der Lage war zu behaupten: Der ist es!, so lange würde es keine Ruhe geben. Und schlecht für die Ermittler war, dass vier Tage ohne Ergebnis verstrichen waren – die wichtigen ersten vier Tage, in denen Spuren etwas bringen sollen, ja müssen. Nichts an Spuren, nichts an Ergebnissen, eine im Grunde nicht fassbare Leere.
    Ich empfand es wie Hohn, dass es unserem kleinen Team nicht gelungen war, mit den übrigen vier Herren der Runde in Bongard zu sprechen. Zu viele Nebenkriegsschauplätze, zu viel Verwirrung und Verirrung um scheinbar Wichtiges. Jemandem, der nach der Wahrheit sucht, bereitet es ein unangenehmes

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