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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Gefühl, ständig von einem Herrn Giessen aus Bad Münstereifel oder von Herrn Becker aus Maria Laach, von Herrn Kleimann aus Euskirchen oder Herrn Grimm aus Koblenz zu sprechen – ohne mit diesen Namen eine Stimme und ein Gesicht verbinden zu können.
    Ich ging in mein Arbeitszimmer und hörte mein Telefonband ab. Es war nichts Wichtiges aufgelaufen, nur eine Frau, der kleine Männer, die Todesblitze versenden, begegnet waren, hielt mir einen aufgeregten, atemlosen Vortrag.
    Zuweilen ist es gut, sich an jemanden halten zu können, der nicht widersprechen kann. Ich nahm Cisco mit in mein Schlafzimmer und er durfte am Fußende liegen und nutzte die Gelegenheit, um einzuschlafen und sanft zu schnarchen.
    Ich starrte gegen die Decke und kam mir unzulänglich vor. Wieso hatten wir die Geschichte der beiden uniformierten Polizisten nicht geklärt, wieso wussten wir nicht, was Huhu über den letzten Abend von Sven ausgesagt hatte? Wieso hatten wir noch nicht mit dem Grafen von Monte Christo, dem nunmehrigen Hauptverdächtigen Adrian Schminck, gesprochen, wieso, wieso, wieso. Eine andere Stimme widersprach: Hör auf, herumzunölen, Baumeister. Du bist erschöpft und außerdem hast du zu viele Informationen gesammelt, die dir nun den direkten Weg zu einem möglichen Täter verstopfen. Wir hatten an irgendeinem Punkt den Weg des schnellen, direkten Nachfragens verlassen und waren auf Abstellgleise gelangt, wir steckten fest.
    Ich starrte an die Decke, ich überlegte, was denn meine Nachbarn wohl zu diesem Fall sagten, den sie jeden Tag diskutierten. Es war nicht schwierig. In meiner Vorstellung gab ich meinem Nachbarn Rudi Latten eine Stimme: »Hör zu, Siggi, da ist was abgelaufen, was eigentlich mit der Eifel nichts zu tun hat. Die Männer im alten Forsthaus in Bongard, das sind doch Kaufleute, ganz stinknormale Kaufleute, die den Hals nicht voll kriegen und die eigentlich nur hier sind, weil sie genug Geld haben, sich eine Jagd in der Eifel zu pachten. Der Hardbeck, ja, der ist Eifler, aber die anderen? Die sind doch nur aus Zufall hier, die haben doch mit der Eifel nichts am Hut. Aber die Bildzeitung schreibt, in Bongard habe eine kriminelle Vereinigung von Wirtschaftsschmarotzern getagt und fiese Pläne schmiedet. Das hätte doch genauso gut im Hunsrück oder im Westerwald oder in Oberbayern passieren können. Aber passiert ist es hier. Und ich sage dir: Das schadet der Eifel enorm!«
    Der Landrat? Würde er die Geschichte kommentieren? Und wie? »Ich sage euch, so Dinge passieren überall auf der Welt, in jeder Stadt, in jeder Region. Was hier passiert ist, verwirrt die Menschen, es macht ihnen Angst. Daher ist es enorm wichtig, ihnen zu sagen: Sie leben in einem sicheren Land und dieser Fall ist die Ausnahme. Aber dazu müsste man erst einmal die Möglichkeit haben, ihnen genau zu erklären, was da eigentlich passiert ist. Solange dieser Schwebezustand herrscht, so lange haben die Menschen hier überhaupt keine Sicherheiten mehr.«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich sprang wie elektrisiert auf. Ich rannte hinunter zum Telefon und rief Detlev Fiedler an.
    »Haben Sie Zeit, auf eine halbe Stunde hierher zu kommen?«
    »Ich weiß nicht recht, eigentlich müsste ich mal schlafen. Ach was, hier herrscht sowieso Kriegszustand. Ich komme.«
    Als er eintraf, war es Mitternacht und Rodenstock, Emma und Vera waren noch immer nicht aus Bongard zurück. Wahrscheinlich hockten sie irgendwo mit Kischkewitz zusammen und redeten über den Fall.
    »Wollen Sie etwas trinken?«
    »Einen Schnaps. Haben Sie einen Schnaps?«
    »Moment, ich hole welchen.« Ich kramte in der Küche herum und fand eine Flasche Obstler aus dem Gutland bei Bitburg. »Wieso herrscht Kriegszustand bei Ihnen?«
    »Meine Frau sagt, ich hätte mich viel zu tief in diesen Fall hineingekniet. Ich könne an nichts mehr denken als an die tote Natalie und würde darüber die Familie vergessen.«
    »Stimmt das? Hat sie Recht?«
    »Natürlich hat sie Recht. Aber ich denke, ich weiß sehr genau, das eine vom anderen zu unterscheiden.« Er lächelte und trank von seinem Schnaps. »Frauen«, murmelte er, »sind äußerst vernunftbegabte Wesen. Und als solche lassen sie sich ausschließlich von Gefühlen befehligen. Weshalb wollten Sie mich so dringend sprechen?«
    »Nun, Sie wissen wahrscheinlich, dass kürzlich ein Fernsehteam am Fundort von Natalies Leiche verprügelt worden ist. Und heute am späten Nachmittag ist das alte Forsthaus von Tina Colin von einer gleich

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