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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er sich mit den Hinterläufen vorwärts. Hätte jemand ihn gefragt, was er als Lebensziel ansehen würde, hätte er geantwortet: Einmal mit den Katzen und Herrchen zusammen auf einer Liege, einmal Frieden im Karton!
    Also ließ sich Cisco mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung neben meinem Kopf nieder, Paulchen stellte sich geräuschlos aufrecht, Satchmo glitt von der Liege und kroch unter ihr her.
    »Vorsicht!«, rief Vera heftig.
    Aber es war zu spät.
    Cisco hatte sicherheitshalber die Augen fest zugekniffen, weil ja schon Kleinkinder wissen: Wenn ich sie zukneife, sind sämtliche Gefahren nicht vorhanden! Infolgedessen entgingen ihm die körperlichen Bewegungen seiner Erzfeinde. Paulchen machte einen kleinen, entzückenden Hüpfer auf meinen Kopf und schlug dann erbarmungslos zu.
    Cisco schrie hoch und schrill, zeternd und vollkommen entsetzt. Er ließ sich über die Kante der Liege rollen, was taktisch gar nicht so übel war, aber Satchmo in den Kram passte. Der empfing meinen Cisco mit lautloser Brutalität, während sich Paulchen auf meiner rechten Kopfseite einstemmte und dann sprang.
    Cisco bellte empört und versuchte auf die Beine zu kommen. Aber Paul und Satchmo wollten die Sache ein für alle Mal klären, nahmen Cisco zwischen sich und ohrfeigten ihn nach Strich und Faden, wobei sie die Krallen voll ausfuhren. Das bedeutete Blut. Nicht viel, aber immerhin so viel, dass Cisco es wahrnahm und sein Gejaule intensivierte. Dann schoss er davon, unter die Birke, an der Eiche vorbei unter die wilden Rosen und um die Ecke ins Haus.
    Meine Kater folgten ihm nicht einen Zentimeter. Für so was waren sie sich entschieden zu schade.
    »Der braucht doch Trost!«, sagte Vera, stand auf und wollte ins Haus gehen.
    »Lass ihn«, bat ich. »Er muss lernen, dass er gegen die beiden nichts ausrichten kann.«
    »Das ist Darwin pur«, sagte Emma leidenschaftslos. »Nur den Juden blieb es vorbehalten, Darwin zu widerlegen. In Arabien.«
    Aus dem Haus war großes Geheul zu hören und nach wenigen Sekunden erschien Cisco an der Hausecke – er hatte sich für die Show entschieden. Er heulte zum Steinerweichen, guckte kurz, ob wir auch guckten, und als wir guckten, heulte er eine Oktave höher und strich dabei mit melancholischer Geschwindigkeit an der Hauswand entlang. Dann legte er sich platt ins Gras und starrte uns aus unendlich traurigen Augen an. Es war ein erstklassiger Act, reif für jeden Kulturkanal.
    Ich wollte nun doch aufstehen und meinem Hund in seiner schwersten Stunde beistehen, aber ich kam nicht mehr dazu. Irgendein Handy schrillte und Rodenstock hörte eine Weile zu. Dann kappte er die Verbindung, sah uns an und erklärte: »Wir sollten vielleicht starten. Jemand hat Tina Colin in ihrem Haus überfallen, das Haus verwüstet und angezündet. In Bongard ist die Hölle los.«
    »Ich habe kein Make-up und ich bin noch nicht frisiert«, sagte Emma energisch. »So gehe ich nie mehr außer Haus!«
    »Wir kommen nach«, grinste Rodenstock.
    Vera setzte sich neben mich in mein Auto und starrte durch die Scheibe.
    »Du hast etwas vergessen«, bemerkte ich. »Du wolltest die Waffe hier lassen.«
    »Wollte ich nie!«, erwiderte sie giftig.
    Ich fuhr, so schnell ich konnte, und als wir auf dem Hügel über Bongard ins Tal rauschten, konnten wir die Qualmwolke sehen. Sie war beachtlich.
    An das Haus heranzukommen war unmöglich, also parkten wir an der Landstraße nach Bodenbach. Das letzte Stück gingen wir zu Fuß, wobei das schwierig war, denn ständig schnauzten uns Feuerwehrleute an, wir sollten gefälligst die Fliege machen, uns verdrücken, unsere Neugier bezähmen und zusehen, dass wir Land gewännen. Es war ein Hindernisrennen allererster Güte.
    Das Haus war nicht mehr zu retten, das Dach eingehüllt in eine Wolke aus schwarzem Qualm, aus dem meterhohe Flammengirlanden schössen. Abseits, ein wenig links von diesem Inferno, saß Tina Colin auf einer Liege des Roten Kreuzes. Detlev kniete vor ihr und war dabei, ihr etwas zu spritzen.
    »Was ist denn los?«, fragte ich. »Was ist geschehen?«
    Tina Colin wirkte erstaunlich entspannt, sie lächelte.
    »Mach mal eine Faust!«, bat Detlev mit unglaublicher Geduld.
    Sie machte eine Faust. »Das waren Vermummte, das war wie im Fernsehen, wie in den Filmen, von denen man immer sagt, sie sind beschissen, weil sie so unglaubwürdig sind. Sie kamen auf Motorrädern. Vier Mann. Sie schellten ganz freundlich und sagten kein Wort. Einer hielt mich fest und die anderen

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